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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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sollte.
    »Auf ein Wort, Mylord«, bat John leise.
    Der Kardinal, der wieder am Fenster stand und auf die See hinausblickte, wandte den Kopf. »Lieber nicht, John. Ich glaube, ich bin nicht in der Verfassung, Euren Vorhaltungen zu lauschen.«
    John lächelte ein bisschen gequält. »Ich wollte Euch gar keine machen.«
    Beaufort nickte abwesend.
    »Tatsächlich wollte ich Euch eine Frage stellen«, eröffnete John seinem Schwiegervater.
    Der seufzte verstohlen. »Sie muss Euch in der Tat quälen, da Ihr so geflissentlich ignoriert, dass ich gern ein Weilchen allein wäre.«
    John nickte. »Ihr habt Recht. Die Antwort würde mich brennend interessieren.«
    »Also?«
    »Glaubt Ihr, dass Jeanne von Domrémy eine Ketzerin und mit dem Teufel im Bunde ist?«
    Er bekam keine Antwort.
    Aber John konnte äußerst hartnäckig sein, wenn eine Sache ihm wichtig erschien. »Mylord?«
    Der Kardinal verschränkte die Arme und bedachte ihn mit einem finsteren Blick. »Eure Frage hat verdächtige Ähnlichkeit mit moralischen Vorhaltungen, mein Sohn. Was ich glaube oder nicht, ist eine Angelegenheit zwischen Gott und mir.«
    »Zweifellos. Ich wollte nur wissen, ob Ihr den König angelogen oder ihm das gesagt habt, wovon Ihr tatsächlich überzeugt seid. Und wenn Ihr ihn angelogen habt, dann wüsste ich gerne, warum.«
    »Das waren schon drei Fragen«, knurrte Beaufort. »Der König ist alt genug und hat ein Anrecht zu erfahren, was vorgeht. Doch er ist andererseits noch zu jung, als dass wir seinem Gewissen schon jetzt eine solche Bürde auferlegen dürften. Besser für ihn, er ist davon überzeugt, dass dieses Hirtenmädchen eine Hexe ist.«
    »Und … und Ihr glaubt wirklich, es ist der einzige Weg?«, fragte John.
    »Schon wieder eine Glaubensfrage«, spöttelte Beaufort. Er unterbrach sich kurz, schien einen Moment mit sich zu ringen, und dann schaute er John direkt an. »Na schön. Ich sage es Euch, John: Nein, ich glaube nicht, dass Jeanne von Domrémy eine Hexe ist. Ich glaube noch nicht einmal, dass sie Stimmen hört, weder von himmlischen noch von dunklen Mächten. Ich halte sie für eine Verrückte, die von einer Idee besessen ist. Und: Ja, ich glaube, dass die einzige Möglichkeit, diesen gottlosen Krieg zu beenden, darin besteht, sie als Hexe zu verurteilen und den Dauphin somit zu brandmarken. Mir ist bewusst, dass wir damit eine furchtbare Sünde begehen, aber es muss sein, zu Englands Wohl und zu Henrys. Doch ich will nicht, dass dies dem König bewusst wird. Ich treffe diese Entscheidung, also warum soll er sich damit quälen? Denn auf die Frage, die er mirzweifellos stellen würde – und die ja eigentlich auch die Eure ist –, ob der Zweck die Mittel heiligt, habe ich keine Antwort.«
    John spürte sein Herz schwer werden. »Es wird … abscheulich«, murmelte er beklommen.
    »Damit dürft Ihr getrost rechnen. Und ich neide Euch die Position als Henrys Vertrauter nicht. Er wird Euch viele Fragen stellen, und Ihr werdet ihn oft anlügen müssen. Falls Ihr wie ich der Ansicht seid, dass Ihr ihm damit einen größeren Dienst erweist als mit der Wahrheit.«
    John nickte. »Ich schätze, das bin ich, Mylord. Und glücklicherweise hält sich mein Mitgefühl für das Hirtenmädchen aus Domrémy in Grenzen. Vielleicht habt Ihr es vergessen, aber ich habe für die Franzosen im Allgemeinen und für den Dauphin im Besonderen nichts übrig.«
    »Ich habe es nicht vergessen.«
    »Jeanne von Domrémy hat Truppen gegen England geführt und dem Dauphin zur Königsweihe verholfen, auf die er kein Anrecht hatte. Sie ist unser Feind, und auch wenn sie eine Frau ist, muss sie den Preis bezahlen. Ihr persönliches Schicksal berührt mich nicht.«
    »Seid Ihr wirklich sicher, dass das stimmt?«, erkundigte sich der Kardinal interessiert.
    »Das bin ich, Mylord. Ganz anders verhält es sich hingegen mit meinem Bruder. Wenn er Burgund das Hirtenmädchen für uns abkauft und sie dem ausliefert, was immer auf sie zukommen mag, dann wird ihn das quälen. Und wenn irgendetwas Raymond lange und heftig genug quält, gibt es früher oder später ein Unglück. Darum bitte ich Euch: Bewegt den Duke of Bedford dazu, einen anderen Unterhändler zu Burgund zu schicken. Raymond kann nicht einmal Französisch, er ist denkbar ungeeignet. Lasst ihn nach Compiègne zurückkehren. Da ist er in seinem Element. Aber zieht ihn nicht in diese widerwärtige Sache hinein.«
    »Ihr habt Recht«, stimmte der Kardinal zu. »Vermutlich ist es tatsächlich klüger, wir

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