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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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seufzte vernehmlich.
    »Aber nicht ohne fremde Hilfe.«
    Der Kardinal beugte sich erwartungsvoll vor.
     
    »Sie hat ihr Geständnis widerrufen!« Der Earl of Warwick schien außer sich vor Zorn über diese neuerliche Unverfrorenheit der Jungfrau. »Als die Pater heute Morgen zu ihr kamen, trug sie ihre schamlosen Männerkleider und …«
    »Wo in aller Welt hatte sie die nur her?«, unterbrach der Kardinal.
    Warwick kam für einen Moment aus dem Konzept, denn er erkannte an der hochgezogenen Braue, dass Beaufort ihn verspottete. Doch der Earl fing sich sogleich wieder. »Wie es aussieht, sind sie nie aus ihrem Verlies entfernt worden, Eminenz. Sobald Bischof Cauchon von ihrem … Rückfall erfuhr, ist er mit zwei weiteren Richtern zu ihr gegangen, um ihr nochmals ins Gewissen zu reden. Aber es war zwecklos.«
    John, der hinter Henrys Sessel stand und auf die Beendigung des königlichen Frühstücks wartete, um seinen Schützling anschließend zum Unterricht zu geleiten, ließ den Earl nicht aus den Augen. Aber Warwick gab durch nichts zu erkennen, was er über die Ereignisse der vergangenen Nacht wusste.
    »Und hat sie einen Grund für ihren Sinneswandel genannt?«, fragte der Duke of Bedford. Er machte keinen Hehl daraus, dass er von der Jungfrau und ihren Launen gründlich genug hatte.
    »Mehrere, Mylord«, antwortete Warwick. »Cauchon hat sieviermal gefragt, und viermal hat sie eine andere Antwort gegeben: Beim ersten Mal sagte sie, sie habe die Männergewänder wieder angelegt, weil sie ihr besser gefielen. Beim zweiten Mal hat sie erklärt, sie habe sie zum Schutz ihrer Tugend anlegen müssen, denn in der vergangenen Nacht sei ein englischer Lord zu ihr gekommen, habe versucht, ihr Gewalt anzutun, und sie habe ihn nur mit größter Mühe abwehren können.«
    »Und was sagen Eure Wachen zu dieser Mär?«, wollte Beaufort wissen.
    Warwick seufzte. »Wie es aussieht, waren sie nicht dort. Sie haben sie angekettet und sich dann davongemacht, um sich in der Stadt zu vergnügen. Aber Ihr könnt versichert sein, dass ich das nicht durchgehen lasse.«
    »Sie war allein und angekettet und hat ihren Angreifer abgewehrt?«, murmelte John vor sich hin. »Wie … erstaunlich.«
    Warwick warf ihm einen finsteren Blick zu. »Habt Ihr mir irgendetwas zu sagen, Waringham?«
    John nickte. »Ich hätte Euch allerhand zu sagen, Mylord. Da ich aber auf meine Einkünfte als Captain der königlichen Leibwache angewiesen bin, kann ich mir das nicht leisten. Und so beschränke ich mich darauf, meine Verwunderung zum Ausdruck zu bringen.«
    Beaufort lächelte verstohlen vor sich hin, bedachte seinen Schwiegersohn aber gleich darauf mit einem warnenden Stirnrunzeln.
    Warwick sah John unverwandt an, und seine Miene war nicht wohlwollend. »Wieso tragt Ihr den Arm in der Schlinge?«
    »Ein kleines Missgeschick auf der Treppe, Mylord.«
    »Seid Ihr sicher, dass das alles ist?«
    »Eure Besorgnis rührt mich, aber ich bin sicher.«
    »Nun, ich habe Mühe, das zu glauben. Als meine Männer gegen Mitternacht von ihrem unerlaubten Ausflug zurückkamen, begegnete ihnen am Eingang zum Nordwestturm ein Mann – eine dunkle Gestalt mit Kapuze –, und Rys sagt, er glaube, Euer Wappen erkannt zu haben. Ihr wart nicht zufällig derjenige, der die kleine Hexe letzte Nacht überfallen hat?«
    John betrachtete ihn fassungslos. Er hätte nie für möglich gehalten, dass dieser hoch geachtete Mann niederträchtig sein konnte.
    »Ihr meint, sie hat mich trotz ihrer Ketten nicht nur abgewehrt, sondern mir nebenbei noch die Schulter aus dem Gelenk gedreht?«
    »Das ist keine Antwort, Sir!«
    »Es ist die einzige Antwort, die Eure widerliche Unterstellung verdient. Es hat den Anschein, Ihr habt Euch in den Kopf gesetzt, jeden Waringham zu ruinieren und in Verruf zu bringen, Mylord. Warum?«
    »Was Euren Bruder betrifft, so hat er das ganz allein zustande gebracht!«
    John schnaubte angewidert und sagte nichts mehr.
    In die unbehagliche Stille hinein bemerkte der Kardinal: »Ich glaube nicht, dass irgendwer hier Anlass hat, an Johns Wort zu zweifeln. Abgesehen davon war er um Mitternacht zufällig mein Gast. Eure Wachen müssen sich getäuscht haben, Warwick.«
    Für einen winzigen Moment verriet Warwicks Miene seine Enttäuschung. Dann nickte er knapp.
    »Und was hat die kleine Schlampe nun beim dritten Mal geantwortet?«, fragte Bedford.
    »Dass sie keine Veranlassung sehe, ihr Wort zu halten, da Cauchon das seine auch gebrochen habe«, berichtete Warwick.

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