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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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halten ihn aus der Geschichte so weit wie möglich heraus. Im Grunde spielt es ja keine Rolle, wer zuBurgund geht und sie ihm abkauft. Er will sie ebenso loswerden wie wir, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich die Finger schmutzig machen möchte. Das überlässt er uns gewiss gern. Und außerdem braucht er das Geld.«

Rouen, Oktober 1430
    D och wie alle Dinge in diesem Krieg gestaltete sich auch der Kauf der gefangenen Jungfrau weitaus schwieriger und langwieriger, als irgendwer vorhergesehen hatte.
    Die Gelehrten der Universität machten sich sogleich mit großem Eifer daran, eine Anklage gegen Jeanne von Domrémy zu fabrizieren, und forderten den Herzog von Burgund auf, sie dem rechtmäßigen König Henry auszuliefern, auf dass die Gerechtigkeit ihren Lauf nehmen könne. Philipp von Burgund hatte grundsätzlich keine Einwände, aber er konnte die Entscheidung nicht treffen, ohne höflichkeitshalber den Grafen von Ligny um sein Einverständnis zu bitten, der die Jungfrau ja immerhin eingefangen hatte. Auch dem Grafen hätte es nicht den Schlaf geraubt, Jeanne den Engländern zu überlassen, und auch er konnte das Kopfgeld gut gebrauchen. Doch er hatte die Jungfrau nach Beaurevoir geschickt, damit sie so weit entfernt wie möglich vom Machtbereich des Dauphin gefangen gehalten wurde, und in Beaurevoir lag offenbar das Problem.
    »Die Burgherrin von Beaurevoir ist Philippa, die Gräfin von St. Pol«, erklärte der Kardinal dem König und dessen Vertrauten. »Und sie hält ihre schützende Hand über die Gefangene. Sie lässt nichts unversucht, um die Auslieferung zu verzögern. Offenbar hat der Graf von Ligny eine Schwäche für die Gräfin, die seine Cousine ist, und tut sich schwer damit, ihre Wünsche zu missachten.«
    »Weiber …«, knurrte der Duke of Bedford. Und auf den missfälligen Blick des Kardinals hob er abwehrend die Hände und erklärte: »Plötzlich tauchen reihenweise Frauen auf, die unsnichts als Ärger machen, Onkel! Erst die Bauernschlampe und jetzt diese Gräfin. Derweil ist der Sommer ins Land gegangen, die Einnahme von Compiègne ist gescheitert, und nirgendwo kommen wir auch nur einen Schritt vorwärts. Langsam bin ich’s satt!«
    »Ja, ich glaube, das ist niemandem hier entgangen«, gab Beaufort kühl zurück. Dann schien er sich darauf zu besinnen, dass Bedfords Frau schwer krank und der Herzog in großer Sorge um sie war, denn er fuhr geduldiger fort: »Du hast indessen zweifellos Recht: Die Zeit läuft uns davon. Compiègne hat ausgehalten, weil die Franzosen immer noch hoffen, der Dauphin werde die Jungfrau befreien. Und solange Compiègne nicht gefallen ist, können wir Euch nicht zu Eurer Krönung nach Reims bringen, Sire. Wir müssen versuchen, Gräfin Philippa umzustimmen. Würdet Ihr ihr einen Brief schreiben?«
    Der junge König nickte bereitwillig. Er hatte inzwischen schon viele Briefe in dieser Angelegenheit unterzeichnet: an Burgund, an Ligny, die Universität zu Paris und verschiedene mehr. Auf Johns Anraten las er sie immer sorgfältig durch, ehe er Unterschrift und Siegel darunter setzte, aber er hatte bislang nie Einwände gegen den Inhalt erhoben.
    Der Kardinal wandte sich an John. »Und würdet Ihr den Brief nach Beaurevoir bringen?«
    »Ich?«, fragte John verwundert. Als Captain der königlichen Leibwache hatte er zu viele Pflichten und eine zu große Verantwortung, als dass man ihn für gewöhnlich mit Botengängen belästigte. Doch er sah an Beauforts Miene, dass dieser mit der Bitte eine bestimmte Absicht verfolgte, und willigte achselzuckend ein: »Na ja, wieso nicht. Es ist ja nicht weit.«
     
    Tatsächlich waren es über hundert Meilen von Rouen, wo der Hof und Henrys französischer Kronrat derzeit weilten, bis nach Beaurevoir im Artois. John brach an einem regnerischen, stürmischen Oktobertag auf. Das Reisewetter hätte kaum scheußlicher sein können, aber sowohl er als auch sein treuer Achilles genossen es, nach langer Zeit wieder einmalohne großes Gefolge unterwegs zu sein. Kardinal Beaufort hatte John geraten, eine Eskorte mitzunehmen, aber John hatte abgelehnt. Es war kein gefährlicher Ritt, denn er führte ihn nur durch englische oder burgundische Gebiete, und er wollte lieber allein sein und sich an die vielen Gelegenheiten erinnern, da er mit Tudor und Somerset als König Harrys Bote oder Kundschafter durch die Normandie gezogen war. In was für Geschichten sie manchmal geraten waren! Aber bis auf das eine Mal, als Victor de Chinon ihn

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