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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Stattdessen nahm er eines der dicken Bücher aus der Truhe und trug es zum Tisch, wo Tintenhorn und Feder warteten.
    Eugénie schnalzte ungeduldig. »Du bist so durchschaubar, mon cher mari . Du und ich wissen doch beide, dass du keine Ahnung von den Büchern hast.«
    »Du würdest staunen, was man in einem halben Jahr alles lernen kann, wenn man sich ein bisschen Mühe gibt, Eugénie. Aber davon verstehst ja nun wiederum du nichts.«
    »Oh, jetzt sei doch nicht so langweilig. Sag’s mir, Raymond. Wie war sie, die unschuldige Küchenmagd? Du weißt doch, dass es mir nichts ausmacht. Mir wäre es auch gleich, wenn du’s mit den Schafen treiben würdest. Ich bin nur neugierig.«
    Für einen winzigen Moment hob er den Kopf. »Verschwinde.« Es klang gefährlich.
    Eugénie frohlockte. Es gelang ihr nur noch höchst selten, ihn zu irgendeiner Gemütsregung zu bewegen. »Wo ist es passiert? Im Winter gehst du mit ihnen auf den Heuboden, richtig? Hat sie sich ins Heu gelegt und die Beine für dich breit gemacht? Oder hat sie sich vor dich gekniet und dein Prachtstück in ihren verführerischen roten Mund genommen?«
    Raymond stand auf und trat langsam auf sie zu. »Was ist in dich gefahren, Frau?«, knurrte er. Sie war ihm unheimlich.»Wahrscheinlich beschäftigst du dich mit solch unanständigen Phantastereien, weil dein eigenes Gärtchen schon zu lange unbeackert ist, nicht wahr? Aber es gibt Dinge, die man einfach keinem Mann zumuten kann.«
    Sie schien ihn gar nicht zu hören. Mit strahlenden Augen sah sie ihn an, und sie lächelte. »Hat sie alles getan, was du wolltest, Mylord? Sag es mir. War sie gefügig, wie es sich für ein gehorsames Töchterchen gehört?«
    Raymond blieb wie erstarrt stehen. » Was ?«
    »Komm, komm. Sag nicht, das hast du nicht gewusst.«
    Er blinzelte, als habe er Staub in die Augen bekommen. »Was zum Henker redest du da?«
    »Die Wahrheit, mein Gemahl. Würde ich dir je etwas anderes zu sagen wagen als die reine Wahrheit?«
    »Wer … ist ihre Mutter?«
    »Maud, die Köchin. Auf den ersten Blick sieht man es gar nicht, oder? Vermutlich, weil Alys mehr ihrem Vater nachschlägt.«
    Raymond schüttelte den Kopf, machte ein paar schwerfällige Schritte rückwärts und ließ sich in einen der brokatgepolsterten Sessel am Tisch sinken. Von dort sah er zu seiner Frau hinüber. Eine feine Röte hatte Eugénies Wangen überzogen. Es war ein feistes Gesicht, das alle Reize eingebüßt hatte, doch das Glühen stand ihr, und der Triumph verlieh ihren Augen Lebhaftigkeit.
    »Eugénie, Eugénie«, sagte Raymond leise. »Wenn das wirklich stimmt, dann hast du mich vor einer furchtbaren Sünde bewahrt. Ich weiß natürlich, dass das niemals deine Absicht war, aber du hast mir einen großen Gefallen erwiesen. Tut mir Leid, Teuerste.«
    Sie schnaubte angewidert. »Erwartest du im Ernst, dass ich glaube, es sei nicht längst passiert?«
    »Wie kommst du nur darauf, mich könnte interessieren, was du glaubst?«, gab er ebenso giftig zurück.
    Sie sah ihn noch einen Moment an, und irgendetwas an seinem Ausdruck verriet ihr, dass er die Wahrheit sagte. Miteinem Laut, der Abscheu ebenso wie Enttäuschung ausdrückte, stürmte sie hinaus und knallte die Tür zu, dass die Butzenscheiben in ihren Bleifassungen klirrten.
    »Miststück«, knurrte Raymond, aber er sagte es nicht mit der üblichen Überzeugung. Ihre Enthüllung hatte ihn erschüttert. Noch während ihres Schlagabtauschs hatte er zurückgerechnet und erkannt, dass er tatsächlich Alys’ Vater sein musste. Die Erkenntnis war ein Schock. Raymond hatte sich nie etwas dabei gedacht, Waringham mit Bastarden zu bevölkern. Auch wenn sein Vater anderer Ansicht gewesen war, für Raymond war es vollkommen respektabel und natürlich, war eben das, was ein Mann seines Standes tat, ganz gleich wie die Pfaffen dagegen wetterten. Doch jetzt erkannte er, dass es Gefahren barg, an die er noch nie gedacht hatte. Ich werde ein bisschen besser aufpassen müssen, erkannte er.
    Unter normalen Umständen konnte ein Streit mit Eugénie ihn nicht aus der Fassung bringen. Wann immer sie sich begegneten, stritten sie – er war daran gewöhnt. Es bereitete ihm meist sogar ein eigentümliches Vergnügen. Aber heute hatte sie einen Nerv getroffen, musste er einräumen. Sie war ständig auf der Suche nach etwas, womit sie ihn kränken konnte, und so wie das blinde Huhn das Korn hatte sie heute seine Schwachstelle gefunden. Die Gier nach dem Triumph hatte ihre Absichten

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