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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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verriet er sein Unbehagen, indem er den Kopf leicht zwischen die Schultern zog.
    »Und … und wäret Ihr gewillt, dieser Ankläger zu sein, Eminenz?«, fragte Bedford hoffnungsvoll.
    Doch Beaufort schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht der Richtige dafür. Auch wenn ich gerade heute wenig Neigung verspüre, meinen Charakter zu loben, wage ich doch zu behaupten, dass ich noch ein paar Skrupel habe. Die wären bei dieser Aufgabe ausgesprochen hinderlich. Wir brauchen einen Ankläger, dessen persönlicher Groll gegen Jeanne von Domrémy groß genug ist, um jeden Funken Mitgefühl für sie im Keim zu ersticken. Je bigotter, selbstgerechter und widerwärtiger er ist, desto besser. Und natürlich muss er Franzose sein, damit die Welt nicht schon auf den ersten Blick sieht, dass dieser Prozess ein Nebenschauplatz unseres Krieges gegen den Dauphin ist.«
    »Und wo wollt Ihr ein solches Muster an Charakterlosigkeit und Niedertracht unter dem französischen Klerus finden, Onkel?«, fragte Richard of York nicht ohne Hohn.
    Sein eigener Plan hatte dem Kardinal so gründlich die Laune verdorben, dass er sich entgegen seiner Gewohnheit nun gestattete, seine Antipathie gegen York offen zu zeigen. »Niedertrachtund Charakterlosigkeit gibt es überall, Richard, unter dem französischen Klerus ebenso wie unter dem englischen Adel«, entgegnete er scharf. Und ehe sein Neffe aufbrausen und sich nach dem genauen Sinn dieser Worte erkundigen konnte, fuhr er fort: »Der Mann, den wir brauchen, heißt Pierre Cauchon. Er ist der Bischof von Beauvais.«
    »Cauchon?«, wiederholte Warwick skeptisch. »Aber er hat Beauvais an die Dauphinisten ausgeliefert.«
    Der Kardinal nickte. »Ihm blieb nichts anderes übrig. Jeanne hat die Stadt belagert, und der Bischof konnte sie nicht halten. Dafür hasst er Jeanne von Domrémy leidenschaftlich. Er hasst übrigens alle Frauen, was ihn für unsere Zwecke nur noch geeigneter macht. Und er hat dem Dauphin bei erster Gelegenheit die Gefolgschaft aufgekündigt und ist auf die Seite des Herzogs von Burgund zurückgekehrt, wo seine wahre Loyalität liegt. Glaubt mir, er ist unser Mann. Er hat nur einen Makel.«
    »Und zwar?«, fragte Bedford.
    »Er ist ein erbärmlicher Gelehrter. Das theologische Fundament dieser Anklage wird er uns kaum liefern können.«
    Das gefiel Warwick nicht. »Aber wer dann? Wäre es nicht das Sicherste, die ganze Anklage käme aus einem Guss?«
    Der Kardinal winkte mit der beringten Rechten ab. »Entscheidend ist nur, dass sie hieb- und stichfest ist.« Er dachte einen Moment nach. Dann kam ihm ein Einfall, und er verzog einen Mundwinkel zu einem freudlosen Lächeln. »Wie wäre es mit der theologischen Fakultät der Sorbonne, Gentlemen? Ihre Autorität sollte selbst unsere erbittertsten Feinde einschüchtern.«
    »Und Ihr glaubt, die Gelehrten wären dazu bereit?«, fragte Bedford. »Eine Ketzereianklage gegen die Dauphinistenhu… gegen Jeanne von Domrémy zusammenzuzimmern, die von halb Frankreich wie eine Heilige verehrt wird?« Er klang äußerst skeptisch.
    Doch der Kardinal nickte. »An der Pariser Universität gibt es keine Liebe für den Dauphin. Sie ist dem Herzog von Burgund ebenso treu ergeben wie der Bischof von Beauvais.«
    Sie berieten noch eine Weile, wie sie im Einzelnen vorgehenwollten, und beantworteten die klugen, wenn auch teilweise naiven Fragen des Königs, der Mühe hatte, die politische Tragweite dieser Situation zu begreifen. Sehr geschickt machte der Kardinal den Jungen glauben, dass Jeanne von Domrémy tatsächlich eine Zauberin und Teufelsanbeterin sei. Er erzählte ihm die Geschichten, die unter englischen Bogenschützen kursierten: von ihrem verzauberten Banner, das sie unverwundbar machte. Von ihrer Pfeilwunde, die binnen einer Stunde zugeheilt war. Und von dem toten französischen Säugling, den sie mit Hilfe des Satans wieder zum Leben erweckt hatte. Als Henry bemerkte, dass sein Onkel Bedford und auch sein weiser Vormund, der Earl of Warwick, all diese Geschichten kannten und glaubten, war er beruhigt.
    Bald darauf löste die Versammlung sich auf. Bedford und Warwick schleppten Raymond of Waringham ab, um mit ihm auf seine großartigen Neuigkeiten anzustoßen. Edmund Beaufort und Richard of York strebten in entgegengesetzten Richtungen davon, als hätten sie es eilig, der Gesellschaft des anderen zu entkommen. Der junge Salisbury verließ die Halle mit langsamen Schritten, wie immer unschlüssig, welchem seiner beiden Freunde er folgen

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