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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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man Geschenke, oder nicht?«
    De la Pole schaute hilflos zum Captain der Leibwache, der wie so oft mit dem Rücken vor der geschlossenen Tür stand. John nickte ihm knapp zu und bedeutete ihm mit einer kleinen Geste, dass ihm nichts anderes übrig blieb, als den Ring anzunehmen.
    Immer noch verdattert sank der Jüngling vor dem König auf ein Knie. »Gott segne Euch für Eure wahrhaft königliche Großmut, Sire.«
    Henry lächelte auf ihn hinab. Es wirkte eine Spur zerstreut, als erinnere er sich kaum noch daran, was er de la Pole geschenkt hatte. »Erhebt Euch, guter Reginald. Und Gott segne Euch für Eure Treue und die Eures Hauses zu dem meinen.« Er wandte sich an John. »Wie sehe ich aus?«
    »Perfekt.«
    »Dann lasst uns gehen.«
    John öffnete ihm die Tür.
     
    Wie an jedem Tag seit Weihnachten wurde auch das heutige Festmahl lang und prunkvoll. John hatte sich absichtlich für die Tagwache eingeteilt, sodass er hinter dem Thronsessel auf der Estrade stand, statt in der Halle zu sitzen und selber zu tafeln, weil er andernfalls nach den Feiertagen eine komplette neue Garderobe gebraucht hätte. Im vergangenen Oktober war er siebenunddreißig Jahre alt geworden, und er hatte feststellen müssen, dass man mit zunehmendem Alter dazu neigte, Fett anzusetzen.
    Es war ein trüber Wintertag, und als der letzte der fünf Gänge aufgetragen wurde, begann es bereits zu dämmern. John bedeutete Cedric of Harley, der in der Nähe stand, ihn auf seinem Posten abzulösen, und verließ die wundervolle, festlich geschmückte Halle unbemerkt. Er hatte die Absicht, in sein Quartier zu gehen, sich aus der Küche ein paar Reste kommen zu lassen und sich später, wenn das Bankett vorüber war, auf einen Becher Wein bei Kardinal Beaufort einzuladen. Doch kaum hatte er den ersten der vielen Innenhöfe auch nur halbdurchschritten, als Reginald de la Pole ihn atemlos einholte. »Sir John! Auf ein Wort, wenn Eure Zeit es erlaubt.« Er machte einen artigen Diener.
    John blieb stehen. »Natürlich.« Es klang abweisender, als er beabsichtigt hatte.
    De la Pole ließ unglücklich die Schultern hängen. »Ich bin untröstlich, Sir. Ich schwöre, ich habe im Traum nicht daran gedacht, dass er mir den Ring schenken würde.«
    »Nein? Kennt Ihr ihn wirklich so schlecht? Dann lasst Euch sagen, mein Junge: Dem König liegt nichts an Juwelen, Geschmeide und anderen irdischen Reichtümern. Darum verschenkt er sie an den Erstbesten, der einen begehrlichen Blick darauf wirft. Leider begreift er nicht, dass er sich das nicht leisten kann.«
    De la Pole nickte. »Das braucht Ihr mir nicht zu erzählen, Sir John, schließlich ist mein Onkel der Steward seines Haushaltes.«
    William de la Pole, der Earl of Suffolk, war in der Tat des Königs Steward und kam selbst öfter als angemessen in den Genuss von Henrys übermäßiger Großzügigkeit. »Nun, wenn Ihr tatsächlich wisst, wie es um die Finanzen der Krone bestellt ist, dann haltet Euch in Zukunft mit solch plumpen Komplimenten zurück.«
    De la Pole atmete tief durch und stieß dabei eine große, weiße Dampfwolke aus. »Ich kann verstehen, dass Ihr mir gram seid, Sir. Es war plump. Ich bin immer noch so aufgeregt in des Königs Gegenwart, dass ich froh bin, wenn ich nicht über die eigenen Füße stolpere, versteht Ihr?« Sein klägliches Lächeln war entwaffnend.
    Plötzlich musste John an den Tag denken, als er selbst in König Harrys Dienst getreten war. Es war beinah ein Vierteljahrhundert her, darum hatte er fast vergessen, wie kopflos Nervosität und Ehrfurcht einen machen konnten. Unwillkürlich erwiderte er das Lächeln des jungen Mannes. »Ihr werdet Euch schon daran gewöhnen.«
    »Das hoffe ich. Einstweilen sagt mir, was ich tun kann, umden Ring zurückzugeben, ohne den König zu kränken. Ich will ihn nicht haben. Es käme mir vor, als nutzte ich seine Güte aus, und auch wenn Ihr vermutlich wie so viele Leute insgeheim glaubt, wir de la Pole seien so schamlos und gierig wie die Pfeffersäcke, die unsere Vorfahren waren, hat doch zumindest meine Raffgier Grenzen, Sir.«
    John nickte anerkennend. Der junge Ritter hatte ihn durchschaut, musste er einräumen, und schleunigst revidierte er seine vorgefasste Meinung über den neuen Kammerdiener des Königs. »Gebt den Ring dem Lord Treasurer«, riet er. »Der legt ihn in eine seiner Truhen, wartet ein paar Wochen, bis der König Stein und Schliff vergessen hat, und gibt ihn ihm dann zurück, statt Geld für einen neuen zu

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