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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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wagte er aufzuschauen und den König anzusehen. Er war blass, aber seine Augen waren trocken.
    »Du hast Prügel verdient, du Lump«, knurrte Gloucester und spuckte ein Stückchen Daumennagel ins Gras. »Jetzt pack dich und …«
    »Ich vergebe dir«, unterbrach der König. Er legte dem Jungen kurz die Hand auf den braunen Schopf.
    Der Stallbursche stand auf, verneigte sich vor dem Königund wandte sich zum Stalltor, wo Picard wartete wie ein düsterer Racheengel.
    John folgte dem Jungen. »Einen Augenblick noch, Tom«, bat er.
    Der Bursche warf einen kurzen Blick zum Tor und erwiderte mit einem unfrohen Grinsen: »So viele Ihr wollt, Sir John. Glaubt mir, ich hab’s nicht eilig.«
    »Hast du die Satteldecke nicht überprüft, ehe du sie Ulysses aufgelegt hast?«
    »Jeden Zoll, Sir. So wie den Sattel selbst. Und das Zaumzeug, Riemen für Riemen. Es klingt bestimmt albern, aber …« Er senkte verlegen den Blick. »Wenn ich für den König sattele, habe ich das Gefühl, ich halte Englands Schicksal in meinen Händen. Dämlich, ich weiß. Aber es kommt mir immer vor, als könnte ich gar nicht sorgfältig genug sein.«
    »Es ist alles andere als dämlich, es ist wahr.« John lächelte ihm aufmunternd zu. Er mochte den Jungen, seine zwanglose Höflichkeit ebenso wie seine Gewissenhaftigkeit. Er begleitete ihn zum Stallmeister. »Ich glaube nicht, dass es Toms Schuld war, Master Picard. Und der König hat ihm vergeben. Drückt ein Auge zu, he? Nur heute ausnahmsweise.«
    Picard brummte. Dann nickte er dem Stallburschen grimmig zu. »Besser, ich seh dich vor dem Füttern nicht wieder, du Halunke.«
    Erleichterung erstrahlte auf dem pfiffigen Jungengesicht, und Tom stob so schnell davon, dass das Auge kaum folgen konnte.
    John lachte in sich hinein und schloss sich Henry und dessen Onkel wieder an.
    »Welch typische Waringham-Geste«, spöttelte Gloucester. »Immer ein Herz für die Unterdrückten und Schwachen, nicht wahr? Hat nicht Euer Vater gar mit aufständischen Bauern verkehrt?«
    »Das hat er nicht, Mylord«, entgegnete John geduldig. Es geschah gelegentlich, dass irgendwer ihm die gar zu liberale Gesinnung seines Vaters vorhielt, aber John fühlte sich niebemüßigt, Robin of Waringham mit flammenden Reden zu verteidigen. »Es war eine andere Zeit«, fügte er achselzuckend hinzu. »Viele Leute haben damals Dinge gedacht und gesagt, die wir heute als zu gewagt empfinden. Ich muss Euch sicher nicht daran erinnern, dass es Euer Großvater war, der den Ketzer John Wycliffe gegen die Bischöfe in Schutz genommen hat.«
    Wie er gehofft hatte, nahm dieses Argument Gloucester den Wind aus den Segeln. Der Herzog brummte missgelaunt, ließ das Thema aber ruhen und wandte sich an seinen Neffen: »Wollen wir?«
    »Es ist unverantwortlich, den König ohne Eskorte in den Wald reiten zu lassen, Mylord«, erklärte John, ehe Henry geantwortet hatte. »Als Captain der Leibwache muss ich darauf bestehen …«
    »Oh, aber das seid Ihr nicht mehr, Waringham«, fiel Gloucester ihm ins Wort. »Bis die Vorfälle von Sandwich zur Gänze aufgeklärt sind und das Parlament über eine mögliche Anklage gegen Euch entschieden hat, seid Ihr Eures Amtes enthoben.«
    John ließ ihn nicht aus den Augen und nickte langsam. »Verstehe. Und ich nehme an, Arthur Scrope nimmt es vorübergehend wahr, ja?«
    Gloucester lächelte vergnügt. »Wie scharfsinnig Ihr das erraten habt.«
    »John …«, begann der König zaghaft, brach aber sogleich wieder ab.
    John wandte sich zu ihm um und schaute ihm in die Augen. »Ich würde diese Angelegenheit gern unter vier Augen mit Euch bereden, Sire, wenn die Bitte nicht zu vermessen ist.«
    »Natürlich, Sir«, antwortete der Junge unglücklich.
    »Dann seid so gut und schickt nach mir, sobald es Euch genehm ist. Wenn Ihr erlaubt, werde ich jetzt gehen.«
    Wie immer flößte Johns eisige Höflichkeit dem Jungen Furcht ein. Er schluckte sichtlich und nickte.
    Aber John konnte sich eine Warnung zum Abschied nichtverkneifen. »Ich wünschte, Ihr nähmet eine Eskorte mit, mein König.«
    Der Junge schüttelte den Kopf. »Ich denke, in der Gesellschaft meines Onkels bin ich absolut sicher.«
    Und ich frage mich, wie der Dorn in deine Satteldecke gekommen ist , dachte John, aber es wäre Selbstmord gewesen, das zu sagen. Er spürte, dass die Loyalität des Königs wankte, dass der immer noch so leicht formbare Junge Gloucesters Schmeicheleien beinah erlegen war. Er durfte ihn dem Herzog nicht noch weiter in die Arme

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