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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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verschleudern.«
    »Wird der König mich nicht nach dem Ring fragen?«, fragte de la Pole besorgt.
    »Nein. Wäre es ein frommes Buch, wüsste er vermutlich in zwanzig Jahren noch, wem er es an welchem Tag geschenkt hat. Aber den Ring hat er spätestens übermorgen vergessen.«
    De la Pole schüttelte in ehrfürchtigem Erstaunen den Kopf. »Manchmal glaube ich, er ist ein Heiliger, Sir John.«
    »Das wollen wir doch nicht hoffen«, entgegnete John. »Kein König kann sich leisten, ein Heiliger zu sein. Nicht in Zeiten wie diesen jedenfalls.«
    Ehe dem jungen Ritter darauf eine Erwiderung einfiel, kam eine vermummte Gestalt durch den Torbogen und hastete auf sie zu.
    John legte die Rechte an das Heft seines Schwertes, erkannte aber im selben Moment, dass die Gestalt Röcke trug, und ließ die Hand wieder sinken.
    Die Unbekannte blieb in höflichem Abstand vor ihm stehen und streifte die Kapuze zurück. Einen verrückten Moment lang glaubte John, seine Frau stehe vor ihm. Dann erkannte er sie. Es war Julianas Cousine.
    »Lady Margaret Beauchamp?«
    »Gott zum Gruße, Sir John. Seid so gut und begleitet mich«, bat sie, ihre Miene tief bekümmert.
    John spürte seine Hände klamm werden. »Würdet Ihr uns entschuldigen, de la Pole?« Ohne eine Antwort abzuwarten, folgte er Lady Margaret, die schon in den äußeren Hof zurückgeeilt war, und als er sie einholte, nahm er sie nicht gerade behutsam beim Ellbogen. »Ist es Juliana? Habt Ihr Nachricht aus Waringham bekommen?«
    »Nein, nein. Es geht um die Königin. Ihr müsst mit mir nach Bermondsey kommen, Sir John. Jetzt gleich.«
    »Bermondsey?«, wiederholte John verständnislos. »Wo ist das?«
    »Nicht weit. Südlich der Themse gleich bei Southwark.«
    John blieb stehen. »Ihr seid ohne Begleitung quer durch London geritten? Seid Ihr noch zu retten, Lady Margaret? Was hat das zu bedeuten? Die Stadttore werden schließen, lange bevor wir da sind und …«
    »Ich habe die Torwächter bestochen. Sie lassen uns durch.« Plötzlich rang sie um Haltung. »Die Königinmutter wünscht Euch zu sehen, Sir John. Und wenn Ihr ihren Wunsch erfüllen wollt, dann müsst Ihr Euch beeilen.«
     
    Bermondsey Abbey war eine reiche Benediktinerabtei, die schon immer die besondere Gunst der königlichen Familie genossen hatte. Sowohl das klösterliche Internat als auch die Heilkunst der gelehrten Brüder standen in hohem Ruf, und so war es nicht verwunderlich, dass Katherine sich an sie gewandt hatte, wenn sie, wie John aus Lady Margarets Andeutungen schloss, ernstlich krank geworden war.
    Sie kamen tatsächlich ungehindert durch die Stadt, und die Klosterpforte öffnete sich ihnen, ehe John anklopfen konnte.
    »Ich habe nach Euch Ausschau gehalten, Sir«, erklärte der Bruder Pförtner, ein junger Hüne, der mit dem Talglicht in der Linken auf ein Gebäude an der rechten Hofseite wies. »Da drüben ist es.«
    »Sind wir zu spät?«, fragte Lady Margaret.
    Er schüttelte den Kopf und bekreuzigte sich mit der freien Rechten.
    John half Margaret Beauchamp vom Pferd, nahm ihren Arm und folgte dem Mönch, der mit dem Licht vorausging. Er wappnete sich, ohne zu wissen worauf.
    Noch zehn Schritte vom Gästehaus entfernt, hörte er es schon. Gellende Schreie drangen trotz der dicken Mauern aus dem Gästehaus. John hatte nie zuvor solche Schreie gehört. So muss es sich anhören, wenn die Teufel die Seelen der Verdammten in der Hölle quälen, fuhr es ihm durch den Kopf, und als er trotz der Unmenschlichkeit dieser Laute die Stimme der Königin erkannte, wurde ihm mit einem Mal speiübel. Er ließ Lady Margaret los und wandte sich ab, bis er die Übelkeit niedergerungen hatte. Der kalte Nachtwind war ein eisiger Hauch auf seiner schweißfeuchten Stirn.
    John bekreuzigte sich. »Jesus, erbarme dich«, murmelte er. »Was ist mit ihr?«
    »Die kundigen Brüder glauben einhellig nicht, dass es körperliche Qualen sind, die die Königin leidet«, erklärte der Bruder Pförtner.
    »Es hört sich aber verdammt danach an«, gab John zurück, zu verstört, um sich bei dem Mönch ob seiner Sprache zu entschuldigen.
    Lady Margaret schüttelte langsam den Kopf. Sie hörte diese Schreie offensichtlich nicht zum ersten Mal, aber trotzdem stand Grauen in ihren Augen, und Tränen liefen über ihr Gesicht. »Sie hat den Verstand verloren, Sir John. Es ist genau das geschehen, was sie am meisten fürchtete: Sie hat den Verstand verloren wie ihr Vater. Und wie er findet sie ihn manchmal wieder, und dann ist sie sie

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