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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Schultern. »So ist das eben unter Knaben. So muss es sein, damit Männer aus ihnen werden, die hart genug sind, um für den König in den Krieg zu ziehen und seine Schlachten zu gewinnen. Aber Henry darf nicht aufwachsen wie ein normaler Junge, und er hat nie genügend gleichaltrige Gesellschaft gehabt. Ich habe immer gesagt, dass das ein Fehler ist.«
    »Aber John«, wandte Lady Joan in versöhnlicherem Ton ein. »Er ist noch so klein.«
    »Ja, nur nimmt leider niemand außer Euch Rücksicht darauf. Die Franzosen gewiss nicht. Und wenn wir nicht dafür sorgen, dass er lernt, sich zusammenzunehmen, dann läuft er ihnen ins offene Messer.« Und damit wandte er ihr den Rücken zu, stemmte beide Hände gegen die Truhe und versuchte, sie von der Wand wegzuschieben.
    »Waringham hat Recht, Joan«, sagte der Kardinal leise von der Tür.
    Seine Schwester fuhr zu ihm herum. »Oh, ich hätte gewettet, dass du so denkst! Wo du schon hier bist, tritt ein.«
    Beaufort schloss die Tür und ließ sich in einen der Sessel am Kamin sinken. »Was in aller Welt tut Ihr da, John?«
    John ließ von der Truhe ab und verneigte sich höflich, doch ehe er antworten konnte, bemerkte Lady Joan: »Keiner von euch scheint zu begreifen, wie es in dem Jungen aussieht. Ihr stellt viel zu hohe Ansprüche an ihn.«
    Da ihr Bruder sich zu diesem Vorwurf nicht äußerte, entgegnete John: »Wir haben die Lage nicht gemacht, in der er steckt, Madam.«
    »Nein?«, entgegnete sie scharf. »Wollt Ihr mir wirklich weismachen, dass Ihr mit dem plötzlichen Verschwinden seiner Mutter nichts zu tun habt?«
    »Ah.« Der Kardinal schlug die Beine übereinander. »Jetzt wird es interessant.«
    John fiel aus allen Wolken. »Was hat die Königin damit zu tun?«
    Lady Joan verdrehte die Augen gen Himmel und rang die Hände. »Ist Euch denn noch nicht in den Sinn gekommen, dass das der eigentliche Grund für seine Furcht ist? Von heute auf morgen hat Katherine den Hof und damit auch den König verlassen. Er vermisst sie. Herrgott noch mal, sie ist seine Mutter und hat sich kaum von ihm verabschiedet. Kein Wort der Erklärung, keine Andeutung, wann sie wiederkommt. Henry ist verstört, Sir John!«
    John winkte ab. »Die Gelehrten sind sich einig, dass ein Knabe, der älter ist als sieben, die Zuwendung einer Mutter nicht mehr braucht. Sie schadet nur, weil sie ihn verzärtelt. Ich habe es nachgelesen, Lady Joan.«
    »Tatsächlich?«, erkundigte sie sich. »Aber meine Frage wollt Ihr nicht beantworten, nein?«
    »Doch, wenn Ihr darauf besteht, das Offensichtliche zu hören: Die Königin war nicht wohl, wie wir alle bemerkt haben. Sie hat sich für eine Weile aufs Land zurückgezogen, um sich auszukurieren. Eine Reise nach Frankreich wäre im Moment zu strapaziös für sie.«
    »Und Eure Frau hat sie begleitet?«, fragte der Kardinal.
    »So ist es.«
    »Dann könnt Ihr uns doch gewiss sagen, wo sie sich aufhalten.«
    »Das kann ich nicht, Mylord«, antwortete John wahrheitsgemäß. Er war in arger Bedrängnis, aber noch gelang es ihm, gänzlich gelassen zu erscheinen.
    Lady Joan seufzte ergeben. Ihr Bruder hingegen lächelte anerkennend, verschränkte die Finger ineinander und stützte das Kinn auf die Daumen. »Dann lasst mich meine Frageetwas anders formulieren: Wäret ihr bereit, auf die Bibel zu schwören, dass Ihr nicht wisst, wo die Königin sich derzeit aufhält?«
    John stieß hörbar die Luft aus. Er war geschlagen. Als er Tudor seine Hilfe zusagte, hatte er gewusst, dass er würde lügen müssen. Dazu war er bereit gewesen. Ein Meineid auf die Bibel hingegen stand völlig außer Frage. Und Beaufort, dieser Fuchs, kannte ihn gut genug, um das genau zu wissen.
    »Nein, Mylord.«
    Der Kardinal tauschte einen Blick mit Lady Joan, ehe er weiter fragte: »Hat sie England verlassen?«
    »Nein.«
    »Hat ihr plötzliches Verschwinden irgendwelche politischen Gründe?«
    »Es hing allein mit ihrer körperlichen Verfassung zusammen, Mylord.«
    Beaufort studierte sein Gesicht eingehend, und John fürchtete einen Moment, die Antwort sei zu ungeschickt gewesen und der Kardinal werde sein plumpes Wortspiel sofort durchschauen. Doch welche Schlüsse dieser auch immer ziehen mochte, vorläufig ließ er John vom Haken. »Na schön. Aber es wäre wahrlich hilfreich für unser Vorhaben in Frankreich gewesen, wenn sie uns begleitet hätte, wisst ihr«, bemerkte er verdrossen.
    John nickte grimmig. »Das habe ich ihr auch gesagt.« Um das leidige Thema zu beenden, sank er wieder

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