Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
Vom Netzwerk:
war. »Du willst mich auf den Arm nehmen.«
    Tudor schüttelte den Kopf. »Es ist bitter ernst, Junge.«
    »Und was für ein Vergehen soll das sein, dessen ich mich schuldig gemacht habe?«
    »Du hast versucht, Kardinal Beauforts Vermögen außer Landes zu schaffen.«
    »Aber auf seine Bitte.«
    »Hm. Trotzdem ist es offenbar verboten, größere Mengen Edelmetalle ohne Erlaubnis der Krone auszuführen.«
    John schnaubte verächtlich. »Der Kardinal wird doch mit seinem persönlichen Vermögen noch tun dürfen, was ihm beliebt.«
    Tudor blieb stehen, nahm John beim Arm und drehte ihn zu sich um. »Das wird sich zeigen. Letzten Endes wird wohl der Recht bekommen, der in eurem Parlament mehr Macht besitzt oder klüger taktiert, nicht wahr? Gloucester sagt jedenfalls, der Schmuggel der Goldtruhen sei ein Akt des Verrats. Und du stehst und fällst mit dem Kardinal, John: Wenn das Parlament sich gegen ihn stellt, wirst du ebenfalls als Verräter angeklagt werden.«

Windsor, Mai 1432
    E in herrlicher Tag für die Jagd, Sire!«, rief der Duke of Gloucester ausgelassen. »Und Ihr seht so wundervoll und prächtig aus wie ein Jäger in einer französischen Tapisserie, wenn ich das sagen darf.«
    Der König lachte verlegen, aber Gloucester sagte zweifellos die Wahrheit, fand John. Er war im Schatten neben dem Pferdestall stehen geblieben, um Onkel und Neffen einen Moment zu betrachten.
    Humphrey of Gloucester hatte sich mit Anfang vierzig immer noch seinen etwas unbeholfenen Jungencharme bewahrt. Seine dunklen Lancaster-Augen waren scharfsichtig und voller Neugier. John wusste, Gloucester war ein Schöngeist; er sammelte Gedichte und philosophische Schriften. Diese Neigung schien so gar nicht zu seinem Hang zur Boshaftigkeit zu passen, erst recht nicht zu dem brennenden Ehrgeiz, der sein Handelnbestimmte und ihn so unberechenbar machte. Der Duke of Gloucester war ein Buch mit sieben Siegeln. Jetzt allerdings wirkte er ausnahmsweise einmal zufrieden und entspannt, und als er lachte, sah er seinem toten Bruder Harry plötzlich so ähnlich, dass John einen Stich spürte.
    Der König schien ein gutes Stück gewachsen zu sein, seit John sich vor drei Monaten in Calais von ihm verabschiedet hatte. Er trug einen fein gefältelten blauen Samtumhang und einen passenden flachen Hut, hielt seinen Falken elegant auf dem linken Handgelenk und saß in perfekter Haltung im Sattel. Zumindest was das Reiten anbetrifft, schlägt der König seinem Vater nach, fuhr es John durch den Kopf. Oder möglicherweise auch seiner Mutter.
    Doch plötzlich begann Henrys Grauschimmel nervös den Kopf zu schütteln und tänzelte einen Schritt zur Seite.
    »Hoh«, machte der Junge beschwichtigend und bemühte sich, die Zügel mit der freien Hand kürzer zu nehmen. Er war ein wenig ungeschickt, und der Schimmel schnaubte missgelaunt und stieg plötzlich.
    Henry stieß einen halb unterdrückten Schreckenslaut aus. »Onkel, würdet Ihr mir wohl den Vogel abnehmen?«, bat er.
    Zwei Stallburschen, die in der Nähe standen, wollten hinzueilen, um den Schimmel zu beruhigen, aber Gloucester schüttelte den Kopf, trat zwei Schritte zurück, um sich in Sicherheit zu bringen, verschränkte die Arme und sagte: »Das ist gewiss nicht nötig, Sire. Ihr seid alt und erfahren genug, um Euer Pferd zur Räson zu bringen.«
    Das war theoretisch richtig, wusste John, aber es war das erste Mal, dass er den König auf einem Großpferd sitzen sah, und die Beine des Zehnjährigen waren noch recht kurz. Henrys Miene wurde grimmig, und er strengte sich an, aber es gab nicht viel, das er mit nur einer Hand tun konnte. Er bewahrte die Ruhe, erkannte John stolz. Das Pferd wurde indessen immer wilder, stieg, tänzelte und bockte, als hinge sein Leben davon ab, sich des Reiters zu entledigen.
    Als der junge König gefährlich zur Seite rutschte undGloucester immer noch keine Anstalten machte, ihm zu Hilfe zu kommen, trat John schleunigst aus dem Schatten, packte das scheuende Tier am Kinnriemen und legte ihm die Hand auf die Nüstern. Auf der Stelle wurde es ruhiger, aber es rollte immer noch die Augen.
    »John!«, rief der König aus. Es klang ein bisschen atemlos und unendlich erleichtert.
    Der Captain der Leibwache lächelte ihm zu. »Ich glaube, es wäre ratsam, Ihr sitzt ab, Sire.«
    Das ließ sich der Junge nicht zweimal sagen. Er schwang das rechte Bein über den Widerrist und glitt zu Boden. Augenblicklich wurde der Schimmel lammfromm.
    John ließ ihn los und sank vor Henry auf ein

Weitere Kostenlose Bücher