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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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»Denn man habe ihr weder die Messe gelesen noch die Beichte abgenommen.«
    »Und wieso nicht? Ich hatte das angeordnet«, warf Beaufort ungehalten ein.
    Warwick hob kurz die Schultern. »Wie es aussieht, hat Cauchon es verboten.«
    »Wer ist der Kardinal, er oder ich?«
    »Eh Ihr Euch weiter echauffiert, erlaubt mir, Euch daran zu erinnern, dass Ihr Cauchon aus Eurem roten Hut gezaubert und mit diesem Prozess betraut habt, Onkel«, bemerkte Bedford trocken.
    Beaufort fuhr nicht aus der Haut, wie John erwartet hatte. Stattdessen sah er Bedford einen Moment forschend an, als wolle er ergründen, was sein Neffe über die Ereignisse der vergangenen Nacht wusste. »Glaub nicht, das hätte ich vergessen«, antwortete er schließlich. »Ich bedaure lediglich, dass ich die Waffe meiner Wahl nicht besser kontrollieren konnte.«
    Bedford nickte und zuckte gleichzeitig die Schultern. »Es ist Euch ja nicht neu, wenn ich sage, dass ich das weit weniger bedaure als Ihr. Und was hat sie beim letzten Mal geantwortet, Warwick?«
    Der Earl lächelte siegesgewiss. »Dass die heilige Katharina und die heilige Margarete wieder zu ihr gesprochen und ihr Vorwürfe gemacht hätten, weil sie sie und ihren göttlichen Auftrag verleugnet habe.«
    Bedford brummte ungeduldig. »Also wieder ganz die Alte. Ihr werdet zugeben müssen, Onkel, dass sie ein hoffnungsloser Fall ist.«
    Ehe Beaufort antworten konnte, kamen Bischof Cauchon und ein rundes Dutzend der übrigen Richter in die Halle. Sie verneigten sich höflich vor der hohen Tafel, und dann wandte Cauchon sich an den Earl of Warwick. »Es ist vollbracht, mein Freund!« Seine hellblauen Augen strahlten triumphierend. »Alle Richter haben sie für schuldig befunden. Als unbelehrbare, rückfällige Ketzerin haben wir sie aus der Gemeinschaft der Kirche ausschließen müssen und übergeben sie nun Euch, der Ihr hier in Rouen der weltliche Arm des Gesetzes seid. Verfahrt mit ihr, wie Euer Recht es vorschreibt, und lasst ihr die Gnade angedeihen, die sie verdient.«
    Warwick nickte. »Das werde ich.« Und an einen seiner Ritter gewandt, fügte er hinzu: »Schickt nach dem Bailiff. Er soll den Scheiterhaufen auf dem alten Markplatz errichten lassen, wie wir es besprochen haben.«
    Der junge Ritter schluckte sichtlich. Offenbar gehörte er zu denjenigen, die eine romantische Schwärmerei für die Jungfrau entwickelt hatten. Doch er nickte folgsam. »Ja, Mylord.«
    »Sagt ihm, er soll sich beeilen. Morgen früh wird sie brennen.«
    »Ja, Mylord.«
    Oh Raymond, wie gut, dass du nicht mehr hier bist , dachte John.
    König Henry erhob sich von seinem Sessel. »Ich wäre gern dabei, Mylord of Warwick.«
    Warwick zögerte einen Moment. Fast gegen seinen Willen, so schien es, tauschte er einen Blick mit dem Kardinal. Dann schüttelte er den Kopf. »Nein, Sire. Ich kann Eure Bitte leider nicht gewähren.« Man konnte hören, dass dies sein letztes Wort war, und Henry sank enttäuscht auf seinen Platz zurück.
    Auch die restlichen Richter kamen nun nach und nach in die Halle, und bald herrschte ein wildes Durcheinander. Die Stimmung war ausgelassen.
    Beaufort erhob sich ohne Eile und trat zu John. »Tut mir einen Gefallen, mein Sohn: Holt mir Isembart de la Pierre und bringt ihn in meine Gemächer. Unauffällig.«
    John nickte, fragte aber: »Wer ist das?«
    »Einer der beiden Dominikaner, die seit ihrem Geständnis bei ihr waren. Ich hörte, er sei ihrem Zauber gänzlich erlegen. Also wird er ihr vermutlich die Messe lesen und die Beichte abnehmen, wenn ich ihn darum bitte.«
    »Aber Mylord … Cauchon hat sie exkommuniziert.«
    Beaufort lächelte flüchtig. »Kraft meines Amtes verfüge ich hiermit, dass diese Exkommunizierung erst um Mitternacht in Kraft tritt. Falls Jeanne von Domrémy ausnahmsweise einmal ehrlich zu sich selber ist, wird sie feststellen, dass sie viele Sünden zu beichten hat. Aber die Zeit sollte reichen.«
     
    »Seid Ihr zornig auf mich, Sir John?«, fragte der König zaghaft, als sie Seite an Seite die Treppe hinaufstiegen.
    John sah ihn kurz von der Seite an. »Ja, Sire.«
    »Das tut mir sehr Leid. Wirklich.« Es klang kleinlaut und verdächtig erstickt.
    »Ich weiß. Das habt Ihr mir gestern Abend schon gesagt, mein König. Nur nützt es nichts, und Tränen nützen erst recht nichts. Also habt die Güte und erspart sie mir.«
    Der Junge gab sich sichtliche Mühe, sich zusammenzunehmen. »Wenn ich nur wüsste, was ich hätte besser machen können.«
    »Auf den Rat Eurer Onkel

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