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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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verlassen. Ich schätze, sie hat Recht. Aber warum? Ich sitze hier und seh mir das an und frage mich, warum er ausgerechnet sie verlassen hat. Sie hat immer nach seinen Regeln gespielt. Ich war das einzig Verbotene, was sie sich je genommen hat. War das so unverzeihlich?«
    Es waren die gleichen Fragen, die John sich jedes Mal gestellt hatte, wenn Juliana ein Kind verlor. Sie waren sinnlos, diese Fragen, machten die Verzweiflung nur schlimmer, weil man ja nie eine Antwort finden konnte, und doch hatte er sie jedes verfluchte Mal wieder gestellt. »Ich weiß es nicht, Owen.«
    »Nein, ich auch nicht.« Der Waliser stierte einen Augenblick blinzelnd in die Kerze. »Und es hat keinen Sinn, die Fäuste gen Himmel zu schütteln und mit Gott zu hadern. Es ist nicht wahr, was sie uns immer weismachen wollen. Er ist nicht barmherzig. Wenn er auch nur einen Funken Barmherzigkeit besäße, würde er nicht zulassen, dass sie so leidet, oder?«
    John wusste auf Tudors Fragen ebenso wenig eine Antwort wie auf seine eigenen. Er trat einen Schritt näher. »Owen, wann hast du zuletzt geschlafen?«
    »Keine Ahnung. Ein Weilchen her, glaub ich. Ich will nicht schlafen, wenn sie schläft.« Liebevoll, unendlich behutsam legte er seiner Frau die Hand auf die linke Brust, bis er ihren Herzschlag ertastet hatte. »Es wird nicht mehr lange dauern, sagen die Brüder. Und ich will keinen Moment versäumen, den sie noch atmet.«
    John nickte. »Und wenn sie aufhört, willst du mit ihr gehen.«
    »So ist es. Aber das kann ich nicht. Meine Söhne sind noch zu klein.«
    John war froh, dass Owen es selbst gesagt hatte. So blieb ihm erspart, den Freund an seine Verantwortung erinnern zu müssen. Sein Blick wanderte wieder zu dem ausgezehrten Gesichtder Kranken. »Was immer es sein mag, es ist nicht das, was ihr Vater hatte«, sagte er leise. »Das war vollkommen anders.«
    »Nur in der Form«, widersprach Tudor. »Wahnsinn ist Wahnsinn, und er schlummert gewiss auch in meinen Söhnen. Und in Henry. Wozu sollen wir uns etwas vormachen, John?«
    »Die Valois waren seit jeher ein schwaches, kränkliches Geschlecht«, gab John zu bedenken. »Aber in den Adern deiner Söhne fließt auch dein Blut, und das ist stark und gesund. Für den König gilt das Gleiche.«
    Der Schatten seines verwegenen Grinsens huschte über Tudors Gesicht, und er schüttelte den Kopf. »Nicht mein Blut fließt in Henrys Adern. Was nicht daran gelegen hat, dass ich mich nicht schon damals bemüht hätte, seine Mutter zu erobern.«
    Auch John musste lächeln, trotz allem. »Ja, ich erinnere mich.«
    »Mir scheint, sie war das Einzige, was ich in meinem Leben je wirklich gewollt habe. Aber jetzt muss ich sie gehen lassen. Und je eher sie geht, desto besser.« Er küsste das strähnige, graue Haar. »Hörst du, Caitlin?«, flüsterte er. »Geh nur. Bleib nicht meinetwegen. Das brauchst du nicht.«
    Johns Kehle wurde eng, und er verspürte den Drang zu fliehen. Er wollte seinen Freund so nicht länger sehen. Er hatte immer gewusst, dass Owen Tudor stärker war als er. Umso unerträglicher war es, dabei zuzusehen, wie er zerbrach. Doch noch ehe er einen Vorwand ersonnen hatte, um den Raum zu verlassen, schlug Katherine die Augen auf.
    John biss die Zähne zusammen, aber die Königin fing nicht wieder an zu schreien. Ihr Blick war auch nicht irr, im Gegenteil. Aus unerwartet klaren Augen schaute sie ihn an. »Jean? Seid Ihr wirklich gekommen?«, fragte sie auf Französisch.
    Er nickte und würgte entschlossen an dem dicken Brocken in seiner Kehle. »Habe ich je gezaudert, wenn Ihr mich gerufen habt, Madame? Welcher Mann würde das, wenn die schönste Frau der Welt nach ihm schickt?«
    Er hatte das Gefühl, sich auf sehr dünnem Eis zu bewegen,als er das sagte, doch sein Instinkt hatte ihn nicht getrogen. Katherine lächelte, und für einen flüchtigen Moment erahnte er in ihren von Krankheit entstellten Zügen tatsächlich die Schönheit von einst.
    »Früher wart Ihr nie ein Schmeichler, Jean. Im Gegenteil. Niemand hat je gewagt, so abscheuliche Dinge zu mir zu sagen wie Ihr.«
    Er grinste zerknirscht. »Aber Ihr habt so gut ausgeteilt, wie Ihr einstecken konntet, Madame.«
    Sie nickte und streckte ihm die Hand entgegen. »Kommt. Setzt Euch zu mir. Ich kann Euch dort drüben so schlecht erkennen.«
    Ohne zu zögern, folgte John der Aufforderung, ließ sich auf der Bettkante nieder und nahm ihre Hand. Sie war dürr und eiskalt.
    »Sobald unsere Unterredung beendet ist, werde ich

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