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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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ertragen müssen – nur von denen natürlich, die nicht darunter zu leiden hatten. Es war wohltuend, dass einmal jemand nachfühlen konnte, wie elend es ihm erging, sobald er den ersten Fuß auf eine Schiffsplanke setzte. Er grinste den Geistlichen verschwörerisch an, ehe er fragte: »Wo ist meine Gemahlin? Wieso war sie nicht bei Tristans Beerdigung?«
    »Ich fürchte, Lady Eugénie fühlt sich heute nicht wohl, Mylord.«
    »Hm«, brummte Raymond. »Ihr meint, sie ist besoffen?«
    Alexander warf ihm einen überraschten Blick zu und nickte dann.
    »Verfluchtes Weib«, schimpfte Raymond leise. »Sie hat mir geschworen , damit aufzuhören, als ich zuletzt hier war.«
    »Das war vor über drei Jahren, Mylord«, erwiderte Alexander behutsam.
    Raymond blieb wie vom Donner gerührt stehen. »Allmächtiger. Ist das wahr?«
    »Ihr wisst nicht, wie lange Ihr fort wart?«, fragte der Priester amüsiert.
    Der Earl zuckte die Schultern. »Im Krieg ist ein Tag wie der andere. Wie schlimm ist es mit ihr? Mit Eugénie?«
    »Sie … versucht, gegen ihren Dämon anzukämpfen, aber …«
    »Ich will die Wahrheit, Vater, keine salbungsvollen Worte.«
    Alexander war nicht beleidigt. Er seufzte. »Na schön. Es steht nicht gut um sie, Mylord. Und seit die Königin sie über Weihnachten wieder nicht an den Hof gebeten hat, ist es noch ein wenig schlimmer geworden. Morgens fängt sie an, mittags ist sie betrunken, abends kann sie ihre Kammer meist nicht mehr verlassen.«
    »Oh, Jesus …« Es klang eher verärgert als erschüttert. »Es ist weiß Gott kein Wunder, dass Katherine sie nicht mehr am Hof haben will.«
    »Da habt Ihr gewiss Recht. Die Königin muss vor allem an ihren Sohn denken.«
    »Ich wünschte, das täte Eugénie auch dann und wann. Es muss schrecklich für Robert sein. Ich weiß, wie es ist, keine Mutter zu haben, aber eine trunksüchtige Mutter ist bestimmt schlimmer.«
    Alexander wandte den Blick ab und setzte sich wieder in Bewegung. »Nein, es ist alles andere als einfach für Robert.«
    Raymond hob die Hände zu einer hilflosen Geste. »Ich wäre eher nach Hause gekommen, wenn ich gekonnt hätte, Vater, glaubt mir. Aber der Krieg erfreut sich bei den jungen englischen Rittern keiner großen Beliebtheit mehr, weil er seit Jahren auf der Stelle tritt. Uns fehlt der Nachwuchs. Der Duke of Bedford kann auf keinen verzichten, der noch gewillt ist, an seiner Seite auszuharren. Und das bin ich. Denn ich habe es seinem Bruder auf dem Sterbebett versprochen.«
    »Wenn ich den Eindruck erweckt habe, als wolle ich Euch einen Vorwurf machen, dann bitte ich um Vergebung, Mylord«, sagte Alexander. »Das steht mir nicht an, und ich weiß, dassIhr nicht zu Eurem persönlichen Vergnügen so lange im Krieg wart.«
    Da weißt du wiederum mehr als ich, Bübchen , dachte Raymond unbehaglich.
     
    In der Halle war es voll, denn alle, die zur Beerdigung gekommen waren, waren zum Leichenschmaus geblieben. Raymond ließ den Blick über die Bänke schweifen, wo die Menschen dicht an dicht saßen. Eugénie war nicht darunter, und er entdeckte auch keinen siebenjährigen Knaben, der sein Sohn hätte sein können. Er begrüßte seinen Haushalt und verschiedene Leute aus dem Dorf, ehe er zu Conrad trat, der an einer der Säulen lehnte und leise mit Daniel sprach.
    Raymond schloss den Stallmeister kurz in die Arme. »Du wirst grau, Vetter«, bemerkte er nicht ohne Schadenfreude.
    Conrad winkte ab. »Das ist kein Wunder. Du hingegen siehst aus wie das blühende Leben. Wie üblich scheint der Krieg dir gut zu bekommen.«
    Raymond ging nicht darauf ein. Der Krieg machte ihm im Moment zu viele Sorgen, als dass er jetzt darüber sprechen wollte. Stattdessen befragte er Conrad nach dem Gestüt, dem Verlauf der Auktion, der Anzahl der Hengstfohlen und so weiter. Was Conrad ihm berichtete, überstieg seine kühnsten Erwartungen.
    »Du meine Güte, es tut meiner Baronie wahrhaftig gut, wenn ich ein paar Jahre fort bin«, bemerkte Raymond schließlich. »Wie kann es sein, dass wir auf einmal so reich sind? Wie kann ich dir das je vergelten, Conrad?«
    Doch der Stallmeister hob abwehrend die Hand. »Dank deinem Bruder, nicht mir.«
    »Bescheiden wie eh und je«, frotzelte Raymond. »Wann ist John denn je hier?«
    »Oft genug«, gab sein Cousin zurück. »Vor allem zur Fohlzeit. Und er hat das gleiche Auge wie euer Vater: Er hat die beiden neuen Zuchthengste ausgewählt, und er weiß einfach, welche Stuten die richtigen für sie sind. Anfangs hab ich oft

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