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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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schrieb er.«
    »Ein neuer Anführer?«, fragte Edmund verständnislos. »Wer soll das sein? Doch wohl kaum unser x-beiniger Cousin, der Dauphin?«
    »Nein«, antwortete Beaufort. Dann atmete er tief durch. »Ich weiß nicht, wie ich es euch schonend beibringen soll, aber das neue militärische Genie, das der Dauphin aus dem Hut gezaubert hat, ist eine Frau.«
    Sie saßen wie vom Donner gerührt. Hätte der Kardinal einem von ihnen plötzlich ein unsittliches Angebot gemacht, hätten sie kaum schockierter sein können.
    »Eine … eine Dame in der französischen Armee?«, fragte Lady Joan schließlich. »Ja, gibt es denn keinen Anstand mehr in der Welt?«
    Ihr Bruder schüttelte den Kopf. »Keine Dame. Sie ist ein Niemand, irgendein Hirtenmädchen …«
    »Oh, mein Gott.« John rutschte der Becher aus der Hand. »Oh, Jesus Christus, steh uns bei …« Er stützte den Ellbogen auf den Tisch und die Stirn in die Hand.
    »Ach, Waringham, du Trottel«, murmelte Edmund und wischte ebenso halbherzig wie erfolglos mit einem Zipfel des Tischtuchs über sein durchtränktes Hosenbein.
    Der Kardinal legte ihm die Hand auf den Arm, um ihn zum Schweigen zu bringen, und ließ seinen Schwiegersohn nicht aus den Augen. »Was wisst Ihr über dieses Mädchen, John?«
    »Gar nichts.« Er hob den Kopf wieder. »Aber der alte König Charles hat ihr Kommen geweissagt. Der heilige Denis sei ihm erschienen, hat er mir erzählt. In Troyes an einem warmen Tag im Frühling vor beinah genau zehn Jahren.«
    »Was hat er gesagt?«, fragte Beaufort. »Wisst Ihr’s noch?«
    »Das könnte ich schwerlich vergessen. Er sagte, der heilige Denis habe ihm versprochen, ein Wunder zu wirken. Ein Hirtenmädchen werde Edward von England aus Frankreich jagen. Er … na ja.« John hob die Schultern. »Er war eben völlig verrücktund glaubte, Euer Großvater sei immer noch König von England, Mylord.«
    Beaufort nickte versonnen. Niemand sagte etwas. Das war nicht nötig. Sie alle wussten, dass Gott manchmal aus dem Mund eines Narren sprach.
    Edmund und der junge York starrten sich an, ihr Schrecken ließ sie ihre Abneigung für den Augenblick einmal vergessen.
    »Nach dem, was ich in Erfahrung bringen konnte, ist ihr Vater ein Freibauer aus einem Dorf namens Domrémy«, nahm der Kardinal seinen Bericht schließlich wieder auf. »Es liegt in einer Gegend in Lothringen, die jahrelang durch burgundische Truppen verwüstet wurde und völlig verarmt ist. Sie behauptet von sich, sie höre die Stimmen der Heiligen Michael, Katharina und Margarete, die sie aufgefordert haben, gegen uns in den Krieg zu ziehen und den Dauphin nach Reims zur Krönung zu führen. Durch die Vermittlung eines Verwandten wurde sie von einem französischen Offizier empfangen. Den überzeugte sie von ihrer angeblichen heiligen Mission, und er brachte sie nach Chinon zum Dauphin. Das war im März. Auch der junge Charles schenkte ihr Glauben, gab ihr Männerkleider, eine Rüstung und eine Hand voll Soldaten.«
    »Sie trägt Männerkleider ?«, unterbrach seine Schwester fassungslos.
    Der Kardinal nickte. »Französische Freiwillige laufen ihr in Scharen zu. Offenbar ist ihr gelungen, was der Dauphin schon lange nicht mehr vermochte: Sie hat den Franzosen Hoffnung gemacht, dass sie sich von uns befreien können, wenn sie sich nur entschlossen genug wehren. Gegen den Rat der Kommandanten zog diese Frau mit ihrer Truppe nach Orléans, ritt am 29. April in die Stadt ein und führte den Widerstand von innen mit solchem Geschick, dass Bedford die Belagerung aufheben musste.« Er verschränkte die beringten Finger auf der Tischplatte und sah in die Runde. »Das war vor drei Tagen, Gentlemen. Und nun ist guter Rat teuer.«
    Nach einem längeren unbehaglichen Schweigen schaute Edmund auf und sagte kopfschüttelnd: »Es kann nicht mehr alsein Glückstreffer gewesen sein, Onkel, und es wäre niemals geschehen, wenn der Earl of Salisbury nicht gefallen wäre. Unsere Belagerungstruppen sind überrascht worden, schön. Aber Kriegsführung ist eine Kunst, die erlernt sein will. Das fällt einem Hirtenmädchen nicht einfach so in den Schoß.«
    »Es sei denn, sie hat die Führung der Heiligen«, gab der Kardinal zu bedenken.
    »Glaubt Ihr das wirklich?«
    Beaufort schüttelte den Kopf. »Ich glaube, dass Gott Harry und Katherine einen Sohn geschenkt hat, um England und Frankreich unter seiner Herrschaft zur größten christlichen Nation zu einen. Das glaubt im Übrigen auch der Papst, deswegen der neue Hut.«

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