Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
Vom Netzwerk:
»Tja … du hast wahrscheinlich Recht.« Einen Moment rang er noch mit sich. Dann wandte er sich Conrad und Egmund zu. »Ich habe nichts gehört und nichts gesehen. Für dieses Mal. Aber ich werde nicht zulassen, dass ihr ein Ketzerschlupfloch aus Waringham macht.«
    Sie nickten.
    »Ein Becher Wein, Mylord?«, bot der Priester an.
    »Und ich dachte schon, Ihr würdet nie fragen.«
    Egmund brachte ihm einen schlichten Zinnbecher, doch der Wein war weit besser, als Raymond erwartet hätte. Er leerte ihn gemächlich, an die Wand neben dem Herd gelehnt, und lauschte Egmunds Vortrag aus dem englischen Matthäus-Evangelium mit zunehmendem Interesse. Da seine Lateinkenntnisse hauptsächlich aus Lücken bestanden, war dies das erste Mal, dass er das Wort Gottes zusammenhängend verstehen konnte, und es berührte ihn. Sein Leben lang hatte er sich in der Kirche immer nur gelangweilt. Jetzt war mit einem Mal seine Neugier geweckt.
    Als der Pfarrer sein Buch zuklappte, bekannte Raymond: »Ich glaube … ich würde irgendwann gern einmal einen Blick hineinwerfen, Vater.«
    »Meine Tür steht Euch immer offen, Mylord.«
    Wie aufs Stichwort wurde diese Tür plötzlich schwungvoll aufgestoßen, und ein groß gewachsener Ritter in Mantel und Kapuze trat über die Schwelle. »Die Luft ist rein«, berichtete er und streifte die Kapuze zurück. »Ich bin ihnen bis hinter Higham gefolgt. Sie reiten nach London zurück, kein Zweifel.«
    »Daniel«, knurrte Raymond. »Das wird ja immer besser …«
    Der junge Ritter schien nicht sonderlich schockiert, seinen Vater hier anzutreffen. Er zuckte vielsagend mit den Schultern.
    »Du hast es gewusst und mir keinen Ton gesagt?«, fragte Raymond ungläubig.
    »Ich war sicher, dass es dir viel lieber ist, von dieser Sache nichts zu wissen«, gab Daniel zurück.
    Da Raymond eben noch genau das Gleiche gesagt hatte, konnte er nun schlecht widersprechen. »Ich muss dich nicht darauf hinweisen, dass es Verrat ist, was du hier treibst, oder?«
    »Du siehst mir nicht so aus, als seiest du im Begriff, Clifton nachzureiten und ihn zurückzuholen«, konterte der junge Mann.
    »Nein«, gestand Raymond. »Dieses eine Mal drücke ich ein Auge zu.«
    Daniel nickte, als wolle er sagen: ›Worüber reden wir dann?‹, und wandte sich an den Priester. »Besser, ich bringe sie zurück aufs Gestüt. Bei dir können sie nicht bleiben.«
    »Ich kann in der Kirche schlafen«, erbot sich Egmund.
    Aber Daniel schüttelte den Kopf. »Wir sollten nicht riskieren, dass irgendwer im Dorf sie morgen früh sieht.«
    »Nein, du hast Recht.«
    Daniel hockte sich neben das Strohlager und beugte sich über das Mädchen. »Leg die Arme um meinen Hals«, sagte er, während er sie aufhob. Es klang freundlich und doch bestimmt, war offenbar genau der richtige Tonfall, um ihr Vertrauen zu wecken. Sie gehorchte, lehnte den Kopf an seine Schulter und schloss die Augen.
    »Komm schon, Jack«, forderte Daniel den Jungen am Tisch auf. »Es sind nur ein paar Schritte.«
    Conrad half dem Jungen auf die Füße, verabschiedete sich mit ein paar gemurmelten Worten und folgte Daniel in die unwirtliche Nacht hinaus.
     
    Raymond brachte Liz nach Hause. Es hatte zu schütten begonnen, und Liz erhob keine Einwände, als er den Mantel abnahm und ihr um die Schultern hängte. Wolken und Regen machten die Nacht tintenschwarz, aber der kurze Weg die abschüssigeGasse hinab war ihnen so vertraut, dass sie ihn auch mit verbundenen Augen gefunden hätten.
    »Sei leise«, mahnte Liz, während sie eintraten. »Die Kinder schlafen.« Sie sagte es jedes Mal, wenn er sie besuchte.
    Raymond wartete an der Tür, bis sie an der Herdglut einen Kienspan und damit die Öllampe entzündet hatte. Erst dann trat er über die Schwelle und schloss die Tür. »Deine Tochter will bald heiraten, erzählt Daniel.«
    Liz schürte das Feuer auf und legte Holz nach. »Jim Granston, Conrads Vormann. Einen freien Mann, stell dir das vor. Ich hoffe, du hast keine Einwände.«
    Nach dem Gesetz brauchten Leibeigene die Einwilligung ihres Herrn, um zu heiraten, und mussten die Erlaubnis mit einem Stück Vieh oder mit Geld erkaufen. Wie viele andere englische Landeigner hatte Raymonds Vater von diesem Recht nie Gebrauch gemacht; es galt als überholt. Abgeschafft worden war es jedoch nie, und sowohl Unfreie als auch Lords hatten nicht vergessen, dass es jederzeit wiederbelebt werden konnte.
    »Woher denn«, murmelte der Earl abwesend, sank neben dem Feuer auf die Bank und genoss die

Weitere Kostenlose Bücher