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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Er klopfte kurz an seine rote Kopfbedeckung. »Als Vertreter dieser Nation hat er mir meine neue Würde verliehen und mir auferlegt, ein Heer gegen die Hussiten nach Böhmen zu führen. Er will ein starkes, anglo-französisches Reich als Bewahrer und Hüter des Glaubens. Und das, da bin ich seiner Meinung, will auch Gott. Aber die Franzosen glauben etwas anderes. Sie nennen dieses schamlose Bauernweib in der Rüstung eine Heilige. Und das macht mir Sorgen. Denn der Glaube kann bekanntlich Berge versetzen.«
    »Dann müssen wir schnell handeln und Bedford Verstärkung schicken, damit er sie niederwirft, ehe aus dieser Hysterie ein handfestes Problem wird«, meinte Edmund.
    »Und angesichts dieser Krise müssen wir unsere Verbündeten um uns scharen, nicht wahr?«, fragte York und schaute dem Kardinal herausfordernd in die Augen. »Darum denkt Ihr, Ihr könnt den Kronrat überreden, den Grafen von Eu gegen Somerset auszutauschen, da ein freier Graf auf burgundischer Seite ein wertvoller Verbündeter wäre?«
    Beaufort nickte. »In Freiheit nützt er uns mehr als im Tower of London.«
    Der junge York lachte leise und erhob sich. »Wie klug Ihr das wieder eingefädelt habt, Eminenz. Fast könnte man glauben, Ihr hättet Bedford diese kleine Bauernschlampe auf den Hals gehetzt.«
    Edmund wollte empört aufspringen, aber sein Onkel legte ihm unauffällig die Hand auf den Arm und hielt ihn zurück. Schweigend sahen sie York nach, bis der die Halle verlassen hatte.
    »Ständig legt er es darauf an, dass ich mich vergesse und ihm ein paar aufs Maul haue«, knurrte der junge Beaufort.
    »Wenn du das tust, Edmund Beaufort, bekommst du es mit mir zu tun«, drohte seine Tante.
    »Darüber hinaus haben wir Wichtigeres zu tun«, bemerkte der Kardinal.
    Edmund warf ärgerlich die Arme hoch. »Er wird Gloucester erzählen, dass wir den Grafen gegen meinen Bruder austauschen wollen, und Gloucester wird einen Weg finden, es zu verhindern.«
    »Diese Frage entscheidet der Kronrat, nicht Gloucester.«
    »Ja, aber sein Einfluss dort ist derzeit größer als Eurer!«, gab Edmund hitzig zurück.
    Der Kardinal verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete seinen ungestümen Neffen ein paar Atemzüge lang schweigend. Dann zog er die linke Braue hoch. »Wirklich?«
    Edmund wurde unbehaglich. »Es … lag mir fern, Euch zu kränken, Mylord.«
    »Nein, nein, das hast du nicht. Aber ich glaube, du wirst feststellen, dass du dich täuschst.«
    John war geneigt, Edmunds Skepsis zu teilen. »Viele Lords im Kronrat sind nicht glücklich über Eure Kardinalswürde, Mylord. Sie fürchten, dass der Papst über Euch zu viel Einfluss auf die englische Politik und die Wahl englischer Bischöfe gewinnt. Gloucester hat dafür gesorgt, dass viele Euch misstrauen.«
    »Das ist mir keineswegs unbekannt, John. Doch es gibt auch noch vernünftige Männer im Kronrat. Darüber hinaus werden sie mein Geld brauchen, wenn sie Bedford Verstärkung schicken wollen, und das macht sie immer zahm.«
    Das stimmt, wusste John. »Aber Ihr seid im Begriff, das Kreuz gegen die Hussiten zu nehmen. Welchen Einfluss könntIhr auf den Kronrat und den Krieg in Frankreich nehmen, wenn Ihr gegen die Ketzer nach Böhmen zieht?«
    Der Kardinal lächelte so spitzbübisch, dass man das Lächeln diabolisch hätte nennen müssen, wäre das bei einem so hohen Kirchenfürsten nicht ausgeschlossen gewesen.
    »Lasst Euch überraschen, mein Sohn.«
     
    Das Maiwetter blieb unverändert sommerlich, und das Hofleben verlagerte sich mehr und mehr ins Freie.
    »John und Edmund Beaufort haben dem König versprochen, morgen mit ihm auszureiten«, berichtete Juliana ihrer Mutter. »Den ganzen Tag lang.«
    Lady Adela lächelte. »Ich nehme an, der König platzt vor Ungeduld.«
    Doch Juliana schüttelte langsam den Kopf. »Eigentlich nicht. Er hat eingewilligt, so wie er immer zu allem Ja und Amen sagt, was John ihm vorschlägt, aber er bliebe viel lieber hier und nähme noch ein paar zusätzliche Lateinstunden.«
    Adela Beauchamp hob die Schultern. »Lerneifer und Wissbegier sind schöne Gaben für einen König. Das hat Henry seinem Vater voraus.«
    »Ja. Aber auch Mut und ein gewisses ritterliches Ungestüm sind schöne Gaben für einen König«, erwiderte Juliana. »Und was diese Tugenden anbelangt, ist Harrys Beispiel schwer zu erreichen.«
    Ihre Mutter schaute sie überrascht von der Seite an. Sie schlenderten gemächlich durch den kleinen Wald unterhalb der nördlichen Burgmauern.

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