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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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froh, dass Ihr mir gestattet habt, dabei zu sein, Onkel.«
    »Und wisst Ihr noch, warum ich es gestattet habe?«
    »Ihr wolltet mir vor Augen führen, dass man Schwäche zeigt, wenn man die Beherrschung verliert. So wie es der Gefangenen andauernd passiert. Das war … eine sehr anschauliche Lektion«, räumte Henry ein.
    »Gut.«
    »Und darf ich auch zu ihrer Hinrichtung?«
    Beaufort schüttelte den Kopf. »Ich hoffe nicht, dass es dazu kommt, Sire. Ich hoffe, Jeanne zeigt rechtzeitig Einsicht.«
    »Warum?«, fragte der Junge verständnislos. »Sie ist eine Ketzerin und eine Hexe. Wäre die Welt nicht ein besserer Ort ohne sie?«
    »Nicht, wenn sie sich von ihren Irrwegen abwendet«, widersprach der Kardinal. »Ihr solltet nicht vergessen, dass Christus uns Barmherzigkeit lehrt.«
    Warwick warf ihm verstohlen einen halb vorwurfsvollen, halb amüsierten Blick zu. Er wusste schließlich, dass es Beauforts Idee gewesen war, Jeanne von Domrémy vor ein kirchliches Gericht zu stellen, und hielt sein Plädoyer für Barmherzigkeit wohl für Sarkasmus oder einen Anflug von sehr schwarzem Humor. Aber John kannte seinen Kardinal besser und war überzeugt, dass es Beaufort wirklich zu schaffen machen würde, wenn sie das Mädchen auf den Scheiterhaufen brachten. Denn es war ja der Dauphin, den er mit dieser Strategie vernichten wollte; Jeanne war nur das Werkzeug.
    »Wie dem auch sei, es wird Zeit, dass wir zu einem Ende kommen«, setzte Beaufort hinzu.
    Der Earl of Warwick nickte. »Cauchon muss den Prozess fortan unter Ausschluss der Öffentlichkeit fortführen. Wenn sie ihre Auftritte nicht mehr vor großem Publikum inszenieren kann, wird sie bald mürbe, darauf möchte ich wetten …«
     
    So verschwand Jeanne aus den Blicken, nicht aber aus den Gedanken der Menschen in Rouen. Jeden Tag suchten ihre Ankläger sie in ihrem Verlies auf, welches die Gefangene nun überhaupt nicht mehr verlassen durfte, und als es hieß, sie sei krank geworden, wunderte das niemanden.
    Doch ihre Widerstandskraft, die viele für das Werk des Teufels hielten, verhalf ihr auch dieses Mal zur Genesung, sodass die Richter Anfang Mai zu ihr zurückkehrten, um die siebenundsechzig Anklagepunkte zu verlesen, die man gegen sie zusammengetragen hatte.
    »Besitz und Gebrauch einer Alraunwurzel?«, fragte Raymond ungläubig, während er eine Abschrift, die in der Halle kursierte, überflog. »Feenzauber? Wenn das Verbrechen sind, müsste Bischof Cauchon nach England kommen und jede Bauersfrau in Waringham anklagen …«
    John hob die Schultern. »Cauchon ist gründlich. Er wollte eine vollständige Liste. Lies weiter unten. Da stehen die Dinge, um die es wirklich geht: Häresie. Das stimmt. Sie hat behauptet, Gott liebe den Dauphin und den Herzog von Orléans mehr als andere Menschen. Um nur eine ihrer Irrlehren zu nennen. Dämonenanbetung: Sie hat zugegeben, dass sie vor ihren Erscheinungen niedergekniet ist, aber die Gelehrten haben schlüssig bewiesen, dass es nicht Erzengel und Heilige, sondern Dämonen waren, die ihr erschienen sind. Falls ihr überhaupt irgendwer erschienen ist«, fügte er nach einem Moment hinzu. »Aber das Vergehen, welches sie ihr am schwersten anlasten, ist, dass sie sich dem Urteil der Kirche nicht unterwerfen will, sondern allein Gottes Richterspruch. Sie stellt die Autorität der Kirche in Frage. Das hat einen gefährlichen, schismatischen Beigeschmack, und das kann die Kirche sich in ihrer derzeitigen Lage nicht leisten.«
    Raymond winkte angewidert ab. »Du glaubst nicht, wie egal mir das alles ist …«
    Der jüngere Bruder seufzte verstohlen und leerte dann den Becher, den sie teilten, weil er das Gefühl hatte, sein Bruder habe wieder einmal mehr als genug getrunken. »Warum bist du eigentlich noch hier, Raymond? Wieso stehst du nicht im Feld, erschlägst ein paar Dauphinisten und vergisst die verdammte Jungfrau? Das wäre viel besser für dich.«
    »Ich gehe nirgendwohin, solange John of Bedford hier bleibt«, knurrte Raymond. »Ich habe nicht das geringste Interesse daran, diesen Welpen York, Beaufort und Salisbury dabei zuzuschauen, wie sie Krieg spielen …«
    John verzichtete darauf, Raymond daran zu erinnern, welch große Taten gerade diese drei in den letzten Monaten vollbracht hatten. Stattdessen erhob er sich. »Wie wär’s dann, wenn du zu Hause mal nach dem Rechten schaust?«
    »Im Sommer vielleicht.«
    »Dann besuch Mortimer und Margery«, schlug John vor. »Egal, was du tust, nur verschwinde aus Rouen. Tu

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