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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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erwischt hatte, war es immer irgendwie gut gegangen, und welch diebisches Vergnügen hatte es ihnen bereitet, den Dauphinisten wieder und wieder ein Schnippchen zu schlagen. Wie jung und unbeschwert sie gewesen waren …
    Weil die Straßen in einem so erbärmlichen Zustand waren, brauchte John geschlagene drei Tage. Beaurevoir war eine einsam gelegene Festung, deren eherner Turm sich wie ein mahnender Finger aus dem hügeligen Weideland erhob. Bei Einbruch der frühen Dämmerung kam John ans Tor.
    »Was wünscht Ihr?«, fragte der Wachsoldat. Der unablässige Regen rann ihm in Sturzbächen vom Helm, aber die Frage war höflich.
    »Mein Name ist John of Waringham, ich bringe der Gräfin eine Nachricht des Königs.«
    »Von welchem König?«, fragte der Wächter.
    John glitt aus dem Sattel und trat ohne Eile auf ihn zu. »Ich weiß nur von einem rechtmäßigen König von Frankreich.«
    Der Soldat nickte und erwiderte Johns finsteren Blick herausfordernd. »Ja. Ich auch.«
    Gleichzeitig legten sie die Rechte ans Heft, aber John war schneller. Er hatte sein Schwert in der Hand, als der andere noch zog, setzte ihm die Spitze an die ungeschützte Kehle und forderte: »Dann sag mir seinen Namen.«
    Der Torwächter rang einen Moment mit sich. John sah den ausgeprägten Adamsapfel auf- und abgleiten, als der Mann mühsam schluckte.
    »Henri«, kam die kleinlaute Antwort. »Henri de Lancaster.«
    Es klang wie »Longkastähr«, aber John wollte nicht kleinlich sein. Er nickte und steckte seine Waffe weg. »Dann sind wir uns ja einig.«
    Scheinbar ungerührt führte er Achilles durchs Torhaus in den Innenhof der Burg, aber der kleine Vorfall beunruhigte ihn. Kardinal Beaufort warnte schon lange davor, dass die Loyalität unter den Burgundern für die englische Sache und den englischen König schwand.
    »Und was in aller Welt hättest du getan, wenn er schneller gezogen hätte als du?«, fragte eine amüsierte Stimme zu seiner Linken.
    Johns ließ Achilles’ Zügel los und fuhr herum. Sein Gehör hatte ihn nicht getrogen. »Somerset!«
    Einen Augenblick starrten die beiden Freunde einander fassungslos an, dann fielen sie sich lachend um den Hals. John wusste nicht, wie es Somerset erging, er jedenfalls lachte, damit er nicht anfing zu heulen. Der Mann, den er umarmte, war noch so knochig wie der halbwüchsige Knabe von einst, aber die Schultern waren breit geworden. Somerset war siebenundzwanzig Jahre alt.
    »Gott zum Gruße, John«, murmelte er.
    »Gott zum Gruße, John.« Ein wenig verlegen ließ der junge Waringham seinen Freund los und trat einen Schritt zurück, um ihn genauer anzuschauen. »Was … was für ein Wunder ist das?«
    Somerset verzog spöttisch einen Mundwinkel. »Die Gräfin von Eu – meine Kerkermeisterin – ist für eine Weile an den burgundischen Hof gegangen. Wohin sie mich nicht mitnehmen wollte, um dem Herzog und mir und allen Beteiligten peinliche Begegnungen zu ersparen. Also hat sie mich ihrer Cousine, der liebreizenden Comtesse Philippa geschickt, auf dass ich ihr hier im entlegenen Beaurevoir die Zeit vertreibe.« Er sagte es mit Ironie, aber ohne erkennbare Bitterkeit.
    »Oh, Somerset …« John legte ihm die Hand auf die Schulter und würgte immer noch an dem Kloß in seiner Kehle.
    »Nun nimm dich mal ein bisschen zusammen, Waringham«,schalt sein Freund, aber die Stimme kippte bei der letzten Silbe, und er wandte hastig den Kopf ab, um, so schien es, die schlichte Architektur des Torhauses zu bewundern. Als er sich wieder unter Kontrolle hatte, schaute er John ins Gesicht und fragte: »Kriege ich eine Antwort?«
    »Worauf?«
    »Was hättest du getan, wenn der wackere Maurice am Tor dir zuerst die Klinge an die Kehle gesetzt hätte?«
    John hob kurz die Schultern. »Keine Ahnung. Vermutlich mit meinem letzten Atemzug das Recht meines jungen Königs verteidigt, wie ich es geschworen habe. Und dann wäre ich draufgegangen, ohne dich noch einmal wiederzusehen. Dabei habe ich Gott allerhand großartige Versprechungen gemacht, wenn genau das nicht geschieht.«
    Somerset lachte leise. »Komm, lass uns Achilles in den Stall bringen, und dann gehen wir hinein. Kein Grund, dass wir uns zur Feier unseres Wiedersehens nass regnen lassen.«
    Seite an Seite überquerten sie den Hof. »Weiß der Kardinal, dass du hier bist?«, fragte John.
    »Geschieht in Frankreich oder England irgendetwas, wovon er nichts weiß?«, entgegnete Somerset.
    »Du hast Recht.« Und John war seinem Schwiegervater dankbarer, als

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