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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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ein einmaliger Glücksfall war. Schon die bloße Vorstellung, Kate könne in irgendeiner Weise Schaden nehmen, reichte aus, um Juliana völlig aus der Fassung zu bringen.
    John hing kaum weniger an seinem Kind, und es vergingkein Tag, da er Gott nicht dafür dankte, dass er ihm Kate im Austausch für Victor de Chinons Leben geschenkt hatte. Inzwischen hatte John längst erkannt, dass er einen großartigen Tausch gemacht hatte. Aber seine Empfindungen waren mit Julianas Mutterliebe nicht zu vergleichen, wusste er.
    Das eisige Schweigen hielt an. Schließlich wurde es nebenan still – Kate hatte sich offenbar tatsächlich in den Schlaf geweint. Nur wenige Augenblicke später verlosch die Kerze.
    »Du hattest wieder mal Recht, John of Waringham«, bemerkte Juliana verdrossen. »Glückwunsch.«
    Er verkniff sich mit Mühe ein Grinsen. »Wirst du mir vergeben, bevor ich zur Nachtwache muss?«
    »Schon wieder?«, fragte sie missfällig. »Wieso hast du ständig die Nachtwache?«
    »Weil Tudor mich ein paar Mal gebeten hat, mit ihm zu tauschen, und er war auch entgegenkommend, als Kate letzten Winter die Masern hatte. Ich nehme an, er hat eine neue Liebschaft. Wie ich ihn kenne, hat sich die Sache in spätestens zwei Wochen erledigt – in Wahrheit verzehrt er sich ja doch nur nach der einen.«
    Wie blind Männer sein können, wenn sie etwas nicht sehen wollen, dachte Juliana. Für gewöhnlich entging John nicht viel, aber mit einem Mal schien er unfähig, zwischen der auffallend häufigen Abwesenheit der Königin und Owen Tudors nächtlichen Umtrieben einen Zusammenhang herzustellen.
    »Da, du machst schon wieder so ein bekümmertes Gesicht«, sagte er kritisch. »Ich habe doch vorhin schon gemerkt, dass dich etwas bedrückt. Was ist es, hm?«
    Sie nahm sich zusammen. »Gar nichts. Das bildest du dir ein.«
    Er legte den Kopf schräg und sah sie scharf an. In Momenten wie diesem fand sie das Blau seiner Augen fast unerträglich. Es leuchtete regelrecht. Aber sie konnte den Blick auch nicht abwenden.
    »Ich hoffe, es hat nichts mit Arthur Scrope zu tun?«, bohrte John weiter.
    Der Schreck fuhr ihr in alle Glieder, aber Juliana war die Tochter ihres Vaters und verstand es, sich nichts anmerken zu lassen. »Arthur Scrope? Wie kommst du darauf?«
    »Er hat beim Essen in der Halle fortwährend zu dir herübergestarrt.«
    So geflissentlich hatte sie es vermieden, Scrope anzuschauen, dass sie von seinen Blicken tatsächlich nichts bemerkt hatte. Sie unterdrückte ein Schaudern und musste feststellen, dass sie sich vor der einsamen Nacht ohne John fürchtete. Aber sie konnte ihm nicht sagen, was passiert war. Was um ein Haar passiert wäre. Auf der Stelle wäre er zu Scrope gegangen, um ihn zu fordern, hätte sich nicht darum geschert, wenn der Kronrat den Zweikampf verbot, und sich in Teufels Küche gebracht. Gloucester wartete nur auf so etwas.
    Sie winkte ab. »Ach, Scrope.« Sie streckte die Hand aus und ergriff Johns Linke. »Wer könnte erraten, was in seinem verwirrten Kopf vorgeht? Aber das kann uns ja zum Glück gleich sein, nicht wahr? In ein, zwei Tagen ist er wieder verschwunden.«
    »Ja, schön wär’s«, gab John grimmig zurück. »Gloucester will ihn offenbar als Spion hier am Hof haben und hat ihn als Ersatz für Walter Cromwell in der Leibwache des Königs vorgeschlagen.«
    »Aber … aber du bist Captain der Leibwache. Du entscheidest, wer ihr angehört.«
    »Theoretisch, ja. Praktisch kann ich Gloucester die Bitte nicht abschlagen, ohne dass es wieder böses Blut gibt. Mein alter Herr hatte doch wirklich Recht: Politik ist ein Sumpf.« Er stand auf und streckte sich ausgiebig. »Und nun muss ich gehen.«
    Juliana erhob sich ebenfalls, stellte sich auf die Zehenspitzen und legte die Arme um seinen Hals.
    Lächelnd strich John ihr die Haare hinters Ohr. »Ah. Mir ist also verziehen.«
    Sie nickte. »Vorläufig.«Es war noch nicht spät, als John zur Nachtwache ging, aber da sich an diesem Hof alles um den jungen König drehte, leerte die Halle sich in der Regel früh, und man ging zeitig schlafen.
    Juliana schlich auf Zehenspitzen in Kates Kammer und vergewisserte sich, dass ihre Tochter tatsächlich eingeschlummert war. Eine Weile stand sie an ihrem Bett und zerbrach sich den Kopf darüber, wie es nur kam, dass Kate neuerdings so von Ängsten geplagt wurde. Zögernd wandte sie sich ab, ging auf leisen Sohlen hinaus und begab sich zu dem Quartier, das der Kardinal bewohnte, wenn er gelegentlich in Windsor

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