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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Wärme im Rücken.
    Liz nahm den viel zu langen Mantel ab, legte ihn auf den Tisch und setzte sich neben Raymond.
    »Es ist nicht recht, dass ihr Daniel in diese verdammte Geschichte hineingezogen habt, Liz.«
    »Niemand hat das getan«, widersprach sie. »Kurz vor Pfingsten, als die große Jagd auf die Lollarden wieder begann, hat Conrad schon einmal ein paar Flüchtlinge auf dem Gestüt versteckt. Daniel hat es irgendwie herausgefunden und seine Hilfe angeboten.«
    »Aber es ist gefährlich.«
    »Das hab ich ihm auch gesagt. Zur Belohnung hielt mein vornehmer Herr Sohn mir einen Vortrag über ritterlichen Anstand.«
    Raymond schnaubte. »Das ist Johns Einfluss, nicht meiner, glaub mir.«
    »Wie auch immer. Ich war stolz auf ihn. Und das bin ich noch. Aber ich sorge mich auch.«
    »Zu Recht«, erwiderte Raymond. »Gloucester macht Jagd auf die Lollarden, um sich der Freundschaft der Bischöfe im Kronrat zu versichern, damit sie ihn im Zweifel gegen Kardinal Beaufort unterstützen. Waringham als Lollardennest zu enttarnen wäre genau die Sorte Skandal, die Gloucesters Kampagne Glaubwürdigkeit verleiht. Gloucester kann mich nicht ausstehen, und der König … Na ja, du weißt ja, wie es ist. Ich habe keinerlei Einfluss mehr. Wenn sie Daniel und Conrad erwischen, werde ich wahrscheinlich nicht verhindern können, dass sie sie aufhängen.«
    Liz zog erschrocken die Luft ein.
    Raymond breitete die Hände aus. »So sieht es aus, Lizzy. Conrad muss damit aufhören. Ich weiß, dass er auf mich nicht hört. Aber vielleicht kannst du ihm Vernunft beibringen.«
    »Ich werd’s versuchen«, versprach sie.
    Raymond ergriff ihre Hand, legte sie auf seinen Oberschenkel und bedeckte sie mit seiner Pranke, befühlte verstohlen ihre Finger. Dann wandte er den Kopf und betrachtete das Profil.
    Liz befreite ihre Hand. »Was siehst du mich so an? Ich bin eine alte Frau, Raymond.«
    Er schüttelte den Kopf. Das war sie nicht. Andere Bauersfrauen waren mit Anfang vierzig grau, zahnlos und welk, gekrümmt von zu viel Arbeit und ausgezehrt von zu vielen Schwangerschaften. Liz hatte indessen nur vier Kinder geboren. Vielleicht war das der Grund, warum die Jahre gnädig zu ihr gewesen waren. Womöglich kannte sie auch irgendein Kraut, welches das Altern verlangsamte und dessen wundersame Wirkung sie für sich behielt, um als Einzige in den Genuss zu kommen. Jedenfalls zogen sich nur hier und da graue Fäden durch das blonde Haar, bis auf ein paar Krähenfüße war ihr Gesicht faltenlos, und sie hatte noch alle Zähne. Liz alterte wie eine Dame, hatte Raymond verwundert festgestellt, und er fand sie nach wie vor anziehend.
    »Es wird spät«, bemerkte sie.
    »Dann lass uns ins Bett gehen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Du weißt, dass du mir jederzeit willkommen bist, aber solange meine Kinder noch im Haus sind …«
    »… willst du nicht, dass sie mich morgens hier antreffen.« Er seufzte vernehmlich. Natürlich hatte sie völlig Recht. Aber er dachte mit Wehmut an die Jahre zurück, als sie die verrufene junge Hebamme im Dorf und er nur der Sohn des Earl gewesen war, an dessen Verantwortungsgefühl niemand hohe Ansprüche stellte. »Komm schon, Lizzy, hab ein Herz. Bei dem Wetter würdest du keinen Hund vor die Tür jagen. Du hast mein Wort, dass ich vor dem ersten Hahnenschrei verschwinde.«
    Sie verdrehte die Augen, musste aber unwillkürlich lachen. »Das heißt, ich muss wach bleiben, um dich rechtzeitig zu wecken.«
    Er sah ihr tief in die Augen und legte die Hand auf ihr Bein. »Es ist nicht Schlaf, den ich in deinem Bett suche.«
    Liz verzog spöttisch den Mund, aber sie war immer noch empfänglich für diesen Verführerblick. »Das trifft sich gut, Mylord …«
     
    Erst nach dem zweiten Training am nächsten Vormittag kehrte Lord Waringham aus dem Gestüt auf seine Burg zurück. Manchmal ließ er sich dort tagelang nicht blicken. Seit seiner Verbannung vom Hof hatte er Waringham auf eine neue Weise schätzen gelernt, hatte erst jetzt erkannt, wie glücklich er sich preisen konnte, ein Heim zu besitzen, wo er verwurzelt war. Aber es waren das Gestüt, das Dorf mit den umliegenden Feldern, Weiden und Wäldern, die dieses Heim ausmachten, nicht der alte Kasten hinter der Ringmauer auf dem Burghügel.
    Der Wind hatte auf Ost gedreht. Er war immer noch scharf, aber hatte die Wolken vom Himmel gefegt, und wie stets verlieh die Sonne der grimmigen Burg einen Anstrich von Freundlichkeit. Raymond überquerte den Innenhof, nickte den

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