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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Schwimmer. Als er sich hinreichend verausgabt und gesäubert fühlte, kam er genau an der Stelle wieder ans Ufer, wo seine Kleider und Waffen im Gras lagen.
    Behände schwang er sich aus dem Wasser aufs lange Ufergras, das in den letzten Strahlen der untergehenden Sonne leuchtete, als sei es mit Glut überzogen.
    Tudor schüttelte die roten Locken wie ein Hund. Kleine Wasserfontänen sprühten in alle Richtungen. Dann bückte er sich, hob sein Wams auf und fuhr sich damit nachlässig übers Gesicht. Den Rest ließ er vom Wind und den letzten Sonnenstrahlen trocknen. Reglos wie ein Findling stand er im Gras, das Gesicht nach Westen gewandt, die Augen geschlossen. Er lauschte dem murmelnden Plätschern des Flusses und den Vögeln, die in den Bäumen jubilierten. Ganz allmählich verschwand die Gänsehaut auf Armen und Beinen, und mit geschlossenen Augen ergab er sich dem köstlichen Gegensatz von kalter Haut und warmen Muskeln.
    Als er sich gerade nach seinen Hosen bückte, hörte er hinter sich ein verräterisches Knacken. Statt der Hosen ergriff er sein Furcht einflößendes Jagdmesser und fuhr herum. »Wer ist da?«
    Nichts.
    Angestrengt spähte er zwischen die Bäume, doch das Unterholz war dicht – er konnte niemanden entdecken. Schreckensvisionen von schottischen oder französischen Meuchelmördern begleiteten die Leibwächter des Königs auf Schritt und Tritt. Womöglich war es nur ein Fuchs, den er gehört hatte, aber es konnte ebenso gut ein Schütze mit gespanntem Bogen sein, der dort aus dem Dickicht auf ihn zielte.
    »Besser, Ihr kommt heraus, Freundchen.« Wurfbereit hob er sein Messer und log: »Ich weiß genau, wo Ihr seid.«
    Das Unterholz raschelte. Er sah helles Tuch schimmern, erkannte verwirrt, dass es sich eindeutig um einen Rock handelte,der dort zwischen den Haselzweigen zum Vorschein kam, und im nächsten Moment stand die Königin vor ihm.
    Sie trug ein Kleid aus feiner, frühlingshimmelblauer Seide, der hohe Stehkragen, der ihr bis an die Wangen reichte, war goldbestickt. Das herrliche blonde Haar war wie üblich geflochten und aufgesteckt. In kompliziert wirkenden Schaukeln lugte es unter der schlichten Haube hervor. Katherine hatte die wundervollen Augen weit aufgerissen und den Blick starr auf den nackten Mann am Ufer gerichtet, ihre vollen, fein geschwungenen Lippen waren leicht geöffnet.
    Owen Tudor genierte sich nicht – er hatte ein gänzlich unverklemmtes Verhältnis zum eigenen Körper. Weder störten ihn die Sommersprossen auf Armen und Rücken, noch bildete er sich ein, dass seine Größe oder die Kriegsnarben, von denen einige sich wahrhaftig sehen lassen konnten, ihn besonders unwiderstehlich machten. Ohne je viel darüber nachzudenken, hatte er sich immer so angenommen, wie er war. Dennoch brachte dieser unverkennbar bewundernde Blick, den Katherine unverwandt auf ihn geheftet hatte, ihn in Nöte. Das hier war die Frau, die er seit zehn Jahren anbetete. Er war allein mit ihr an einem Maiabend im Wald, er war unbekleidet, und sie verschlang ihn förmlich mit den Augen. Das blieb nicht ohne Folgen.
    Er wandte sich abrupt ab. »Ich hoffe, Ihr werdet mir den unpassenden Aufzug vergeben, Madame.«
    »Da ich Euch nachgestellt habe und nicht umgekehrt, wäre es wohl eher an mir, mich zu entschuldigen, nicht wahr?«
    Über die Schulter warf er ihr einen verwunderten Blick zu. »Ihr habt mir nachgestellt?«
    »In gewisser Weise.« Die Kopfschmerzen waren kein Vorwand gewesen, der abendlichen Tafel fernzubleiben – sie litt oft daran. Statt sich hinzulegen, hatte sie jedoch beschlossen, einen Spaziergang durch die laue Mailuft zu machen, um das Hämmern in den Schläfen zu vertreiben. Das war ihr auch gelungen. Doch als sie Tudors Fuchs allein an einen Baum gebunden vorgefunden hatte, war sie neugierig gewordenund hatte sich auf die Suche nach ihrem treuesten Verehrer gemacht.
    »Aber das braucht Ihr nicht, Madame«, antwortete er verständnislos. »Ein Wink mit dem kleinen Finger hätte genügt.«
    Sie sagte nichts darauf, doch plötzlich lag ihre kühle, schmale Hand auf seiner Schulter, und er fuhr leicht zusammen.
    »Seid Ihr so schockiert über meine Schamlosigkeit, dass Ihr mir den Rücken kehrt, Owen?«
    »Im Gegenteil, Madame. Eure Schamlosigkeit hat nur eine … erhebende Wirkung auf meinen männlichen Stolz, falls Ihr mich versteht, und ich dachte, den Anblick wollte ich Euch lieber ersparen.«
    Sie lachte. Es war ein kehliges, warmes, irgendwie undamenhaftes Lachen. Dann nahm

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