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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Maiglöckchen bedeckten den Boden des lichten Gehölzes wie ein weißer Teppich.
    »Du fürchtest, dem König mangele es an Mut?«
    »John fürchtet das«, antwortete Juliana. »Ständig belauert er den armen Jungen nach Anzeichen von Schwäche. Weil er insgeheim Angst hat, Henry könnte zu sehr seinem französischen Großvater nachschlagen.«
    »Ich würde John raten, mit solch finsteren Mutmaßungen zu warten, bis der König ein paar Jahre älter ist.«
    »Das sage ich ihm auch ständig. Aber hört er auf mich? Natürlich nicht.«
    Lady Adela blieb stehen und schaute ihre Tochter forschend an. »Höre ich da etwa Missmut über deinen Gemahl? Und ich hätte geschworen, du vergötterst ihn bis auf den heutigen Tag wie das ahnungslose Gänschen, das du warst, als du dich von ihm hast entführen lassen.«
    Juliana musste lächeln. »Das tu ich«, gestand sie. »Aber das macht mich nicht blind. John mangelt es an Gottvertrauen. Immerzu sorgt er sich um irgendetwas und befürchtet das Schlimmste. Das ist Sünde.«
    »Mag sein. Doch kein Wunder. Ihm sind genug schlimme Dinge zugestoßen, um sein Vertrauen in Fortunas Großmut zu erschüttern.«
    »Das ist wahr«, musste Juliana einräumen. »Aber all das ist so lange her. Uns ist so viel Gutes beschert worden in den letzten Jahren. Ich wünschte, er könnte mit ein wenig mehr Zuversicht in die Zukunft blicken.«
    »Du kannst einen Menschen nicht ändern, Juliana«, erwiderte ihre Mutter. »Wenn du es versuchst, erntest du nichts als Verdruss. Du kannst ihn nur so lieben, wie er ist, oder gar nicht.«
    Was für ein typisch mütterlicher Ratschlag, dachte Juliana und unterdrückte ein ungeduldiges Schnauben. Weise und nicht sonderlich hilfreich. Doch wie immer tat ihr die Gesellschaft ihrer Mutter gut, und sie hakte sich bei ihr ein. »Reden wir lieber über dich. Wie geht es dir?«
    »So gut, wie man bei einer greisen Frau von vierzig Jahren erwarten kann. Mein Haar wird grau, meine Haut ist auch nicht mehr das, was sie einmal war, und meine Gesundheit ebenso wenig.« Es gab finstere Stunden, da sie befürchtete, ihr Kardinal werde sie verlassen und sich eine jüngere Geliebte nehmen. Obwohl er schon Mitte fünfzig war, sah er immer noch so unverschämt gut aus, dass es sie manchmal in die Verzweiflung zu treiben drohte. Er hatte noch alle Zähne, sein Haar war voll und bis auf ein paar Silberfäden so schwarz wie eh und je,und seine Augen funkelten der Welt nach wie vor scharf und erwartungsvoll entgegen – es war einfach nicht gerecht. Und auch wenn er ihr auf vielerlei Art zu verstehen gab, wie teuer sie ihm war, machte sie das nicht blind für die Blicke, mit denen er jüngere Frauen verfolgte. Doch sie verbarg diese Besorgnis hinter einem kleinen Lächeln. »Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden.«
    »Sicher wirst du einsam sein, wenn der Kardinal auf den Kontinent geht. Warum kommst du nicht an den Hof? Ich bin überzeugt, Katherine würde sich freuen.«
    »Wir werden sehen«, erwiderte Lady Adela ausweichend. »Wo steckt sie eigentlich, unsere schöne französische Königin? Ich habe sie heute noch gar nicht gesehen. Ist es üblich, dass sie sich so rar macht?«
    Juliana nickte. »Manchmal. Immer, wenn die Schwermut sie überkommt. Sie leidet an Heimweh, und sie ist einsam.«
    »Das ist nicht verwunderlich. Letztes Jahr hörte ich ein Gerücht, Edmund Beaufort bemühe sich um sie. Aber dann hat er plötzlich Warwicks Tochter zur Frau genommen.«
    »Der Kronrat hat verboten, dass Katherine wieder heiratet, ehe der König mündig wird.«
    »Aber dann ist sie eine alte Frau«, protestierte Adela.
    »Hm. Gloucester steckte dahinter.«
    »Oh. Verstehe. Er macht sich immer noch Hoffnungen auf die Krone und will verhindern, dass die Königin einen Beaufort heiratet und Söhne bekommt, die seine Position schwächen könnten, ja?«
    »Das ist jedenfalls das, was John glaubt. Aber Katherine hätte Edmund sowieso nicht genommen. Es ist ein anderer, den sie will.«
    »Wen?«, fragte Adela neugierig.
    »Ich weiß es nicht«, gestand ihre Tochter achselzuckend. »Sie lässt es sich nicht entlocken.«
    »Schade. Ich wäre gerade in der Stimmung für eine romantische Geschichte.« Lady Adela seufzte tief. »Lass uns einen Schritt zulegen, Kind. Sonst kommen wir zu spät zur Vesper,und der Kardinal wird uns mit finsteren Blicken strafen. Davon kriege ich Hautausschlag.«
    Juliana lachte. »Geh nur voraus. Ich habe dem König versprochen, Vergissmeinnicht für ihn zu

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