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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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sie genau wie er der Ansicht war, dass sie bei Liz Wheeler in besseren Händen sei als bei jeder anderen Hebamme in England, aber es quälte ihn, nicht an ihrer Seite zu sein. Nicht zu wissen, was geschah. Er fürchtete, das Kind könnte selbst jetzt noch tot zur Welt kommen. Und mehr als alles andere fürchtete er, seine Frau werde im Kindbett sterben.
    Als Beaufort der großen Gemeinde, die aus Mönchen, den Bürgern von Westminster und dem gesamten Hof bestand, den Schlusssegen erteilte, kehrte John aus düsteren Gefilden in die Gegenwart zurück und trat gemeinsam mit Simon Neville zumKönig, um ihn vor dem Gedränge zu schützen und sicher zum Palast zurückzugeleiten.
    »Ich würde so gerne noch ein Stündchen bleiben, wenn es hier still geworden ist«, bekannte der junge König.
    John nickte. Er erinnerte Henry nicht daran, dass das Festmahl in einer halben Stunde beginnen würde und die Abordnung des deutschen Kaisers tödlich beleidigt wäre, wenn der englische König sich nicht blicken ließ. Abgesehen davon, dass es ihm nicht mehr zustand, den König zu rügen, da der Kronrat Henry im letzten Jahr für mündig erklärt hatte, war es auch niemals nötig, ihn an seine Pflichten zu erinnern.
    Mit einem letzten sehnsüchtigen Blick auf den Altar wandte der König sich ab und ließ sich von seinen Leibwächtern zum Portal eskortieren. Die schaulustigen Bürgersleute von Westminster bildeten draußen eine Gasse, verneigten sich und knicksten vor ihrem König und jubelten ihm zu. Es kam von Herzen, das konnte man hören. Mit fünfzehn Jahren war Henry ein hoch gewachsener, gut aussehender junger Mann. Seine große Milde, die nicht nur John zunehmend Sorge bereitete, sprach aus den warmen braunen Augen, und die Züge seiner schönen Eltern vereinten sich in seinem Gesicht. Seine Untertanen liebten ihn und bauten ihre Hoffnungen auf ihn, denn es war kein Geheimnis in England, dass Henry den Krieg mit Frankreich beenden wollte.
     
    Ein lebhaftes Feuer prasselte im Kamin, und der großzügige Hauptraum der königlichen Gemächer war angenehm warm. Der König trat näher, um sich einen Moment die Hände zu wärmen. John entging nicht, dass der dicke Mantel mit dem Hermelinkragen auf der Kleidertruhe lag, aber von Daniel war weit und breit nichts zu entdecken. Na warte, du Lump …
    Henry schickte nach seinen Kammerdienern, die ihm behilflich waren, die feinen Gewänder für das Festmahl in Westminster Hall anzulegen: einen perlgrauen und einen blauen Seidenstrumpf – Letzterer mit winzigen eingestickten Lancaster-Rosen –, ein weißes Seidenwams mit Goldborte amHals und darüber ein Surkot, das bis zu den Knien reichte, wie die höfische Mode es seit einiger Zeit wieder vorschrieb. Dieses Obergewand hatte nur halblange Ärmel und bestand aus zwei verschiedenen Stoffen, die vorn und hinten in der Mitte zusammengesetzt waren: Die eine Hälfte zeigte die englischen Löwen auf Rot, die andere die französische Lilie auf Blau.
    Der König sah missvergnügt an sich hinab. »Wahrlich und wahrlich, ich sehe aus wie ein Gaukler.«
    Der junge Reginald de la Pole, der erst seit kurzer Zeit zu seinen Kammerdienern gehörte, lächelte spitzbübisch und antwortete achselzuckend: »Hunderte Pariser Schneider können sich nicht irren, Sire.«
    »Hm«, brummte Henry. »Da wär ich nicht so sicher. Aber wie dem auch sei. Wir sollten lieber gehen. Ich habe mir sagen lassen, die Deutschen seien immer überpünktlich.«
    Er nahm die Krone von dem Samtkissen, das ein anderer Kammerherr ihm ehrfürchtig hinhielt, und setzte sie so achtlos auf wie einen alten Hut. Als er ihr Gewicht spürte, kniff er einen Moment die Augen zusammen, gab aber keinen Kommentar ab.
    De la Pole hielt ihm den ärmellosen Umhang hin, der die königliche Festtagsgarderobe vervollständigte, und der König schlüpfte hinein.
    »Was für ein herrlicher Ring, Sire«, bemerkte der junge Ritter. Es sagte es aus Höflichkeit, aber in seiner Stimme lag echte Bewunderung.
    Stirnrunzelnd blickte der König auf den Goldreif mit dem makellosen, rund geschliffenen Rubin, den er am zweiten Glied des linken Ringfingers trug. »Findet Ihr wirklich?« Er zog ihn ab und streckte ihn dem Kammerjunker entgegen. »Dann nehmt ihn.«
    De la Pole riss die Augen auf und wich unwillkürlich einen Schritt zurück. »Aber Sire, das … das kann ich unmöglich annehmen«, stammelte er.
    »Wieso nicht?« Der König zeigte sein hübsches Lächeln.»Heute ist schließlich Neujahr. Da macht

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