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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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hättet beschlossen, Euren Bruder zu begleiten. Gehen wir?«
    »Mitternacht?«, wiederholte John fassungslos und wandte sich an Cedric of Harley. »Wo in aller Welt kamt Ihr um diese Stunde her?«
    Der Ritter lächelte geheimnisvoll. »Rouen ist eine Stadt, die niemals schläft, Captain. Sei lieber dankbar für unsere Lasterhaftigkeit. Sonst hätten wir dich kaum gefunden.«
    »Wohl wahr«, musste John einräumen.Schweigend überquerten sie den nächtlich verlassenen Burghof, und erst jetzt begann John zu spüren, wie erbärmlich sein Kopf dröhnte. Er hob die Rechte, ertastete eine Beule, die ihm mindestens so groß wie ein Tennisball erschien, und dankte Gott für seinen harten Schädel.
    Beaufort führte ihn in seine Gemächer, die gleich neben denen des Königs lagen. Das Fenster zeigte nach Westen, wo der blutrote Mond hoch am Himmel prangte. John wies darauf »Habt Ihr das gesehen?«
    »Natürlich. Ich hatte einen äußerst gelehrten Kollegen in Oxford – ein Lollarde übrigens –, der behauptete, es gebe eine völlig harmlose, natürliche Erklärung dafür.« Der Kardinal drückte John einen gut gefüllten Becher in die Finger. »Trotzdem schaudert mich unter diesem Mond.«
    »So geht es mir auch.«
    »Trinkt, mein Sohn. Es ist ein Burgunder. Allein für diesen Wein hat Herzog Philipp unsere immerwährende Freundschaft verdient.«
    John nahm einen tiefen Zug. Er war schrecklich durstig, und ihm war immer noch ein wenig schwindelig.
    »Was ist mit Eurer Schulter passiert?«
    »Ich bin die Treppe hinuntergefallen.«
    »Tatsächlich?« Der Kardinal setzte sich an den Tisch und verschränkte die Hände auf der dunkel gebeizten Eichenplatte. »Wie unachtsam.«
    »Nicht wahr?«
    Scheinbar unvermittelt wechselte Beaufort das Thema. »John, ich weiß, dass Ihr ein großzügiger Mann seid. Seid Ihr großzügig genug, um dem König zu vergeben?«
    John wandte sich vom Fenster ab und schaute ihn an. »Ich bin ehrlich nicht sicher.«
    »Er ist noch sehr jung. Er konnte nicht wirklich überblicken, was er tat.«
    »Und bedeutet das nicht, dass wir alle versagt haben? All jene, die ihn seit dem Tod seines Vaters begleitet haben? Wie kann es sein, dass wir versäumt haben, ihn so viel Verantwortungsgefühlzu lehren, dass er nur solche Entscheidungen trifft, die er auch überschauen kann?«
    Beaufort schüttelte langsam den Kopf. »Das ist zu viel verlangt. Selbst erwachsene Männer erliegen der Versuchung der Macht. Wie soll man erwarten, dass ein Knabe ihr immer widersteht?«
    John wusste es nicht. Er wusste nur, dass er das Gefühl hatte, er falle immer noch. Irgendetwas Furchtbares war in Gang gekommen, das nicht nur seinen Bruder betraf, sondern den König ebenso, das Haus Lancaster und England. Ihnen allen schien der Blutmond.
    »Ich wünschte, Somerset wäre hier«, sagte er. »Ich wünschte, er wäre nicht all die Jahre in Gefangenschaft gewesen. Er hätte es besser verstanden, wäre ein besseres Vorbild für Henry gewesen als jeder von uns.«
    »Ihr macht einen Heiligen aus ihm, seit er fort ist. Wenn er zurückkommt, werdet Ihr enttäuscht sein«, warnte Beaufort.
    »Darüber kann ich mich immer noch grämen, wenn er zurückkommt. Falls er zurückkommt.« John stellte den leeren Becher auf dem Tisch ab. »Danke für den Wein, Mylord.«
    »Oh, nun lauft nicht gleich davon.« Der Kardinal fuhr sich müde mit der Hand über die Augen. »Sagt mir lieber, was der Anlass für den Streit zwischen Warwick und Eurem Bruder war.«
    »Was schon? Die Jungfrau.«
    »Dieses unselige Bauernweib …«, knurrte Beaufort. »Ich wünschte, Cauchon würde sie mit nach Beauvais nehmen und dort in ein Kirchengefängnis stecken.«
    »Ich glaube nicht, dass das noch nötig sein wird.«
    »Wie bitte?«
    »Wartet’s nur ab. Morgen früh wird Warwick erfahren, dass seine inbrünstigsten Gebete erhört worden sind. Falls er es nicht längst weiß.«
    Der Kardinal neigte den Kopf zur Seite. »Ich sehe, dass Ihr verstört und verbittert seid, mein Sohn. Und Ihr habt jedes Recht dazu. Aber habe ich wirklich verdient, dass Ihr EurenZorn auf den König auf mich übertragt? Wollt Ihr mich in Sippenhaft nehmen?«
    »Nein, Mylord.« John sah einen Moment in die schwarzen Augen, dann sank er auf den Stuhl, der dem Kardinal gegenüber stand. »Ihr habt Recht. Es tut mir Leid. Es war … ein schwerer Schlag.«
    »Ganz gewiss.«
    Es blieb lange still.
    Schließlich begann John zögernd: »Ich … bin wirklich die Treppe hinuntergepurzelt.«
    Beaufort

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