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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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fleckigen Kissen, das Gesicht war ihm zugewandt. Es wirkte aufgedunsen, und die Haut hatte die Farbe von Brotteig. Eugénie trug nur ein kurzärmeliges Hemd, das einen deutlichen Grauschleier aufwies und vorn auf der Brust besudelt war. Die ganze Kammer stank nach ihrem ungewaschenen Leib und Erbrochenem.
    Raymond überwand seinen Schrecken, packte sie an der Schulter und rüttelte sie ein wenig. »Eugénie! Wach auf.«
    Sie rührte sich nicht.
    Raymond rüttelte schon weniger zaghaft und hob die Stimme: »Komm zu dir, Eugénie, verflucht sollst du sein!«
    Das Schnarchen verstummte, und langsam schlug sie die Lider auf. Als sie Raymond erkannte, stieß sie ein kleines, heiseres Lachen aus. » Mon cher mari …«
    »Sprich Englisch«, knurrte er. »Und nimm dich zusammen. Sieh dich nur mal an. Das ist ja widerlich.«
    Sie gab einen schwachen Laut von sich, der eine weinerliche, selbstmitleidige Note hatte, und wandte den Kopf ab. »Hast du den weiten Weg nach Hause gemacht, um mir das zu sagen?«
    Raymond trat ans Fenster, das sein Vater für teures Geld hatte verglasen lassen, löste den Haken und stieß die beiden Flügel behutsam auf. Gierig atmete er ein paar Mal tief durch und sog die laue Abendluft ein, dann wandte er sich wieder um. »Wie kannst du dich nur so gehen lassen? Wenn dir gleich ist, was du dir selbst antust, dann denk wenigstens an unseren Sohn.«
    Sie fing an zu lachen. Es begann als albernes Kichern, wurde allmählich lauter, und ehe es sich zu unkontrollierter Hysterie steigerte, war er wieder zu ihr getreten und hatte ihren Arm umklammert. Mit einem Ruck riss er sie vom Bett, und Eugénie landete unsanft am Boden. Aber sie tat sich nichts. Erstaunlich behände fing sie den Sturz ab, warf den Kopf in den Nacken und antwortete: »Aber gerade ihn will ich doch vergessen, mein teurer Gemahl. Du bist ja nie hier. Du kannst es ja nicht wissen: Dein Sohn, Monseigneur, ist ein Ungeheuer.«
    Nur mit Mühe hielt Raymond sich davon ab, nach ihr zu treten, und weil er sich nicht trauen konnte, wich er einen Schritt zurück. Einen Augenblick starrte er noch auf sie hinab, dann ging er zur Tür und riss sie auf. »Rose? Rose! Komm her, auf der Stelle!«
    Nach wenigen Augenblicken erschien die Magd und knickste keck. »Willkommen daheim, Mylord.«
    Er zog sie über die Schwelle. »Sieh dir das an. Diese Kammer ist ein Schweinestall, und Lady Eugénie … braucht offensichtlichHilfe. Wieso geschieht hier nichts? Wie konntest du es so weit kommen lassen?«
    Rose riss erschrocken die Augen auf. »Sie … sie schließt sich tagelang ein, Mylord. Was soll ich da machen?«
    »Sie schließt sich ein?«, wiederholte er ungläubig. »Ich bin sicher, dir war es recht so, das war ganz bequem, nicht wahr?«
    »Mylord …«, begann sie empört, aber Raymond hob einen Zeigefinger und sah ihr in die Augen. »Ich will keine Ausflüchte hören.« Der Finger bebte.
    Er wandte sich kurz ab, spähte hinter die Tür und zog sein Schwert. Rose stieß einen kleinen Schreckensschrei aus und wich zurück. Drei-, viermal ließ Raymond den Knauf seiner schweren Waffe auf den Eisenriegel niederfahren, bis der klirrend zu Boden fiel. »Damit hat sich das Einschließen erledigt«, knurrte er. »Und das hätte euch auch einfallen können.«
    Sie ist die Herrin der Burg, lag Rose auf der Zunge, wer von uns hätte das wagen sollen? Aber sie schluckte es lieber herunter.
    Raymond machte eine weit ausholende Geste, die seine Frau und den ganzen Raum umfasste. »Schaff hier Ordnung. Bereite Lady Eugénie ein Bad und hilf ihr.«
    »Aber sie will nicht …«
    »Nein? Nun, vielleicht überlegt sie es sich anders, wenn ich ein paar Wachen schicke, die sie in den Zuber setzen.« Er vergewisserte sich mit einem raschen Seitenblick, dass seine Frau diese fürchterliche Drohung gehört und verstanden hatte. Ihre weit aufgerissenen Augen deuteten darauf hin.
    »Bring ihr saubere Kleider, und in einer Stunde will ich sie unten in der Halle sehen. Präsentabel, hast du verstanden? Und Rose, lass dich nie wieder dabei erwischen, dass du sie dermaßen vernachlässigst.«
    »Aber Mylord, ich werd nicht mit ihr fertig«, jammerte die eingeschüchterte Magd. »Sie ist wie von Sinnen, wenn sie betrunken ist, und stärker als ich.«
    »Dann wirst du in Zukunft …« Er brach ab und fuhr zu Eugénie herum. Sie hatte sich inzwischen aufgerichtet, saßam Boden und führte einen Becher an die Lippen, der offenbar neben dem Bett gestanden hatte. Mit zwei Schritten

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