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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Waffen, seinem Gaul oder Wappen, an der Art, wie er sich bewegte und sprach. Seit Raymond nach Waringham zurückgekehrt war, hatte er sich ein Vergnügen daraus gemacht, sich all dieser Merkmale nach und nach zu entledigen.
    Doch er erkannte, wie unendlich peinlich diese Situation seinem jungen Gast war, und zwinkerte ihm zu. »Lasst uns noch einmal von vorne anfangen, mein Junge. Ihr sucht mich, sagtIhr, und nun habt Ihr mich gefunden. Was ist es, das Gloucester von mir will? Ich schätze, ihm ist zu Ohren gekommen, dass ich mich ins Privatleben zurückgezogen habe?«
    Clifton nickte verlegen. Niemand in England wusste, warum Lord Waringham dem Krieg, dem Duke of Bedford und dem König so plötzlich den Rücken gekehrt hatte, aber es verging selten ein Tag, ohne dass Gloucester ein paar gehässige Vermutungen anstellte. »Der Duke of Gloucester hat im Frühjahr eine Lollardenrevolte in der Gegend um Oxford niedergeschlagen, Mylord. Der Anführer der Ketzer war ein gewisser Jack Sharpe.«
    »Ja, ich hab von ihm gehört. Sein Kopf zierte zu Pfingsten die London Bridge, wenn ich mich nicht irre?«
    »So ist es. Aber Jack Sharpes Revolte hat dem Kronrat vor Augen geführt, dass die Gefahr, welche die Lollarden darstellen, mitnichten gebannt ist, und seit dem Sommer sind wir in ganz England unterwegs, um sie aufzuspüren und ihrer gerechten Strafe zuzuführen.« Er brach ab und sah unglücklich auf seine Stiefelspitzen hinab.
    »Und?«, fragte Raymond aufmunternd.
    »Vor einer Woche haben wir nachts in einer Kirche in Rochester ein ganzes Lollardennest ausgehoben. Aber zwei der Strolche sind uns entwischt. Und ihre Spur …«
    Raymond ging ein Licht auf. »Führt nach Waringham?«
    »Ich fürchte, so ist es, Mylord.«
    Raymond schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Verfluchtes Ketzerpack.« Dann breitete er einladend die Arme mitsamt Sattel und Trense aus. »Führt Eure Suche durch, Clifton. Je gründlicher Ihr vorgeht, desto beruhigter werde ich sein. Ich schlage vor, Ihr fangt auf der Burg und im Dorf an.«
    Clifton nickte erleichtert, fragte aber: »Was ist mit dem Gestüt?«
    »Der Grund und Boden gehört meinem Cousin. Ich wäre dankbar, wenn Ihr mit Eurer Suche bis zu seiner Rückkehr warten könntet. Er ist in Sevenelms, um Geschäfte zu erledigen, aber er wollte heute zur Abendfütterung zurück sein.«Raymond sah zum grau verhangenen Himmel auf. »Das ist in zwei Stunden.«
    »Wie Ihr wünscht, Mylord.«
    »Also, gehen wir, Gentlemen.« Raymond wandte den Kopf ab und pfiff durch die Zähne. In Windeseile erschien einer der Stallburschen, streifte die schwer bewaffneten Fremden mit einem ausdruckslosen Blick und sah den Earl dann fragend an. »Mylord?«
    Raymond drückte ihm den Sattel und das Zaumzeug in die Hände. »Ich begleite die Gentlemen ins Dorf, Andrew. Wenn der Stallmeister aus Sevenelms zurückkommt, richte ihm aus, er möge auf die Burg hinaufkommen.«
    Andrew starrte ihn nicht an, als hätte Raymond plötzlich Arabisch gesprochen. Er sagte auch nicht, dass Conrad lediglich im Dorf in der Sattlerei und keineswegs in Sevenelms sei. Er hatte keine Ahnung, was diese seltsame Botschaft zu bedeuten hatte, aber er antwortete scheinbar gleichmütig: »Wie Ihr wünscht, Mylord.«
    »Hast du in den letzten Tagen Fremde in Waringham gesehen, Junge?«, fragte William Clifton den Stallburschen.
    »Nein, Sir.«
    »So sicher bist du dir dessen? Solltest du nicht erst nachdenken, ehe du antwortest?«
    »Es kommen so selten Fremde nach Waringham, dass ich mich todsicher erinnern würde, wenn ich einen gesehen hätte, Sir«, erklärte der Junge. Er war vielleicht fünfzehn oder sechzehn Jahre alt und unverkennbar bäuerlicher Herkunft, aber er sprach ohne Scheu.
    Clifton runzelte unwillig die Stirn, sagte jedoch lediglich: »Du kannst gehen.«
    Andrew nickte, machte einen nachlässigen kleinen Diener und verschwand in der Sattelkammer.
     
    Unverrichteter Dinge und nicht ohne sich nochmals bei Raymond zu entschuldigen zog William Clifton am Abend wieder ab. Die wahrhaft gründliche Suche auf der Burg, im Dorfund in den Stallungen hatte die Menschen in Waringham aufgeschreckt und den Betrieb im Gestüt ziemlich durcheinander gebracht, sodass Raymond und Conrad ihre Runde bei den Pferden im Fackelschein absolvieren mussten. Mit Einbruch der Dunkelheit hatte der Wind merklich aufgefrischt. Er brachte Unheil verkündende Wolken, und die Fackel fauchte in der Zugluft.
    »Wenn er nächste Woche immer noch lahmt, schicken

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