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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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einen unschuldigen Mann in den Tower gebracht. Du zweifelst an seiner Moral, seit du erfahren hast, dass er Julianas Vater ist, aber sein Sinn für Gerechtigkeit ist so fanatisch wie der deine oder der deines Vaters. Das liegt in eurer Familie. Arthur Scrope wurde nicht zu Unrecht eingesperrt.«
    Der König runzelte die Stirn. »Was soll das heißen?«
    John schüttelte den Kopf. »Ich bedaure, Sire. Ich weiß, es ist wieder nur die halbe Wahrheit, aber die Ehre verbietet mir, mehr zu sagen. Vielleicht … vielleicht verlangst du bei Gelegenheit vom neuen Captain deiner Leibwache einen Schwur auf die Bibel, dass er sich an jenem Tag vor knapp drei Jahren hierkeiner Frau in unsittlicher Weise zu nähern versucht hat. Dann wirst du ja sehen, was passiert.«
    Der König zog die Schultern hoch. Die Vorstellung dieser peinlichen Szene bereitete ihm offensichtlich Unbehagen. »Wer weiß, vielleicht werde ich es tun«, murmelte er.
    John unterdrückte ein bitteres Lächeln. Er wusste, Arthur Scrope hatte nichts zu befürchten. Henry war kein Freund von Konfrontationen.
    »Ich wünschte, du wärst wieder Captain der Wache, John«, vertraute der König ihm an. »Sir Arthur ist sehr zuvorkommend und all das, aber er ist nicht … du.«
    Dieses schlichte, in kindlicher Ernsthaftigkeit vorgebrachte Eingeständnis versöhnte John auf einen Schlag mit allem, was an diesem abscheulichen Tag vorgefallen war. Er antwortete, womit er zuvor schon sich selbst getröstet hatte: »Ich werde nicht aufhören, über dich zu wachen, nur weil ich offiziell meines Amtes enthoben bin. Dafür ist die Gewohnheit viel zu tief verwurzelt. Wer weiß. Nach dem Parlament sieht die Welt vielleicht schon wieder ganz anders aus. Und ich schätze, allmählich sollten wir in die Halle hinuntergehen, mein König.«
    »Aber John …«, wandte Henry flehentlich ein. »Wie soll ich entscheiden, wer von den Lords Recht hat, Gloucester oder der Kardinal? Wie bildet man sich eine eigene Meinung, wenn man König und zehn Jahre alt ist und jeder einen für seine Zwecke beeinflussen will?«
    »Ich habe versucht, dir klar zu machen, dass ich genau das nicht tue, mein König.«
    »Und doch ist der Kardinal … nun ja, ich nehme an, er ist so etwas wie dein Schwiegervater, nicht wahr? Und dein Freund. Gloucester und Scrope sind nicht deine Freunde. Du kannst nicht unvoreingenommen sein. Kein Mensch könnte das in dieser Lage.«
    »Du hast Recht«, musste John einräumen.
    »Also? Was soll ich tun?«
    »Tja, Sire …« John schaute versonnen auf ihn hinab. »Wir müssen uns etwas einfallen lassen.«Wenige Tage später kehrte Kardinal Beaufort nach England zurück. Mit großem Gefolge und einigem Pomp ritt er von Southampton nach Winchester, damit ihn auch ja niemand übersah oder annehmen konnte, er komme klammheimlich und furchtsam nach Hause geschlichen. Nachdem er die dringendsten Geschäfte erledigt hatte, zog er weiter nach Bishop’s Waltham, dem prunkvollen Landsitz der Bischöfe von Winchester, wo eine Hand voll vertrauter Freunde ihn erwartete.
    »Willkommen daheim, Mylord«, murmelte Lady Adela und wischte sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel, während sie seinen Ring küsste.
    Beaufort nahm sie lächelnd bei den Schultern, hob sie auf und küsste ihr die Stirn. »Ich kann nicht so lange fort gewesen sein, wie es mir vorkommt, denn ich schwöre, Ihr seid keinen Tag älter geworden, Madam.«
    »Welch schöne Lüge.« Aber sie strahlte, wie immer überwältigt von seiner Präsenz und seinem Charme.
    Juliana, die ein wenig abseits in der lichten Eingangshalle stand und das Wiedersehen ihrer Eltern verfolgte, dachte bei sich, dass dem Kardinal die Jahre der Mühsal mit einem Mal deutlich anzusehen waren. Oder womöglich waren es die Rückschläge der vergangenen Monate. Sein Haar war grau geworden und das markante Gesicht zerfurchter, als sie es in Erinnerung hatte. Doch als er den Blick auf sie richtete und lächelte, war dieser Eindruck sogleich wieder verflogen, denn seine Augen waren nicht gealtert und ihr Ausdruck so spöttisch und lebhaft wie eh und je.
    Er küsste auch sie auf die Stirn, erkundigte sich nach ihrem Befinden und nach Kate – schenkte ihr mehr Herzlichkeit, als sie sich früher je hätte träumen lassen.
    »Kate geht es großartig, Mylord. Sie ist mit den Tudor-Jungen im Garten, aber sie freut sich schon sehr darauf, Euch wiederzusehen.«
    »Du solltest diese Knaben nicht Tudor nennen, Juliana«, mahnte ihr Vater mit gesenkter

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