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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Kümmernisse, erfand neue Spiele und ließ jeden Unfug durchgehen. So war es nicht verwunderlich, dass die Kleinen ihn ebenso vergötterten wie er sie.
    Jetzt nahm die Königin ihm ihren Sohn ab, setzte ihn vor sich auf die weiche Decke und bedeckte seine kleinen, rundlichen Hände abwechselnd mit Küssen. John fragte sich flüchtig, warum sie diese einfachen mütterlichen Zärtlichkeiten Henry niemals geschenkt hatte. Weil sie Edmunds Vater inniger liebte, als sie Henrys geliebt hatte? Oder hatte sie einfach Scheu vor dem Sohn empfunden, der einmal König von England und Frankreich werden sollte?
    Katherine spürte seinen Blick und sah auf. »Was hat der Kardinal über Burgund gesagt, Jean? Wird mein Cousin Philipp uns die Treue halten, oder geht er meinem widerwärtigen Bruder auf den Leim?«
    John hob die Schultern. »Ich hatte noch keine Gelegenheit, mit dem Kardinal darüber zu sprechen, Madame.«
    »Das glaub ich gern«, murmelte Tudor. »Er hat Lady Adela … wie lange? Achtzehn Monate nicht gesehen.«
    John schnalzte ungeduldig. »Kannst du jetzt vielleicht mal aufhören? Du bist ja besessen von dem Thema.«
    »Und du wirst genant, wenn man es erwähnt.«
    »Weil ich weiß, was sich gehört und was nicht.«
    »Weil du, wie dein Bruder früher gern so häufig anmerkte, bigott und prüde bist.«
    »Seit jeher der Vorwurf der Schamlosen wider die Tugendhaften«, gab John unbeeindruckt zurück.
    Tudor zog amüsiert die Brauen hoch. »Schamlos? Darauf trinke ich.« Er hob seinen kostbaren Weinpokal und stieß damit behutsam an Johns.
    John ergriff seinen Becher ebenfalls, bewunderte einen Augenblick das Funkeln der Sonne auf dem tiefroten Wein und murmelte: »Auf Somerset«, ehe er trank.
    Wann immer er und Tudor anstießen, tranken sie auf den Freund, der nicht bei ihnen sein konnte.
    Tudor nickte. »Auf Somerset.«
    Eine Art friedlicher Beschaulichkeit breitete sich in dem von Mauern geschützten Garten des Palastes aus, wie es sie nur an Sommernachmittagen gibt. Bienen umkreisten die ersten Rosen, Hummeln tauchten in die Kelche der hohen Fingerhüte, und ein Duft nach warmem Gras lag in der Luft. Kate brachte ihrer Mutter eine Kette aus Gänseblümchen.
    »Es ist so schön, dass man heulen könnte«, brummte John ein wenig verdrossen. Er war nicht in idyllischer Stimmung. Ihn verlangte nach Betriebsamkeit und Entscheidungen. Die Zeit drängte, er spürte es genau, aber statt Pläne zu schmieden und Maßnahmen gegen Gloucesters Attacken zu ergreifen, benahmen sich plötzlich alle, als befänden sie sich in einer Szene des Rosenromans .
    Er wandte sich an Tudor, um ihm vorzuschlagen, ein Stück zu reiten, doch die Worte kamen ihm nicht über die Lippen. Tudor lag lang ausgestreckt im Gras, hatte den Kopf auf den Oberschenkel der Königin gebettet und ihre Hand auf seine Brust gelegt. Die Augen geschlossen, ein kleines Lächeln in den Mundwinkeln, liebkoste er mit dem Daumen jeden ihrer schmalen Finger. Die beiden kleinen Söhne, Edmund und Jasper, hatten sich auf der Decke dicht bei ihrem Vater zusammengerollt und schlummerten selig. Katherine hatte die freie Hand auf Tudors Kopf gelegt und zerzauste ihm behutsam den rotenSchopf. Dabei schaute sie unverwandt auf sein Gesicht hinab, versonnen, verliebt – es war schwer zu deuten. Es hätte ein Bild des perfekten Familienglücks sein können, wäre nicht eine einzelne Träne über die Wange der Königin gelaufen. Einer der schrägen Sonnenstrahlen fing sich darin und ließ die Träne einen Augenblick funkeln.

Westminster, Mai 1432
    H umphrey of Gloucester war schon seit vielen Jahren nicht mehr Lord Protector, dennoch spielte er sich zum Beschützer von Reich und Krone auf und verbat allen Lords, mit mehr als der üblichen Zahl von Begleitern nach Westminster zu kommen, als befürchte er Verrat und eine bewaffnete Revolte. So begann das Parlament in frostiger Atmosphäre. Im Gegensatz zu früheren Gelegenheiten hatte Gloucester die Attacke gegen Kardinal Beaufort dieses Mal minutiös geplant und dessen lange Abwesenheit ausgenutzt, um alle Machtpositionen in England mit Männern zu besetzen, die seine Freunde und Beauforts Feinde waren. John Kemp, der Erzbischof von York und standhafte Verbündete des Kardinals, verlor das Amt des Lord Chancellor, und der treue Lord Hungerford wurde als Treasurer durch keinen anderen als Lord Scrope ersetzt – Arthur Scropes älteren Bruder.
    »Es sieht nicht gut aus«, sagte Ed Fitzroy mit besorgt gerunzelter Stirn. »Die

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