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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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genügend Gleichgewicht, um Johns Unterarm zu packen und vom Körper wegzudrehen. Eswar der linke Arm, und John spürte ein warnendes Knirschen in der Schulter.
    Talbot hielt die Fackel unter Johns Hand – noch weit genug weg, dass John nur die warnende Hitze spürte. »Sag es mir.«
    »Ich kann nicht.«
    »Du wirst kreischen wie eine abgestochene Sau, Waringham.«
    »Mag sein. Aber da dein Junge das Einzige ist, was zwischen mir und einem unerfreulichen Ende in diesem Drecksloch steht, werde ich es dir nicht sagen, egal, was du tust.«
    »Das werden wir ja sehen.« Talbot hob die Fackel.
    John ballte die Linke zur Faust und spürte die Haare auf seinem Handrücken Feuer fangen. Es war grauenhaft. Es war mehr, als irgendein Mensch freiwillig auf sich nehmen konnte. Er hatte die Augen zugekniffen, sah Edmund Tanner und Jeanne von Domrémy in gleißende Flammen gehüllt und versuchte mit aller Macht, seinen Arm loszureißen. Doch es war zwecklos. Die Kette drückte seinen Ellbogen gegen die Rippen, und im Unterarm allein hatte er nicht genügend Kraft. Er öffnete den Mund, vielleicht um zu sagen, was Talbot hören wollte, aber nur ein heiserer Schrei kam heraus.
    Dann verschwand die Flamme plötzlich, und John verstummte. Er riss die Augen auf, um gewappnet zu sein, wenn Talbot ihm wieder zu Leibe rückte.
    Er konnte nicht so recht glauben, was er sah.
    Owen Tudor stand hinter William Talbot, hatte dem vierschrötigen Kerkermeister die Kette seiner Handfesseln offenbar über den Kopf geworfen und drückte ihm jetzt damit die Luft ab. Talbot ruderte mit den Armen und taumelte.
    John sah jedoch auch, dass Tudor nicht mehr Kraft als eine Strohpuppe hatte und jeden Moment vornüberkippen würde, und er reagierte ohne jeden bewussten Entschluss, stemmte sich mit Macht gegen Kendalls Fuß in seinem Rücken und trat Talbot unfein zwischen die Beine.
    Der Kerkermeister brach jaulend in die Knie, und Kendall ließ John los, um die Fackel aufzufangen, die Talbot aus derHand fiel. John spürte sofort, dass der Zug der Kette sich gelockert hatte, sprang auf die Füße und trat den winselnden Talbot noch einmal ungehemmt in die Nieren, während er mit der unversehrten Rechten das Schwert zog.
    Er setzte Kendall die Klinge auf die Brust. »Wie steht es? Lässt du uns gehen, oder muss ich dich abstechen?«
    Kendall schüttelte den Kopf. Er wirkte wenig erschüttert. »Geht mit Gott, Sir. Und nichts für ungut.«
    John wies auf Tudor, der hinter Talbot auf die Knie gesunken war und mit geschlossenen Augen keuchend an der Wand lehnte. »Dann nimm ihm die Ketten ab. Los, beeil dich.«
    Kendall löste den dicken Schlüsselbund von Talbots Gürtel, fand ohne Mühe die richtige Größe und schloss die Schellen auf. Mit einem dumpfen Laut fielen die schweren Ketten ins Stroh. Tudor lehnte immer noch an der Wand und starrte dumpf darauf hinab.
    John fragte sich, wo sein Freund die Kraft gefunden hatte, um auf die Füße zu kommen und Talbot anzugreifen. Wie unbezähmbar sein Lebenswille sein musste …
    Tudor hob den Kopf und schenkte ihm ein mattes Totenschädelgrinsen. »Das wurde auch Zeit, Waringham.«
    »Kannst du laufen?«
    »Sicher.« Er hangelte sich an der Wand hoch, machte einen Schritt und fiel dann wie ein gefällter Baum.
    John fluchte leise.
    »Mein Sohn …«, jammerte Talbot. »Waringham, um der Liebe Christi willen …«
    John wollte Kendall die Fackel aus der Hand reißen und Talbot ins Gesicht drücken. Seine linke Hand fühlte sich an, als stecke sie immer noch im Feuer. Er wollte Rache – für sich selbst und für Tudor. Aber er wusste, dass sie dafür keine Zeit hatten, und beherrschte sich.
    »Du bekommst deinen Sohn wieder, wie ich gesagt habe. Wenn du uns jetzt ungehindert ziehen lässt.«
    Talbot stemmte sich mühsam in eine sitzende Haltung. »Aber woher weiß ich, dass Ihr Wort haltet?«
    John musterte ihn einen Augenblick. »Weil ich ein Waringham bin. Kein Ungeziefer wie du.« Mit der Schwertspitze wies er auf Tudor und nickte Kendall zu. »Du wirst ihn tragen.«
    Kendall sah zu Talbot: »Sir?«
    Der Kerkermeister nickte resigniert. »Tu, was er sagt.«
    Nicht gerade sanft packte Kendall den Waliser an den Armen und warf sich den abgemagerten Leib über die Schulter wie einen Mehlsack. Tudor stöhnte.
    »Vorsichtig«, herrschte John den Wachsoldaten an. »Habt ihr ihm die Rippen gebrochen?«
    Kendall ging durch die niedrige Tür auf den finsteren Gang hinaus. »Das würde mich nicht wundern, Sir. Er ist ein

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