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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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kam. Ihm war es gleich. Er würde tun, was nötig war.
    Robert stellte verwundert fest, dass er ihm glaubte. Mit einem warmen Lächeln schaute er zu seinem Vater auf.
     
    Eugénie erschien tatsächlich zum Essen in der Halle. Auf nicht ganz sicheren Beinen kam sie die Treppe herab, aber sie hielt den Kopf hoch und steuerte auf geradem Kurs den Sessel an der hohen Tafel an, den ein Page ihr zurückzog. An der kränklich fahlen Gesichtsfarbe hatte sich nichts geändert, aber ihre Erscheinung hatte sich binnen einer Stunde erstaunlich verbessert.
    Raymond gab sich einen Ruck, beugte sich zu ihr hinüber und führte ihre eiskalte Hand an die Lippen. »Du siehst bezaubernd aus, Eugénie.«
    Das war übertrieben. Sie war schon lange nicht mehr bezaubernd. Als junge Frau war sie rundlich gewesen, inzwischen ging sie aus dem Leim. Aber sie duftete nach irgendeiner parfümierten Seife, ihr Haar war gewaschen und das feine grüne Kleid sauber.
    »Danke.« Sie sprach wie im Schlaf, und sie schaute ihn nicht an.
    Der Page kam mit dem Weinkrug und wollte ihr einschenken, aber Raymond legte die flache Hand auf ihren Becher. Er sagte kein Wort, und das war auch nicht nötig. Beinah hastig riss der Junge den Krug zurück, umrundete den Herrn der Halle und füllte dessen Pokal.
    Eugénie schloss einen Moment die blaugeäderten Lider.
    Robert neigte sich ihr zu. Sein Blick war ernst – mitfühlend, hätte man meinen können. Doch was er seiner Mutter zuraunte, war: »Jetzt wirst du bezahlen , du versoffenes Miststück.«
     
    Am nächsten Vormittag trafen John und Juliana in Waringham ein. Sie waren bekümmert, dass sie die Beerdigung des alten Fitzalan versäumt hatten, aber Raymonds unerwartete Heimkehr bedeutete eine freudige Überraschung. Je seltener John seinen Bruder sah, umso mehr liebte er ihn. Nach etwa einer Woche in seiner Gesellschaft fing er allmählich wieder an, sich über Raymond zu ärgern, nach zwei Wochen wünschte er ihm die Pest an den Hals. Doch an diesem Tag des Wiedersehens schloss er ihn in aufrichtiger Freude in die Arme. »Mylord! Du siehst blendend aus.«
    »Das täuscht«, entgegnete Raymond mit einer ironischen Grimasse und küsste seiner Schwägerin galant die Hand. »Du hingegen bist ein wahrhaft erquicklicher Anblick, Juliana.«
    »Oh, verausgab dich nur nicht, Schwager«, gab sie lachend zurück und schob ihre Tochter nach vorn, die sich hinter ihrem Rock versteckt hatte. »Hier. Deine Nichte Katherine. Du wirst sie kaum wiedererkennen.«
    Raymond sah ein elfenhaft zierliches Kind mit blondem Haar, Sommersprossen auf der Nase und dunklen Lancaster-Augen. Auf der Stelle schmolz er dahin. Er hockte sich vor sie, nahm behutsam ihre winzige Linke in die Hand und führte sie ebenfalls an die Lippen. »Es ist mir eine Ehre«, beteuerte er lächelnd. Er gab sich Mühe, leise zu sprechen. Er wusste, dass seine dröhnende Stimme kleine Mädchen leicht erschreckte. So unbeholfen er bei dem Wiedersehen mit seinem Sohn gewesen war, wusste er hier plötzlich genau, was er zu tun hatte.
    Kate, die Fremden gegenüber sonst meist reserviert blieb, strahlte ihn zutraulich an. »Bist du mein Onkel, der immerzu im Krieg ist?«
    Er nickte. »Der bin ich.«
    »Und hast du das Hirtenmädchen in der Rüstung gesehen?«, fragte sie weiter.
    John und Juliana tauschten einen ungläubigen Blick. Sie hatten keine Ahnung, wo sie das aufgeschnappt hatte.
    Raymond schaute stirnrunzelnd zu seinem Bruder auf, ehe er antwortete: »Ja, die hab ich gesehen. Und sie sieht vielleicht komisch aus, kann ich dir sagen. Fast so eine zierliche Fee wie du, und dann in einer Rüstung. Und sie hat sich das Haar geschoren. Kannst du dir das vorstellen?«
    Kate kicherte. »Aber wie kann sie …« Sie brach ab, als ihr Cousin hinzutrat, wich einen Schritt zurück und schloss die Faust wieder um Julianas Rockfalten.
    Raymond stand auf und legte Robert die Hand auf die Schulter. »Dies ist dein Cousin Robert. An ihn wirst du dich doch gewiss erinnern, ihr seid doch häufig hier.«
    Der Junge legte artig die Hand auf die Brust und verneigte sich. »Onkel. Tante. Kate. Willkommen in Waringham.«
    John lächelte auf ihn hinab. »Danke, mein Junge. Kate, was soll dieses Getue? Sag deinem Cousin guten Tag.«
    Sie knickste hastig, murmelte Unverständliches und warf ihrem Vater einen flehenden Blick zu. Der seufzte ungeduldig, hob sie aber dennoch auf seinen Arm. Kate schlang die Arme um seinen Hals und vergrub das Gesicht an seiner Schulter. Manchmal

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