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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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wir einen der Jungen mit ihm an die See«, schlug Conrad vor, als er aus Narziss’ Stall trat und die untere Türhälfte verschloss. »Meerwasser wirkt manchmal Wunder bei solchen Geschichten.«
    »Hm«, machte Raymond. In der linken Hand hielt er die Fackel, in der rechten einen Apfel, in den er dann und wann übellaunig biss.
    »Es wäre ein schwerer Schlag für John, wenn das Pferd lahm bleibt, Raymond. Er hat nur zwei Hengste in diesem Jahrgang.«
    »Hm.«
    »Dein Vater hat immer gesagt, Bewegung im seichten Wasser stärkt die Gelenke, ohne sie zu belasten.«
    »Hm.«
    »Wieso hörst du mir nicht zu? Ist dir gleich, was aus den Gäulen deines Bruders wird?«
    Raymond ließ den Apfel sinken und warf ihn dann wütend ins Gras. »Wieso versteckst du Lollarden in Waringham? Ist dir gleich, wenn du mich in Teufels Küche bringst?«
    Conrad antwortete nicht sofort. Schweigend gingen sie die Ställe der Jährlinge entlang, aus denen das friedliche Mahlen von Pferdezähnen auf Hafer zu vernehmen war, öffneten hier und da eine Tür und sahen nach dem Rechten. Erst als sie fertig waren und auf der Koppel zwischen Jährlings- und Stutenhof standen, sagte der Stallmeister: »Es kommt nicht oft vor, Raymond, ich schwör’s. Nur wenn es gar nicht anders geht. Und ich verberge sie hier auf dem Gestüt. Also bin ich derjenige, der in Schwierigkeiten geraten könnte, nicht du.«
    »Ich habe Zweifel, dass Gloucester diesen feinen Unterschied machen würde. Waringham ist Waringham, und ich bin dafür verantwortlich.«
    Conrad nickte unwillig. »Ich weiß. Ich hätte es dir sagen müssen. Es tut mir Leid.«
    »Oh, das ist großartig! Und was ist mit deiner Frau und deinen Kindern? Denkst du auch mal an sie?«
    »Lilian weiß Bescheid.«
    »Da hol mich doch der Teufel. Die fromme Lady Lilian …«
    »Viele Lollarden sind äußerst fromme Menschen.«
    »So wie du, ja?«
    »Du solltest mich besser kennen. Ich bin weder ein Lollarde noch besonders fromm.«
    »Warum zum Henker tust du’s dann?«
    Conrad schnaubte. Dann wandte er sich abrupt ab. »Komm mit, Raymond.«
    »Wohin?«
    »Komm schon.«
    Raymond stapfte neben ihm her. »Wage bloß nicht, mich zu ihnen zu bringen. Ich will die Strolche nicht sehen, und ich will nichts von ihnen wissen.«
    »Und doch hast du sie vor Clifton und seinen Schergen geschützt.«
    »Du irrst dich. Mich selbst und dich hab ich zu schützen versucht. Und es war verflucht knapp, oder?«
    Conrad nickte. »Es war ein Glück, dass Andrew mich sofort geholt hat. Mir blieb gerade noch Zeit, sie ins Dorf zu schaffen, ehe Clifton auf dem Gestüt aufkreuzte.«
    »Ich will das nicht hören, Conrad.«
    Ein paar Schritte gingen sie schweigend. Erst als sie die kahle Krone des Mönchskopfs erreicht hatten, fragte der Stallmeister: »Woher wusstest du, dass sie aus Sevenelms sind?«
    »Ich weiß nur, dass Sevenelms das schlimmste Lollardennest in ganz Kent ist. Ich habe einfach gehofft, dass du die Botschaft verstehst.«
    »Das war … sehr geistesgegenwärtig.«
    »Oh ja«, stimmte Raymond höhnisch zu. »Geistesgegenwart ist die Gabe, die einen Mann im Krieg am Leben hält. Lange genug, um zu erleben, wie eine Hand voll junger Besserwisser das Kommando übernimmt und ein Rotzlümmel von einem König ihn schließlich mit einem Tritt in den Hintern aufs Altenteil schickt.«
    Conrad wusste, nichts, was er sagen konnte, würde Raymonds Stimmung heben, denn der Earl wollte kein Mitgefühl und wurde immer noch wütend, wenn irgendjemand ein Wort der Kritik am Hause Lancaster äußerte. Irgendjemand außer ihm selbst.
    Als Raymond im Frühling aus Frankreich heimgekehrt war, hatte Conrad genau wie Daniel befürchtet, sein Cousin werde alles daran setzen, sich zugrunde zu richten. Raymond selbst hatte das auch geglaubt. Doch er hatte sie alle überrascht. Statt sich voll laufen zu lassen oder durch die Hurenviertel von London und Canterbury zu ziehen, hatte er sich zum ersten Mal in seinem Leben mit Ernst und Hingabe der Aufgabe gewidmet, der Earl of Waringham zu sein.
    Das änderte indessen nichts an seiner Verbitterung, wusste Conrad.
    Trotz Raymonds Protest führte der Stallmeister ihn über die hölzerne Brücke und den Dorfplatz.
    »Sag nicht, du hast sie in der Kirche versteckt.«
    »Nein.«
    Gleich neben dem bescheidenen Gotteshaus stand Vater Egmunds Kate inmitten des kleinen Gemüsegartens, der für seine kärglichen Erträge berüchtigt war.
    »Oh, bei allen Knochen Christi«, grollte Raymond, ehe er das Haus

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