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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Schicksal überlassen, um sich mit einer Hure wie Eleanor Cobham zu vergnügen?, hatten die streitbaren Frauen zu wissen verlangt und den Übeltäter aufgefordert, sich auf der Stelle eines Besseren zu besinnen. Wie vom Donner gerührt hatten die Lords in Westminster Hall gesessen und den einfachen Frauen in ihren schlichten, blauverwaschenen Kleidern und mit den rotgearbeiteten Händen gelauscht. Gloucester war freilich unbeeindruckt geblieben und hatte Eleanor Cobham, eine junge Dame von großem Liebreiz, aber zweifelhaftem Ruf, geheiratet.
    »Tja, Henry. Dein Onkel Gloucester hatte also einen beachtlichen Scherbenhaufen angerichtet: Er hat für seinen sinnlosen Feldzug Geld verschleudert, das wir in Frankreich dringend gebraucht hätten, und Burgund, unseren wichtigsten Verbündeten, verärgert. Das hat den Kronrat, vor allem den Kardinal, sehr verstimmt. Gerade Kardinal Beaufort bemüht sich seit Jahrzehnten um nichts anderes, als das Bündnis mit Burgund zu festigen und den Krieg zu beenden. Verständlicherweise war er zornig, als Gloucester diesem Ziel so leichtfertig zuwider handelte. Gloucester hingegen behauptet, er habe nur Graf von Hainault werden wollen, um den englischen Woll- und Tuchhandel vor der Konkurrenz aus den Niederlanden zu schützen, und er unterstellt dem Kardinal, dieser wolle dem Papst zu viel Macht in England einräumen.«
    »Aber der Papst ist der Papst«, wandte der König ein. »Er ist unser oberster Hirte, und wir alle haben uns ihm unterzuordnen.«
    »Auch in weltlichen Belangen?«
    »Natürlich.«
    John schüttelte den Kopf. »Ich glaube, nicht einmal der Kardinal würde dir uneingeschränkt Recht geben. Ein christlicher König muss natürlich der Kirche dienen und sie beschützen, aber er darf nicht zulassen, dass der Papst sich in seine inneren Angelegenheiten einmischt, indem er beispielsweise bestimmt, wer Bischof wird, und damit Einfluss auf die Zusammensetzung des Kronrats und unserer Parlamente nimmt.«
    »Oh«, machte Henry nachdenklich. Ihm schien zu dämmern, dass diese Dinge in der Tat nicht so einfach waren, wie sie auf den ersten Blick erschienen.
    »Tja, und so streiten Gloucester und der Kardinal also seit Jahren. Manchmal erbittert. Einmal wäre es zwischen ihren Anhängern auf der London Bridge beinah zur Schlacht gekommen, und dein Onkel Bedford musste in Frankreich alles stehen und liegen lassen, heimkommen und schlichten. Er war nicht erbaut. Aber er stellte sich gegen seinen Bruder Gloucester auf die Seite des Kardinals.«
    »Woraus ich den Schluss ziehen soll, dass Gloucester im Unrecht war?«
    »Welche Schlüsse du ziehst, kannst nur du entscheiden, Henry. Ich habe versucht, dir die Geschichte so unvoreingenommen wie möglich zu erzählen, gerade damit du dir selbst ein Bild machen kannst.«
    Henry dachte eine Weile nach. John staunte immer darüber, wie lange der König sich mit Fragen der Politik oder Religion beschäftigte, die eigentlich noch zu schwierig für seinen jungen Verstand waren und ihn folglich langweilen mussten. Andere Kinder, die John kannte, allen voran seine Tochter Kate, verloren in Windeseile das Interesse an einer Sache, wenn sie sie schwierig zu verstehen fanden, und wechselten bei der ersten sich bietenden Gelegenheit das Thema. Der König schien im Laufe der letzten Monate hingegen einen erstaunlichen Reifeprozess vollzogen zu haben, und sein Geist war seinem zarten Alter weit voraus.
    »Und warum also ist der Bischof nun Kardinal geworden?«, fragte er schließlich.
    »Es gibt mehrere Gründe. Auch er ist nicht frei von persönlichem Ehrgeiz – ich glaube, keiner von euch Lancastern ist das. Gloucester behauptet, nur deshalb habe Beaufort die Kardinalswürde angenommen. Gloucester hat im Kronrat genügend Misstrauen gesät, dass der Kardinal sein Amt als dein Lord Chancellor niederlegen musste. Beaufort hat sich angreifbar gemacht, indem er Papst Martins Drängen nachgab und die Kardinalswürde akzeptierte, verstehst du. Doch er hat es vor allem getan, um den Papst an England zu binden und als Verbündeten nicht an den Dauphin zu verlieren.«
    »Aber wie kommt es dann …« Henry unterbrach sich und wies lächelnd nach links. »Da ist Lady Juliana.«
    John wandte den Kopf.
    Juliana schlenderte auf sie zu und winkte mit ihren Blumen. »Hier, Sire«, sagte sie, als sie vor der Sitzbank angelangt war. »Vergissmeinnicht.«
    »Danke, Madam«, erwiderte der Junge artig, nahm ihr den etwas unordentlichen Strauß behutsam ab und beugte den

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