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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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pflücken.«
    Ihre Mutter runzelte die Stirn. »Ein Junge, der sich für Blumen interessiert? Gott, ich fürchte, John könnte Recht haben …«
    »Es war die Wappenblume seines Großvaters König Henry«, gab Juliana hitzig zurück, die schnell in Rage geriet, wenn jemand ihren kleinen König kritisierte. »Deswegen wollte er wissen, wie sie aussieht.«
    »Verstehe«, beeilte Adela sich zu beschwichtigen. »Nur wirst du hier kaum Vergissmeinnicht finden.«
    Doch Juliana kannte in diesem Wäldchen jeden Baum, Strauch und Halm. »Dort hinten ist eine kleine Lichtung, da wachsen sie.«
    Sie trennten sich, und Juliana beschäftigte sich wieder einmal mit der Frage, wer wohl der Auserwählte der Königin sein mochte. Sie hatte einen Verdacht, den sie ausgesprochen beunruhigend fand. Denn wenn sie mit ihrer Vermutung richtig lag, mochte es passieren, dass John in einen bösen Zwiespalt geriet …
    Sie verließ den schmalen, unebenen Pfad, streifte zwischen Gesträuch und Farn umher, ohne sich darum zu scheren, dass der Saum ihres Kleides nass und schmutzig wurde, und kam schließlich zu der Lichtung, wo die blaue Pracht der Vergissmeinnicht eine geschlossene Decke bildete, als wolle sie den strahlenden Sommerhimmel spiegeln.
    Juliana begann zu pflücken und beschloss kurzerhand, genügend Blumen zu ernten, dass sie für Kate noch einen Kranz daraus flechten konnte.
    »Und was haben wir hier?«, fragte plötzlich eine spöttische Stimme hinter ihr. »Eine Waldfee?«
    Juliana wandte den Kopf. Als sie erkannte, wer sie aufgespürt hatte, erhob sie sich ohne Eile. »Sir Arthur. Welch … seltene Freude.«
    Arthur Scrope verneigte sich mit der Hand auf der Brust, aber es war keine galante Geste. »Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Madam. Und so unverhofft.«
    Sie zog eine Braue in die Höhe. »Da ich bei Hofe lebe, kann es Euch kaum verwundern, mich hier anzutreffen.«
    Er lächelte. »Mitten im Wald, den Rock voller Grasflecken und die Arme voll Blumen, hätte ich Euch hingegen nicht erwartet. Ihr seht hinreißend aus, Madam. Ausnahmsweise gestattet Ihr der Welt einmal einen Blick auf Euer wahres Naturell, will mir scheinen.« Sein Lächeln wurde anzüglich.
    Juliana hatte im Laufe der Jahre manches Mal Herablassung erfahren. Es gab immer noch genug Männer in Adel und Ritterschaft, die sie wegen ihrer unehelichen Geburt verachteten und ihre Heirat mit John of Waringham unverzeihlich fanden. Aber Arthur Scropes Geringschätzung hatte eine Note, die sie noch nicht kannte.
    Sie versuchte, das Gespräch in unverfängliche Bahnen zu lenken. Zu den vielen weisen Ratschlägen, die ihre Mutter ihr über die Jahre erteilt hatte, gehörte auch der, dass es keine Situation im Leben gebe, die man mit guten Manieren nicht meistern könne. »Was mag es sein, das Euch an den Hof verschlägt, Sir?«
    »Der Lord Protector hat nach meinem Bruder geschickt. Ich begleite ihn.«
    »Ihr habt noch einen Bruder?« Kaum war die Frage heraus, bereute Juliana ihre Taktlosigkeit schon.
    Scropes Miene wurde finster. »Ganz recht. Er ist ein paar Jahre älter als ich und hat sich bemüht, unseren Titel und die Ländereien zurückzubekommen, die an die Krone fielen, als Euer werter Gemahl unseren ältesten Bruder an den Henker lieferte.«
    »Ich wünsche Eurem Bruder Glück, Sir. Kein Mann sollte für die Taten eines anderen büßen müssen.«
    Aber er schien nicht gewillt, sich von ihrer aufrichtigen Freundlichkeit besänftigen zu lassen. »Glücklicherweise können wir auf Eure guten Wünsche verzichten. Der Duke of Gloucesterist inzwischen geneigt zu glauben, was ich seit Jahren predige: Mein Bruder Henry war kein Verräter. Er hatte sich dem Komplott gegen den König nur zum Schein angeschlossen, um Beweise gegen die Verschwörer zu sammeln. Aber der König wollte ihn ja nicht anhören. Er glaubte lieber Eurem Gemahl, der sich einbildete, er habe eine Rechnung mit uns Scropes offen …«
    Was für eine absurde Theorie, dachte Juliana angewidert. Sie sah seine Hände vor unterdrückter Wut zittern. »Sir, ich versichere Euch, mein Gemahl hätte niemals einen Mann des Verrats bezichtigt, um sich an ihm oder seiner Familie zu rächen«, gab sie steif zurück. Eine kleine Zornesfalte hatte sich zwischen ihren Augenbrauen gebildet. »Und nun müsst Ihr mich entschuldigen.«
    Sie nahm die Blumen in die rechte Hand und hob mit der Linken den Rock ein wenig an. Dafür war es jetzt eigentlich zu spät, der Rock war so oder so ein Fall für die

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