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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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politische und persönliche Differenzen. Weil Edmund, Tudor und ich dem Kardinal nahe stehen, halten wir es bei diesen Differenzen eher mit ihm als mit Gloucester. Deswegen ist der aber kein schlechterer Mann.«
    »Aber selbst meine Großtante Joan hat vor einigen Tagen eine hässliche Bemerkung über ihn gemacht. Mein Onkel Gloucester ist mein Freund. Es kränkt mich, wenn man hässlich von ihm spricht. Ich weiß nicht, was ich denken soll.«
    Armes Kind, dachte John und unterdrückte ein Seufzen. Er konnte Henry nicht reinen Herzens dazu raten, Gloucester zu trauen, denn er wagte keine Prognose hinsichtlich der Frage, wie weit Gloucester für seinen persönlichen Ehrgeiz zu gehen bereit wäre. »Ich will versuchen, es dir zu erklären, Sire. Wollen wir uns da vorn in die Sonne setzen, was meinst du?«
    Henry nickte und folgte ihm zu der steinernen Bank an der Westseite der Kapelle. »Was ist es denn, worüber meine Onkel, Gloucester und der Kardinal, immerzu streiten?«
    »Englands Wohl und das deine, Henry. Als dein Vater wusste, dass er sterben würde, hat er ein Testament gemacht, dessen Sinn es sein sollte, dich und England zu behüten, bis du alt genug bist, um die Geschicke des Landes selbst in die Hand zu nehmen. Leider war dieses Testament nicht in allen Punkten ganz eindeutig, und von Anfang an haben deine beiden Onkel über die Auslegung – über die Verteilung der Macht während deiner Minderjährigkeit – gestritten, wobei beide immer nur deine Interessen im Auge hatten.« Jedenfalls wollen wir das hoffen, fügte er in Gedanken hinzu. »Dann heiratete der Duke of Gloucester Jaqueline von Hainault und …«
    »Aber seine Gemahlin heißt Eleanor«, unterbrach Henry verwirrt. »Lady Eleanor Cobham, ich weiß es genau. Ist Lady Jaqueline gestorben?«
    John schüttelte den Kopf. »Jaqueline war die einzige Tochterdes Grafen von Hainault und ist bis auf den heutigen Tag der Ansicht, dass sie die rechtmäßige Erbin ihres Vaters sei. Aber der Herzog von Burgund, der ja, wie du weißt, unser Verbündeter im Krieg ist, ist ihr Vetter und beansprucht Hainault für sich. Sie heiratete den Herzog von Brabant in der Hoffnung, er werde ihr helfen, ihre Ansprüche gegen Burgund durchzusetzen, doch ihr Gemahl erwies sich als schwach und unzuverlässig. Jaqueline floh nach England. Das war übrigens kurz vor deiner Geburt, und so kam es, dass sie eine deiner Patentanten wurde.«
    »Wirklich?« Henry strahlte. »Wie kann es dann sein, dass ich sie überhaupt nicht kenne?«
    »Weil sie schon lange wieder fort ist. Sie schickte eine Petition an den Papst, ihre Ehe mit Brabant zu annullieren, und noch ehe die Sache entschieden war, heiratete sie deinen Onkel Gloucester. Der hatte ganz und gar nichts dagegen, Graf von Hainault zu werden, denn Hainault ist reich und mächtig, und Gloucester ist nun einmal ein ehrgeiziger Mann. Gegen den ausdrücklichen Wunsch seines Bruders Bedford, der ja dein Regent in Frankreich ist, stellte Gloucester ein Heer auf und segelte mit seiner Jaqueline auf den Kontinent, um ihr Erbe dem Herzog von Burgund zu entreißen.«
    Henry schüttelte langsam den Kopf. »Aber wie konnte er Burgund so gegen sich aufbringen? Unsere Sache in Frankreich ist aussichtslos ohne Burgunds Hilfe.«
    »Hm, das sagten der Duke of Bedford und Kardinal Beaufort auch. Gloucester hörte nicht auf sie. Aber sein Feldzug scheiterte. Ziemlich kläglich, wenn du’s genau wissen willst. Gloucester kehrte unverrichteter Dinge nach England zurück und ließ die arme Jaqueline allein in den Niederlanden, wo sie auf eigene Faust versuchte, den Konflikt mit Burgund weiterzuführen. Das war natürlich aussichtslos, und sie schickte Gloucester viele Briefe mit herzerweichenden Bitten, zurückzukommen und ihr zu helfen. Doch dein Onkel Gloucester hatte sich Jaquelines Hofdame zugewandt, Lady Eleanor Cobham. Er … na ja, man muss wohl der Ehrlichkeit halber sagen, er ließ Jaqueline imStich. Inzwischen hatte der Papst ihre Ehe mit Brabant ohnehin für rechtsgültig erklärt.«
    Dessen ungeachtet waren die wackeren Handwerkers- und Krämersfrauen von London während des Parlaments im letzten Frühjahr nach Westminster gezogen und hatten vor den Lords lautstark gegen Gloucesters schändliches Verhalten protestiert. John erinnerte sich immer gern an ihren Aufmarsch; es war ein denkwürdiger Anblick gewesen. Wie könne der Lord Protector, der ruhmreiche Gloucester, seine junge Gemahlin nur so schändlich verraten und sie allein ihrem

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