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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Harley, bedurfte keiner Erklärung. Er wies auf die erste Tür zur Rechten. »Da ist mein Quartier, John. Es sind nur ein paar Schritte, das schaffst du. Dort drinnen kann ich dir helfen.«
    John fragte ihn nicht, was er vorhatte. In seinem Zustand hätte er sich auch dem erstbesten Fremden anvertraut, der ihm ein zuversichtliches Lächeln schenkte. Cedric of Harley war alles andere als ein Fremder: Sein Vater war Robin of Waringhams ältester Freund gewesen. Cedric hatte in Raymonds Dienst gestanden, ehe er zu John in die königliche Leibwache gewechselt war.
    William Fitzwalter öffnete ihnen die Tür, entzündete einen Kienspan an der Wandfackel auf dem Gang und trug ihn zu einem Öllicht, das auf einem verschrammten Tisch stand. »Und jetzt? Was hast du vor, Cedric? Woher willst du überhaupt wissen, was ihm fehlt? Sollen wir nicht lieber des Königs Leibarzt …«
    »Nein, der macht es womöglich nur schlimmer.« Harley zog einen Schemel unter dem Tisch hervor und stellte ihn vor die Wand. »Setz dich, John. Vertrau mir. Meinem Bruder Jamie springt auch gelegentlich die Schulter aus dem Gelenk; ich weiß, was ich zu tun habe.«
    John begann zu nicken, aber selbst das tat weh. Allmählich wurde er mürbe, und er hoffte, dass Cedric ihm Linderung verschaffen würde, ehe er anfing zu winseln.
    »Stemm dich mit dem Rücken gegen die Wand. Es dauert ein Weilchen, und es ist kein Spaziergang, klar?«
    Das klang nicht gut.
    »Aber wenn es vorbei ist, wirst du dich fühlen, als sei nichts gewesen.«
    Das klang besser. »Hör auf zu schwafeln, Harley.«
    Cedric nickte. »Verschwinde, Will. Lass uns allein.«
    »Sieh nach der Jungfrau«, bat John.
    Fitzwalter schaute ihn ungläubig an. »Was?«
    »Tu’s einfach.«
    Fitzwalter trollte sich folgsam, und Cedric begann, Johns linken Arm langsam und behutsam nach vorn und ein wenig zur Seite auszustrecken. Schon das nahm eine geraume Zeit in Anspruch.
    »Jetzt kommt der haarige Teil, John. Ich drücke dein Handgelenk zurück und ziehe den Ellbogen über deine Brust. Ich weiß, es hört sich unmöglich an … Vertrau mir einfach.«
    John hatte es längst die Sprache verschlagen, und er biss so hart die Zähne zusammen, dass er fürchtete, sie könnten zerbröckeln, wenn das hier noch lange dauerte, als er plötzlich eine große, kühle Hand auf der Stirn spürte und irgendeinen gerundeten Gegenstand an den Lippen. Ohne jeden bewussten Entschluss öffnete er den Mund und biss zu. Er schlug die Lider auf und war nicht überrascht, den Kardinal im unruhigen Lichtschein zu sehen. Er hatte ihn schon an seinem Schritt und dem Rascheln der kostbaren Seidensoutane erkannt. Aber er kniff die Augen gleich wieder zu. Cedric of Harley schien wild entschlossen, ihm den Arm ganz auszureißen.
    Beaufort sah ihm voller Skepsis zu. »Ähm … Harley, seid Ihr wirklich sicher …«
    »Ja, ja.« Cedric keuchte. Was er tat, war schwere Arbeit. »Gleich knirscht es ganz fürchterlich, und dann ist es vorbei.«
    Es knirschte in der Tat Übelkeit erregend, und John spürte, wie der Knochen begann, ins Gelenk zurückzugleiten. Ohne Hast führte Cedric den Ellbogen zurück an Johns Seite, nahm die linke Hand und legte sie auf die rechte Schulter. Es knirschtenoch zweimal, und der Schmerz riss einfach ab. So unvermittelt, wie es dunkel wurde, wenn man eine Kerze ausblies.
    Verblüfft öffnete John die Augen. »Oh, Jesus …«, nuschelte er undeutlich und hob dann vorsichtig die rechte Hand, um Beauforts Dolchgriff aus dem Mund zu nehmen. Nichts Grässliches passierte. John stieß erleichtert die Luft aus. »Das ist … wie ein Wunder, Cedric. Danke.«
    »Keine Ursache. Trag den Arm ein, zwei Tage in einer Schlinge.«
    John nickte.
    William Fitzwalter kam zurück. »Alles still und dunkel da oben«, berichtete er, ehe er den Kardinal entdeckte und sich erschrocken verneigte. »Eminenz!« So hohen Besuch waren die Ritter der königlichen Leibwache in ihrer bescheidenen Behausung nicht gewohnt.
    John kam erst jetzt auf den Gedanken, sich zu fragen, was seinen Schwiegervater in diesen abgelegenen Winkel der Burg verschlagen hatte. »Fehlt jemand bei der Nachtwache?«, fragte er verwirrt.
    »So wie ich Euch kenne, bestimmt nicht«, antwortete Beaufort. »Ich war auf der Suche nach Euch. Und da ich Euch nirgends fand, kam mir der Gedanke, Ihr wäret vielleicht hier bei Euren Männern.«
    John stand auf. »Warum habt Ihr mich gesucht?«
    »Weil es beinah Mitternacht ist und ich zu befürchten begann, Ihr

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