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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Mädchen?«
    Wild schüttelte sie den Kopf, schluchzte und heulte und bot einen wahrhaft erbarmungswürdigen Anblick.
    »Deine Stimmen, nicht wahr?«, bohrte der Bischof weiter. »Jetzt, da es zu spät ist, hast du endlich die Wahrheit erkannt, ist es nicht so? Satan war’s, dessen Einflüsterungen du gehört hast, und Satan ist ein Verräter.«
    In seinem Eifer, ihr den letzten Trost zu rauben, hatte er sich über sie gebeugt, und Jeanne schien sich immer weiter zusammenzukauern. Dann hörte sie plötzlich auf zu weinen. Das Geheul verstummte abrupt, wie abgeschnitten.
    Jeanne hob den Kopf und kam ein wenig unsicher auf die Füße. Unwillkürlich wich Bischof Cauchon einen Schritt zurück.
    »Ich muss sterben, weil Ihr es so wolltet«, sagte sie. Eine beinah unheimliche Ruhe war mit einem Mal über sie gekommen, und sie schrie nicht mehr.
    Es war so still auf dem Marktplatz geworden, dass ihre Worte selbst auf dem Balkon der Kaufmannsvilla zu hören waren. »Hättet Ihr mich in ein kirchliches Gefängnis geschickt, statt mich meinen Feinden, den Engländern, zu überlassen, wäre es nie so weit gekommen. Wir werden ja sehen, wer von uns beiden in die Hölle muss. Ich trete heute reinen Gewissens vor meinen Schöpfer.«
    Cauchon lief rot an, und sein zornig verzerrtes Gesicht war hässlich anzusehen. Der Bailiff fürchtete offenbar, der Bischof könnte sich zu irgendetwas hinreißen lassen, das seine Würde beschädigte, denn er nahm Jeanne beinah hastig am Arm, zerrte sie von der Tribüne und zum Scheiterhaufen hinüber, dessen Plattform ebenfalls gut sichtbar über den Köpfen der Menge angebracht war. Seine Männer banden Jeanne an den Pfahl, führten den Strick unter ihren Achseln hindurch, damit sie nicht zusammensacken und die Menge so um das erwartete Spektakel bringen konnte.
    Jeannes Atem ging stoßweise, und sie warf gehetzte Blicke zu allen Seiten. »Mögen der Herr Jesus Christus … und die heilige Jungfrau mir beistehen …«, stammelte sie. Es klang, alshabe sie kaum genug Luft zum Sprechen. »Mögen sie euch vergeben, so wie ich euch vergebe … Betet für mich …«
    »Was ist denn nun, Massieu?«, brüllte John Rys, einer ihrer Wächter, dem Bailiff zu. »Sollen wir so lange warten, dass wir das Mittagessen versäumen?«
    Der Bailiff warf einen finsteren Blick in die Richtung, aus welcher die Stimme gekommen war, nickte dann aber dem Henker zu, der mit der brennenden Fackel in der Hand wartete. »Tu deine Pflicht.«
    Der Scharfrichter stieß seine Fackel ins ölgetränkte Holz, das sofort zu prasseln begann.
    »Ein Kreuz! Lasst mich ein Kreuz sehen!«, bettelte Jeanne.
    Isembart de la Pierre, der Dominikanerpater, der ihr die Messe gelesen und die Beichte abgenommen hatte, hastete in die nahe Kirche, kehrte in Windeseile mit einem Kruzifix zurück, stellte sich vor den Scheiterhaufen und hielt es mit beiden Händen hoch. John sah, dass Jeanne den Blick starr darauf richtete, die Augen weit aufgerissen, und dann hüllten die Flammen sie ein. Das Feuer verursachte ein großes Getöse, aber dennoch hörte er ihre Schreie. Es dauerte jedoch nicht lange, bis sie verstummten.
    »Sie ist bewusstlos«, murmelte der Kardinal. »Gott sei gepriesen.«
    John nickte wortlos. Ihm war speiübel, und er biss sicherheitshalber die Zähne zusammen.
    Als er vor beinah zwanzig Jahren mit angesehen hatte, wie sie in Smithfield den Ketzer Edmund Tanner verbrannten, war er ein Knabe gewesen. Er hatte geglaubt, dass es ihn heute weit weniger erschüttern würde, denn der Krieg hatte ihm so viele grauenvolle Bilder beschert, dass er sich für abgehärtet hielt. Aber er hatte sich in gewisser Weise doch getäuscht. Er hatte nicht geahnt, wie viel schrecklicher es war, wenn sie eine Frau verbrannten.
    Die Menge war ungewöhnlich still geworden. Nicht wenige der Gaffer, die Jeanne auf ihrem Weg zum Scheiterhaufen noch beschimpft, mit Dreckfladen beworfen und verhöhnt hatten,sanken nun weinend auf die Knie, rangen die Hände und flehten Gott um Vergebung an. Das Feuer prasselte unverdrossen weiter. Es hatte seinen Höhepunkt überschritten, und als die Flammen niedriger wurden, erahnte man durch den Rauch den erschlafften, verkohlten Leib, der offenbar nur zögerlich zu Asche zerfiel.
    »William Talbot und John Rys haben ihre Meinung verdammt schnell geändert«, bemerkte John angewidert.
    Beaufort folgte seinem Blick zu den beiden Soldaten, die Jeanne noch bis heute früh bewacht, bespitzelt und belästigt hatten und sich

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