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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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nun schluchzend in den Armen lagen. »Das ist das Privileg der Armen im Geiste«, erwiderte der Kardinal.
    John sah ihn an. »Ich wünsche mir oft, ich könnte die Welt mit so großer Distanz betrachten wie ihr, Mylord«, gestand er.
    Beaufort schüttelte den Kopf und unterzog seine Fingernägel einer eingehenden Inspektion. »Ihr täuscht Euch, John. Ich bin bedauerlicherweise außerstande, diese ganze unselige Angelegenheit mit Distanz zu betrachten. Aber im Gegensatz zu den beiden wackeren Wachen dort unten kann ich es mir nicht leisten, mir das anmerken zu lassen.«
    John schaute wieder auf den Marktplatz hinab. »Warwick sollte die Menge lieber auseinander treiben lassen«, murmelte er. »Bevor sie alle das heulende Elend kriegen und eine Massenhysterie ausbricht.«
    Beaufort trat von der Brüstung zurück. »Fitzhugh.«
    Einer seiner Ritter erschien auf dem Balkon. »Mylord?«
    »Nehmt zwei, drei Männer, die nicht zimperlich sind, und geht hinunter. Sammelt die Asche und was sonst von ihr übrig ist ein, und werft sie in den Fluss.«
    Der junge Ritter riss entsetzt die Augen auf. »Aber wie …« Er brach unsicher ab.
    »Ich schlage vor, in einem Eimer, mein Junge. Nun geht. Ihr müsst Euch sputen, damit Ihr fertig seid, ehe Warwick seine Männer abzieht. Wenn auch nur ein Ascheflöckchen, ein Knöchelchen der Jungfrau unters Volk kommt, dann beginnt am heutigen Tage ihre Heiligenverehrung, und spätestens morgenhören wir von den ersten Wundern, die ihre Reliquien bewirkt haben. Jeanne von Domrémy wäre tot eine größere Gefahr für den König als lebendig. Versteht Ihr?«
    Fitzhugh straffte die Schultern. »Verlasst Euch auf mich, Mylord. Kein Flöckchen und kein Knöchelchen werden übrig bleiben.« Er neigte höflich den Kopf und eilte davon.
    John beneidete ihn nicht um seinen Auftrag. »Es wird so oder so passieren«, sagte er bitter. »Warwick und Cauchon mussten es ja unbedingt so weit treiben. Nun haben sie eine Märtyrerin aus ihr gemacht, genau wie Ihr prophezeit habt, und die Menschen werden sie als Heilige verehren.«
    »Dann bleibt uns nur zu hoffen, dass sie sich irren«, antwortete der Kardinal, »denn andernfalls wären wir alle verdammt.«
    John nickte. Alle außer Raymond , dachte er.

Waringham, November 1431
    I ch bin auf der Suche nach Lord Waringham«, bekundete der fein gewandete junge Ritter, der in Begleitung zweier berittener Soldaten im Gestüt erschienen war. Hochnäsig blickte er auf den Mann in den staubigen Stiefeln und den zerschlissenen Kleidern hinab, der mit einem Sattel und einer Trense über dem linken Arm von einer der Koppeln gekommen war. »Kannst du mir sagen, wo ich ihn finde?«
    »Was wünscht Ihr denn von ihm?«
    »Ich glaube kaum, dass dich das zu kümmern hat«, entgegnete der Ritter.
    Der abgerissene Pferdeknecht fuhr sich kurz über den blonden Bart, und man hätte meinen können, er verstecke hinter der Geste ein Grinsen. »Nun, vielleicht versucht Ihr’s mal oben auf der Burg, Sir. Nach meiner Erfahrung halten Edelleute sich in der Regel dort auf.«
    Der junge Mann kniff argwöhnisch die Augen zusammen. »Dort ist er nicht.«
    »Tja. So ein Pech.«
    »Wie ist dein Name, Bursche?«
    »Wer will das wissen?«
    »Was fällt dir ein …« Der Ritter riss das Schwert aus der Scheide, glitt aus dem Sattel und setzte dem unverschämten Bauern die Klinge an die Kehle. »Dein Name! Wird’s bald?«
    Mit einer beiläufigen, fast graziösen Bewegung trat sein Gegenüber ihm die Füße weg, entwand ihm mit der freien Rechten die Waffe, während er fiel, und brachte die Spitze der Klinge über seinem Adamsapfel zur Ruhe. »Raymond of Waringham, Söhnchen. Und ich wüsste jetzt gern Euren Namen.«
    »Mylord!«, rief der junge Heißsporn erschrocken. Die beiden Rabauken, die seine Begleitung bildeten, glotzten.
    Raymond machte mit dem Schwert eine kleine, wedelnde Bewegung. »Also?«
    »William Clifton, Mylord.«
    »Guck an. Einer der Cliftons, die im Dienst des Duke of Gloucester stehen?«
    Der junge Ritter stützte sich auf die Ellbogen und nickte.
    Raymond trat einen Schritt zurück. »Ihr dürft aufstehen, Söhnchen.«
    Clifton sprang erleichtert auf die Füße. »Vergebt mir, Mylord. Wenn ich geahnt hätte …«
    Raymond gab ihm seine Waffe zurück. »Schon gut. Das konntet Ihr nicht.«
    In der Welt von Sir William Clifton, die auch einmal Raymonds gewesen war, sah man immer auf den ersten Blick, welchen Standes ein Mann war. Man erkannte es an seiner Kleidung, seinen

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