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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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zurückkommen können, ist es müßig und kann dir nur schaden.«
    »Bist du jetzt bald mal fertig?«
    Mortimer nickte und trank noch einen Schluck.
    »Gut«, brummte Raymond. »Dann erzähl mir von unserem königlichen Rotzlümmel und unserem Brüderchen.«
    »Die Dauphinisten sind aus der Champagne vertrieben. Vor allem der junge Edmund Beaufort hat das vollbracht. Er überstrahlt Richard of York sowohl im Feld als auch in den Augen des Königs, und wie du dir vorstellen kannst, ist York darüber alles andere als glücklich. Jedenfalls ist der Hof unterwegs nach Paris, und nächste Woche wird Kardinal Beaufort Henry in Notre Dame krönen.«
    »In Notre Dame?«, wiederholte Raymond erstaunt. »Nicht in Reims?«
    »Bedford sagt, wir setzen mit der neuen Krönungskirche ein Zeichen. Sie symbolisiere den Beginn einer neuen Dynastie auf dem französischen Thron. Aber die Wahrheit ist: Der Weg nach Reims ist immer noch nicht sicher, und langsam sind alle es satt, auf diese Krönung zu warten. Vor allem der König. Er will nach Hause, sagt er. Auch Frankreich sei sein Zuhause, hält Bedford ihm vor, aber Henry hat gelernt, seinen königlichen Willen mit Nachdruck kundzutun.«
    »Ja, das musst du mir nicht erzählen …«, warf Raymond höhnisch ein.
    Mortimer nickte. »Seine Mutter hat ihm übrigens einen äußerst scharfen Brief geschickt. Deinetwegen.«
    »Und der König hat ihn zur Kenntnis genommen und kein Wort darüber verloren, nehme ich an.«
    »Weder mir noch John gegenüber zumindest«, bestätigte Mortimer.
    »Ich bin nicht überrascht. Es ist genau, wie ich gesagt habe: Er ist zu feige, Warwick die Stirn zu bieten.« Raymond biss dieZähne zusammen. Auch wenn er nichts anderes erwartet hatte, war es doch, als hätte Mortimer an eine unverheilte Wunde gerührt.
    »John ist äußerst kühl zu Warwick und Bedford. Immer ausgesucht höflich und trotzdem unverschämt, wie eben nur John es kann. Aber falls er dem König noch zürnt, lässt er es sich zumindest nicht anmerken. Henry hängt so furchtbar an ihm – wahrscheinlich bringt John es einfach nicht übers Herz, ihm die kalte Schulter zu zeigen.«
    »Ich bin froh«, gestand Raymond. »Harry hätte nicht gewollt, dass die beiden sich entfremden.«
    »Nein, bestimmt nicht.«
    Es war einen Moment still.
    »Also wenn sie den Jungen Anfang Dezember krönen, könnte John zu Weihnachten zu Hause sein«, bemerkte Raymond schließlich.
    »Gut möglich.«
    Raymonds Laune hob sich schlagartig. Er warf einen Blick zum Fenster. Wie geschmolzenes Messing leuchtete die Sonne durch die bernsteinfarbenen Butzenscheiben. »Reiten wir ein Stück?«, schlug er vor.
    Mortimer stöhnte. »Ich bin gestern früh in Dover gelandet, Raymond, und habe seither praktisch ununterbrochen im Sattel gesessen.«
    »Du brauchst eineinhalb Tage für vierzig Meilen? Mir scheint, du wirst tatsächlich alt.«
    Mortimer verzichtete darauf, ihn an das schauderhafte Wetter des Vortages zu erinnern. »Also meinetwegen lass uns ins Gestüt gehen, und ich werde mir geduldig deine Prahlereien bezüglich deiner Gäule anhören, aber reiten will ich heute keinen Schritt mehr.«
    »Da fällt mir ein, was macht Herkules?« Alle paar Jahre schenkte Raymond Mortimer eins seiner kostbaren, hervorragend geschulten Schlachtrösser. Mortimer nahm sie immer dankbar an. Er war kein wohlhabender Mann; es fiel ihm schwer, die Ausrüstung und den Knappen, die ein Ritter imKrieg brauchte, zu finanzieren. Und weil er der Auffassung war, dass Raymonds Vater ihn um Waringham geprellt hatte, fand er, die Pferde waren wohl das Mindeste, was ihm zustand.
    »Prächtig. Bei einem Scharmützel nahe Meaux hat er einen Pfeil in die Flanke bekommen und ließ niemanden an sich heran. Er war richtig gefährlich. Die Pferdeknechte hatten eine Heidenangst vor ihm, und am dritten Tag bekam er Fieber. In meiner Ratlosigkeit habe ich John einen Boten geschickt, und unser Brüderchen, wie du ihn zu nennen beliebst, hat sich durch die feindlichen Linien gemogelt, um meinen Gaul zu kurieren.«
    Raymond lächelte stolz. Das war eine Rittergeschichte nach seinem Geschmack.
    Sie verließen die Burg und schlenderten gemächlich zu den Stallungen hinab. Raymond wich Mortimers Fragen nach Eugénie und Robert aus, erkundigte sich aber ausführlich nach seiner Cousine Margery, die Mortimers Frau war, und ihrer Töchterschar. Mortimer gab bereitwillig Auskunft. Ganz anders als Raymond hatte er sich in der Rolle als Ehemann und Familienvater immer wohl

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