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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose
Autoren: Rebecca Gable
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spenden. Außerdem hält sie ihn warm.«
    »Na schön. Können wir seine Rippen bandagieren? Mindestens eine ist gebrochen.«
    Sie nickte. »Sie haben ihn übel zugerichtet im Newgate, he?«
    John seufzte ergeben. »Ich merke, der kleine Will hat geplaudert.« Er hatte nichts anderes erwartet. Und jetzt war es im Grunde auch gleich.
    Ein Lächeln huschte über ihr zerfurchtes Gesicht. »Goldiges Kerlchen.« Dann wurde sie wieder ernst und wies auf Tudor. »So was hab ich noch nie gesehen. Die Welt geht vor die Hunde, Sir John. Die Menschen sind Bestien geworden.«
    In England genauso wie in Frankreich, fuhr es ihm durch den Kopf. Es war nicht wirklich eine neue Erkenntnis, aber es in so drastischer Weise demonstriert zu sehen konnte einen doch ins Grübeln bringen. »Ich widerspreche Euch nicht, Mistress.«
    »Mein Sohn war auch einmal ein paar Wochen im Newgateeingesperrt. Er hatte einen Zunftbruder verprügelt. Aber so sah er nicht aus, als er nach Hause kam.«
    »Es ist kein Verbrecher, dem Ihr Eure Hilfe angedeihen lasst, falls Ihr das denkt. Nur ein gewöhnlicher Sünder. Mit mächtigen Feinden in Westminster.«
    Beruhigt setzte sie ihre Arbeit fort, und als alles getan war und diese Perle nachbarschaftlicher Hilfsbereitschaft sich verabschiedet hatte, breitete John die Wolldecke über seinen Freund, rollte sich in seinen Mantel und legte sich zum Schlafen auf den Dielenboden. Bei aller Freundschaft verspürte er kein Bedürfnis, das Bett und damit die Plage der Läuse und Flöhe mit Tudor zu teilen.
     
    Als er sich am nächsten Morgen besorgt über das Bett beugte, blickten ihm zwei klare, schwarze Augen entgegen. John lächelte erleichtert, half seinem Freund ungeschickt, sich aufzurichten, und brachte ihm die inzwischen kalte Suppe vom Vorabend. »Langsam«, riet er.
    Tudor vertilgte die Suppe mit wenigen großen Schlucken und das inzwischen harte Brot mit ein paar Bissen. Den Weinbecher, den John ihm reichte, ergriff er mit beiden Händen, trank und setzte erst ab, als er zur Neige geleert war. Dann ließ er die Hände sinken, keuchte, wandte den Kopf ab und schloss die Augen.
    John stand von der Bettkante auf und trat ans Fenster, um seinem Freund Gelegenheit zu geben, sich wieder zu fangen.
    »Ich war nicht sicher, ob du kommst«, sagte Tudor nach einer geraumen Zeit in seinem Rücken. Die Stimme klang ein wenig heiser, wie eingerostet.
    John drehte sich um. »Und warum nicht?«
    »Weil ich dich im Stich gelassen habe, damals als Victor de Chinon dich geschnappt hat.«
    Johns Augen verengten sich. Es fühlte sich immer noch an wie ein Fausthieb in den Magen, wenn dieser Name unerwartet fiel. »Ach, diese uralte Geschichte … Du hattest die Nachricht für Burgund. Du konntest nichts anderes tun.«
    »Ich habe mich oft gefragt, ob das wirklich der Grund war, warum ich nicht umgekehrt bin. Hatte ich vielleicht einfach nur Angst? Oder bin ich gar weiter geritten, weil du ein verfluchter Engländer warst und somit verdient hattest, was immer sie mit dir tun würden?«
    Im ersten Moment war John so gekränkt über diese Worte, dass er den Drang verspürte, zu gehen und Tudor niemals wiederzusehen. Aber wie üblich dachte er einen Moment nach, bevor er irgendetwas tat oder sagte. Schließlich entgegnete er kopfschüttelnd: »Letzteres kann es kaum gewesen sein. Ritter behandeln ihre Gefangenen normalerweise mit Respekt und Anstand. Sogar französische Ritter. Das wusstest du ganz genau. Du konntest gar nicht ahnen, was mir passieren würde.«
    Tudor hob kurz die Linke – es war eine untypisch lustlose Geste. »Kann schon sein.«
    John stieß sich von der Fensterbank ab und kam näher. »Außerdem wärst du eines so schäbigen Gedankens niemals fähig gewesen, Owen. Du hattest auch keine Angst. Du bist nur schlecht auf dich zu sprechen, das ist alles. Was du in den letzten Monaten erlebt hast, bringt einen Mann an seine Grenzen. Es ist erschütternd, sie zu entdecken, ich weiß. Man ist auf einmal nicht mehr der, für den man sich sein Leben lang gehalten hat. Aber du wirst dich schon wiederfinden, wart’s ab. Mehr Wein?«
    Tudor nickte.
    John füllte den Becher wieder auf und gab ihn ihm. »Soll ich dich rasieren?«
    »Denkst du, du kannst das, ohne ein Blutbad anzurichten?« Es klang grantig.
    John hob grinsend die Schultern. »Keine Ahnung. Lass es uns probieren, he?«
    Es ging besser als erwartet, obwohl er die bandagierte Linke kaum gebrauchen konnte, und das kleine Abenteuer lenkte Tudor von seinen
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