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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Knie. »Sire. Ich hoffe, Ihr vergebt mir meine lange Abwesenheit.«
    Henry übergab seinen Vogel dem Falkner und forderte John dann mit einer Geste auf, sich zu erheben. »Mutter sagte, Ihr seiet krank. Habt Ihr Euch erholt? Ihr seid ganz blass und mager, Sir.«
    Die großen, teilnahmsvollen Kinderaugen hatten etwas Rührendes, aber John lächelte nicht. »Oh, keine Bange, ich bin vollständig genesen. Ihr wisst ja selbst, wie es ist, wenn man Fieber hat.« Ein wenig verspätet verneigte er sich vor Gloucester. »Gott zum Gruße, Mylord.«
    »Waringham.« Gloucester nickte frostig.
    »Wir reiten zur Jagd, John«, berichtete Henry strahlend. »Wollt Ihr uns begleiten?«
    Wo ist die Eskorte?, fragte sich John, aber er behielt sein Missfallen vorerst für sich. Es war ja nicht nötig, gleich jetzt mit Gloucester zu streiten. Dazu fand sich gewiss noch ausreichend Gelegenheit.
    »Würdet Ihr mir vorher erlauben, mir Euer Pferd ein wenig genauer anzusehen, Sire?«
    »Natürlich.«
    Gloucester schnalzte ungeduldig. »Was soll schon mit ihm sein? Manche Gäule scheuen, wenn sie einen Falken sehen. Er wird sich wieder beruhigen.«
    »Ich habe dieses Pferd ausgebildet, Mylord. Es scheut weder vor Feuer noch Lärm und ganz sicher vor keinem Vogel«, entgegnete John. Es gelang ihm nicht ganz, seinen Unwillen zu verbergen.
    »Ich verstehe gar nicht, was mit ihm los ist«, warf der König ein. »Er war ruhig und freundlich wie immer, bis ich aufgesessen bin.«
    John löste den Sattelgurt. »Seit wann reitet Ihr Ulysses, Sire?«
    »Seit wir nach Windsor gekommen sind«, antwortete der Junge stolz. »Mein Onkel meinte, es sei an der Zeit, mich von den Ponys zu verabschieden. Ihr denkt doch nicht, es war noch zu früh, oder?«, fügte er besorgt hinzu, als fürchte er, John könne diesen denkwürdigen Schritt auf dem Weg zum Erwachsenwerden rückgängig machen.
    »Nein«, antwortete John und tat, als bemerke er Gloucesters finsteren Blick nicht. Offenbar missfiel dem Herzog, wie viel Henry an Johns Meinung gelegen war. »Euer Onkel hat völlig Recht, mein König. Da er Euch zwei Jahre lang nicht gesehen hatte, konnte er Eure Kraft und Größe vielleicht klarer beurteilen als wir, die wir immer mit Euch zusammen sind und deswegen gar nicht merken, wie schnell Ihr Euch entwickelt.«
    Er nahm Ulysses erst den Sattel, dann die Satteldecke ab und strich mit der Hand über den breiten Pferderücken. Er fand weder wundgescheuerte Haut noch Druckstellen. Dann drehte er die Satteldecke um und untersuchte ihre Unterseite. »Ah. Hier, seht Euch das an, Sire. Kein Wunder, dass er Euch abwerfen wollte.«
    Ein Dorn steckte in den weichen Wollfasern der Decke. Er mochte von einer Rose oder einem Brombeerbusch stammen, jedenfalls war er dick und hart. Unter dem Gewicht des Königs hatte er sich gewiss tief in Ulysses’ Fleisch gebohrt.
    Gloucester trat näher. »Grundgütiger«, murmelte er ein wenig kleinlaut. »Das hätte gefährlich werden können.« Er führte die Hand zum Mund und begann, am linken Daumennagel zu kauen.
    »Allerdings.« John pflückte den Dorn aus der Decke und befühlte ihn.
    »Was für eine unverantwortliche Schlamperei«, schimpfte Gloucester »Master Picard!«
    Des Königs Stallmeister erschien in Windeseile, begutachtete den Dorn mit besorgt gerunzelter Stirn und entschuldigte sich so zerknirscht bei Henry, dass der junge König beinah geneigt war, ihn zu trösten. Dann wandte Master Picard sich an die beiden Stallburschen, die immer noch in der Nähe am Gatter standen.
    »Wer?«, fragte er drohend. »Wer von euch hat Ulysses gesattelt?«
    Der Jüngere der beiden, ein vielleicht vierzehnjähriger Knabe mit braunen Locken, atmete hörbar aus, straffte dann die Schultern und trat einen Schritt vor. »Ich, Sir.«
    Picard ohrfeigte ihn links und rechts. »Na warte, Bürschchen.« Er packte den Übeltäter am Arm und zog ihn zum Stall hinüber. »Ich werd dich lehren …«
    John wusste, Julius Picard war ein guter Stallmeister und hervorragender Pferdekenner. Aber so liebevoll und behutsam er mit seinen Schützlingen umging, so hart und ungeduldig war er zu seinen Untergebenen. Der Stallbursche war gewiss nicht zu beneiden.
    Mit gesenktem Kopf, aber willig ließ der Junge sich abführen, doch ehe Picard ihn durchs Stalltor zerren konnte, riss er sich los, lief zu Henry und fiel vor ihm auf die Knie. »Vergebt mir, Mylord. Ich kann mir nicht erklären, wie es passiert ist, aber es tut mir Leid. Vergebt mir.« Nur ganz kurz

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