Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
Vom Netzwerk:
Schnee im Burghof machte die Nacht hell. Mit eingezogenen Köpfen, als könne sie das vor Entdeckung retten, hasteten die vier in warme Mäntel gehüllten Gestalten zum Torhaus.
    »Der verdammte Schnee liegt eine Elle hoch«, bemerkte Tudor besorgt.
    »Es ist nicht weit«, erwiderte John. »Bist du sicher, dass du den Weg durch den Wald findest?«
    Tudor verdrehte die Augen. »Hast du schon mal einen Winter in Wales erlebt, Waringham?«
    John stöhnte und winkte ab. »Erspar mir den Rest.«
    »Ich finde den Weg«, versicherte Tudor.
    »Gut.« John verneigte sich vor der Königin. »Ich wünsche Euch Glück und Gottes Segen, Madame.«
    »Danke, Jean.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihm die Wange. »Danke für alles.«
    Ein wenig verlegen wich er einen Schritt zurück. Es gehörte sich nicht, dass die Königin den Ritter ihres Sohnes küsste, auch wenn sie gerade seinen besten Freund geheiratet hatte. »Übermorgen bringe ich Juliana und Kate nach Leeds«, versprach er.
    Sie nickte, und als John die Hände ineinander verschränkte und ihr hinhielt, stellte sie den linken Fuß hinein und saß auf.
    John und Tudor umarmten sich kurz. »Immer am Tain entlang, dann kann nichts schief gehen«, erinnerte John den Bräutigam.
    Wenn man dem Flüsschen durch den Forst von Waringham folgte, kam man irgendwann unweigerlich zur Straße, die London mit Canterbury verband, aber das Gelände war unwegsam, denn entlang des Ufers gab es keinen Pfad. So lief das heimliche Paar nicht Gefahr, dort irgendwem zu begegnen. Vielleicht eine halbe Stunde von Burg und Dorf entfernt lag am Fluss jene Lichtung, die Raymond – und nicht nur er – früher gern zum Schauplatz seiner Rendezvous gemacht hatte. Dort hatte John für Tudor und Katherine ein Zelt aufgeschlagen. Warme Decken, Feuerholz, Brot, Käse und Wein lagen für sie bereit. Kein angemessenes Quartier für eine königliche Hochzeitsnacht, aber John glaubte ohnehin nicht, dass das junge Glück die Umgebung wahrnehmen würde.
    Morgen früh sollte das Paar den Weg zur Straße fortsetzen und nach Leeds reiten, wo man glauben würde, sie kämen aus Westminster. Und John konnte zur Lichtung reiten und das Nachtquartier spurlos verschwinden lassen.
    Tudor fand keine Worte, um John seine Dankbarkeit auszudrücken. Also drosch er ihm sprachlos die Schulter, schwang sich dann eilig in den Sattel und ritt mit seiner Braut über die Zugbrücke davon.
    John schaute ihnen nach, bis sie hügelabwärts verschwunden waren. »Gott steh uns allen bei«, murmelte er.
    Juliana legte den Arm um seine Hüften und schmiegte sich an ihn, um ein wenig von seiner Wärme zu erhaschen. »Das wird er gewiss. Du hast das Richtige getan, John.«
    Er verzog den Mund zu einem spöttischen Lächeln. »Mir fallen eine Menge Leute ein, die etwas ganz anderes sagen würden.«
    »Mach mir nichts vor. Du bist sehr zufrieden mit dir.«
    John legte ihr den Arm um die Schultern, führte sie zum Bergfried zurück und überlegte, ob zufrieden das richtige Wort war. »Tudor ist mein Freund«, erklärte er schließlich. »Vermutlich bin ich zufrieden, weil er bekommen hat, was er sich so sehr wünschte.«
    »Und weil du Gloucester bei der Gelegenheit ein Schnippchen schlagen konntest«, neckte sie.
    Sorgsam verriegelte John die Tür von innen und führte seine Frau an der Hand die dunkle Treppe hinauf. »Solange der nichts davon weiß, ja.«
    Vor der Halle hielt er an.
    »Willst du nicht schlafen gehen?«, fragte Juliana verwundert.
    John schüttelte den Kopf. »Ich komme gleich nach.« Jetzt, da die Anspannung des Abends gewichen war, fühlte er sich todmüde, aber er wollte erst zu Bett gehen, wenn Juliana schlief. Er hatte das angedrohte Gelübde noch nicht abgelegt, aber seit ihrer letzten Fehlgeburt hatte er sie nicht mehr angerührt. Das gefiel ihr nicht, und er wollte vermeiden, dass sie ihn umstimmte, wenn er sich zu ihr legte. Er fürchtete, dass das nicht besonders schwierig sein würde.
    Juliana durchschaute seine Absichten natürlich. Seufzend küsste sie ihn auf die Wange und ging weiter nach oben.
    John betrat die Halle. Die Feuer in den beiden großen Kaminen waren heruntergebrannt, und es war kalt. Aber wie er erwartet hatte, saß Vater Alexander beim Licht einer Öllampe an einem der Seitentische und hatte die Hände um einen Weinbecher gefaltet. John setzte sich ihm gegenüber.
    Der Priester schob ihm einen Becher hinüber. »Ich dachte mir schon, dass du noch kommst.«
    Sie kannten sich seit

Weitere Kostenlose Bücher