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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose
Autoren: Rebecca Gable
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düsteren Gedanken ab, wie John gehofft hatte. Nachdem die Rasur ein glückliches Ende gefunden hatte, hockte er sich hinter seinen Freund ans Kopfende und lauste ihn.
    »Gott … Das ist eine Armee, Owen.«
    »Erzähl mir doch zur Abwechslung mal etwas, das ich noch nicht weiß. Was ist mit meinen Söhnen, zum Beispiel?«
    »Sei unbesorgt, es geht ihnen prächtig.« John fand eine besonders wohl genährte Laus und zerquetschte sie zwischen Daumen und Zeigefinger. »Ich habe sie zwei-, dreimal besucht.«
    »Gott segne dich, Waringham.«
    »Natürlich fragen sie immerzu nach dir. Du solltest dir überlegen, auf Margaret Beauchamps Angebot einzugehen und Verwalter auf ihrem kleinen Gut in Barking zu werden. Ich denke nicht, dass du jetzt noch Grund hast, dich in Wales zu verstecken. Gloucester hatte seine Chance, dich zu töten, und hat sie vertan. Wie so viele Chancen in seinem Leben. Er wird kein zweites Mal wagen, gegen den ausdrücklichen Willen des Königs zu verstoßen.« Dafür würde er sorgen.
    Tudor wechselte das Thema. »Wo sind wir hier?«
    »Im Londoner Haus meines Vaters. Raymond hat es nie benutzt. Es ist runtergekommen, aber ein Dach über dem Kopf.«
    »Denkst du nicht, dass sie schnell darauf kommen werden, hier nach uns zu suchen?«
    Tudor sprach gelassen, aber John spürte, wie die Schultern sich anspannten. Er konnte sich unschwer vorstellen, welche Ängste sein Freund ausstand. »Niemand wird nach uns suchen, Owen. Wie ich Talbot kenne, wird er Gloucester überhaupt nicht sagen, dass du verschwunden bist. Er ist ein elender Feigling und wird darauf hoffen, dass du nach Wales verschwindest und Gloucester glaubt, du seiest im Newgate verreckt.«
    »Und wenn du dich irrst?«
    »Reitet der Hornschnitzer von gegenüber nach Windsor und übergibt Simon Neville einen versiegelten Brief. Aber ich glaube nicht, dass es dazu kommt. Du bist hier in Sicherheit. Ruh dich aus. Je eher du wieder zu Kräften kommst, umso schneller kann ich dich nach Waringham schaffen.«
    »Ich hab immer noch fürchterlichen Hunger, John.« Die schwarzen Augen in dem abgemagerten Gesicht wirkten riesig und unruhig. »Sie lassen sich allerhand einfallen, um einen mürbe zu machen. Aber der Hunger war das Schlimmste. Als Junge in Aberystwyth hab ich manchmal gehungert. Aber nie … so.«
    John klopfte ihm behutsam die Schulter und stand auf. »Da du dein Frühstück wider Erwarten bei dir behalten hast, werd ich mich auf die Jagd begeben. Ich hab ohnehin die Nase voll von deinen Läusen.« Er wusch sich die rechte Hand in Mistress Odyhams Wasserschüssel. »Das ist ein Fall für Liz Wheeler. Wahrscheinlich muss sie dir den Schädel rasieren.«
    Er war schon an der Tür, als Tudor ihn zurückrief. »John, ich kann mich nicht an alles erinnern, was letzte Nacht passiert ist. Aber ist es möglich, dass du … ein Kind entführt hast, um mich freizupressen?«
    John lachte in sich hinein und wandte sich um. »Will Talbot. Netter kleiner Bengel. Ich hab mich gefragt, wann du mich deswegen mit Vorwürfen überschütten würdest. Aber sei beruhigt. Die Nachbarin hat ihn gehütet und gefüttert. Zuerst wollte ich ihn hier einsperren, aber ich konnte nicht. Er erinnerte mich an Henry in dem Alter.«

Eltham, Januar 1438
    D er Hof hatte das Weihnachtsfest auf dem Land verbracht, denn der König zog die familiäre Atmosphäre von Eltham dem Prunk und Gewimmel von Westminster vor. Pünktlich zum Heiligen Abend hatte es angefangen zu schneien, was den Glanz kindlicher Freude in Henrys Augen gezaubert hatte, und sie hatten unbeschwerte Tage verlebt. Mit dem Pferdeschlitten waren sie in die verschneiten Hügel von Kent gefahren, und am Tag der unschuldigen Kindlein, der ganz im Zeichen des Schabernacks stand, hatten der König und Kate und das übrigeJungvolk im Garten einen Schneemann gebaut und ihm Henrys schwere Krone aufgesetzt.
    Ehe es dunkelte, hatte der umsichtige Simon Neville das kostbare Stück wieder hereingeholt. Barhäuptig stand der Schneemann nun seit einer Woche im Garten, und die Krone saß auf dem Kopf, auf den sie gehörte.
    »Nun sieh dir Richard of York an«, raunte Lady Eleanor Cobham ihrem Gemahl zu. So nah war sie ihm, dass ihre Lippen unauffällig sein Ohr liebkosen konnten, und Gloucester legte ihr verstohlen eine Hand auf das rundliche Hinterteil.
    »Was soll mit ihm sein?«, fragte er. »Er sieht großartig aus. Das Jahr im Feld hat ihm Selbstvertrauen beschert. Der Henker mag wissen, wieso, denn erreicht hat er
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