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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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euch eure Gäule wirklich kostbarer als eure Bauern?«
    Ein wenig unbehaglich ließ John sich diese Frage durch den Kopf gehen. »Nein«, antwortete er dann zögernd. »Aber … vermutlich verstehen wir sie besser und lieben sie deswegen ein bisschen mehr. Außerdem sind Bauern im Gegensatz zu Pferden nicht wehrlos. In Waringham hat kein Bauer Grund, sich zu fürchten, wenn er eine begründete Klage vorzubringen hat.«
    Alexander war nicht überzeugt. Er wusste so wenig wie John, wie das Leben aus dem Blickwinkel eines Leibeigenen wirklich aussah, aber er ahnte, dass Robert selbst in seinem zarten Alter schon Wege gefunden hatte, die Macht, die seine Stellung ihm verlieh, zu missbrauchen.
    »Ich hatte gehofft …«, begann der Priester zaudernd. »Ich hatte gehofft, du könntest ihn vielleicht mitnehmen. Als Page in Henrys Gefolge. Wenn der König auch nur halb so ein Engelist, wie du und Juliana immer behauptet, hätte er vielleicht einen guten Einfluss auf Robert. Und als Page würde er Pflichtgefühl und Verantwortung lernen.«
    Doch John machte Alexanders Hoffnung umgehend zunichte. »Kardinal Beaufort und der Earl of Warwick kontrollieren jeden Knaben genauestens, der in Kontakt mit dem König kommt. Besteht auch nur der leiseste Zweifel am Charakter des Kandidaten, verweigern sie ihre Zustimmung. Zu Recht.«
    »Hm.« Alexander seufzte. »Dann sehe ich nur noch eine Möglichkeit, John: Wir müssen Robert auf eine Klosterschule schicken.«
    »Ach, herrje …«
    »Es ist der einzige Weg, der mir einfällt, um ihn auf den rechten Pfad zurückzuführen und zu festigen. Hast du je von dem Internat in St. Thomas gehört? Es ist gar nicht weit von hier.«
    »Um Himmels willen! Mein Vater war dort und fand es so grauenhaft, dass er ausgerissen ist. Daniel war ebenfalls dort und hat sich fast zu Tode gehungert, damit seine Mutter meinen Bruder beschwatzte, ihn dort wegzuholen.«
    »Nun, ich war als Knabe auch dort und fand es alles andere als grauenhaft«, entgegnete Alexander. »Es ist wahr, manche tun sich schwer, sich an die strenge Klosterzucht zu gewöhnen, und mit den Schulmeistern ist nicht zu spaßen. Aber Robert ist ein heller Kopf. Er könnte dort so viel lernen. Vielleicht würde ihm das helfen, seinen Zorn und seine Dämonen zu vertreiben. Glaub mir, ich will nur das Beste für den Jungen.«
    John hatte kein gutes Gefühl bei diesem Plan. Aber eine bessere Idee hatte er auch nicht. »Ich überlasse die Entscheidung dir«, sagte er schließlich.
    »Dir ist klar, dass wir damit gegen die ausdrücklichen Wünsche deines Bruders verstoßen würden?«
    John schnaubte belustigt. »Das mache ich schon mit ihm aus. Da seine Lordschaft sich hier nie blicken lässt, wird er sich mit dem abfinden müssen, was wir zum Wohle seines Erben beschließen.«
    Alexander lächelte. »Dann ist es abgemacht.«
    Es verwunderte John ein wenig, wie erleichtert der Geistliche schien. Einträchtig leerten sie ihre Becher und erhoben sich bald, um endlich schlafen zu gehen.
    Keiner der beiden Männer sah oder hörte den kleinen Schatten, der vor ihnen die Treppe hinaufhuschte.

Westminster, April 1430
    I ch fürchte mich so, Tante.« Die helle Kinderstimme klang tränenerstickt. »Ich hab solche Angst vor dem Meer und dem Krieg.«
    Lady Joan Beaufort hob den König auf den Schoß und drückte seinen Kopf an ihren ausladenden Busen. »Schsch. Das ist nicht schlimm, Sire. Es ist Euer gutes Recht, Euch zu fürchten. Aber es wird Euch ganz bestimmt kein Leid geschehen dort drüben in Frankreich. Ihr seid doch der rechtmäßige König.«
    »Aber die Franzosen wollen mich nicht«, jammerte Henry. »Sie haben einen anderen auf den Thron gesetzt, den grässlichen Dauphin. Und er trachtet mir nach dem Leben, ich weiß es genau!« Er weinte jetzt hemmungslos.
    »Aber, aber. Wie kommt Ihr nur auf so eine Idee? Er ist Euer Onkel, Sire, der Bruder Eurer lieben Mutter. Es ist ganz und gar undenkbar, dass er Euch nach dem Leben trachtet.« Joan Beaufort konnte ebenso überzeugend lügen wie ihr Bruder, der Kardinal. »Und so viele tapfere Ritter werden an Eurer Seite sein und Euch beschützen: Euer Vormund, der Earl of Warwick. Eure Cousins, der Duke of York, der Earl of Salisbury und Edmund Beaufort. Euer treuester Freund John of Waringham … und was soll ich Euch sagen, mein König? Wenn man vom Teufel spricht.« Sie wies mit dem Kinn zur Tür.
    Henrys Kopf fuhr herum. Als er John im Türrahmen lehnen sah, sprang er schuldbewusst vom Schoß seiner

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