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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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verdammt sturer Bastard. Nicht so leicht kleinzukriegen.«
    Ohne erkennbare Mühe trug er seine Last bis zum Haupttor, und seinen Kameraden dort sagte er, der verdammte Waliser sei endlich krepiert. Mit unverhohlener Erleichterung schauten die Wachen zu, wie John den »Leichnam« auf seinen Gaul lud – den er zuvor wie versprochen gegen einen Penny ausgelöst hatte – und sich stadtauswärts auf den Weg machte. Nach wenigen Schritten hatten die Nacht und der Regen den großen Mann im dunklen Mantel verschluckt, nur das Fell des Pferdes sahen sie noch einen Augenblick länger silbrig schimmern.
     
    »Da kann ich nichts machen, Sir John«, verkündete Mistress Odyham entschieden. »Dieser Mann braucht einen Arzt.«
    John schüttelte müde den Kopf. Er hatte fast kein Geld mehr, und Ärzte waren teuer. Falls Tudor am Leben blieb, musste er ihn ein paar Tage hier in London verstecken und etwas zu essen kaufen. Besorgt sah er auf seinen Freund hinab, der reglos und bleich auf der ekligen Matratze lag. Tudor brauchte dringender etwas zu essen als einen Arzt, glaubte er, und als er den kleinen Will Talbot zurück zur Holborn Street gebracht und in Sichtweise seines Zuhauses abgesetzt hatte, hatte er auf dem Rückweg an einer Garküche angehalten und einen Krug Suppe und ein Stück einfaches, dunkles Brot gekauft. Er konnte nichtfassen, wie teuer selbst die schlichtesten Dinge des täglichen Bedarfs in dieser verfluchten Stadt waren.
    »Es muss so gehen, Mistress Odyham.« Er deckte Tudor wieder mit seinem Mantel zu. »Er ist ein zäher Bursche. Er … wird’s schon schaffen.« Hast du gehört, Tudor?
    »Was ist mit Eurer Hand passiert?«, fragte die Alte und wies missfällig auf seine Linke.
    »Kleines Missgeschick mit einer Fackel. Es ist nicht so schlimm.« Das war es wirklich nicht. Es brannte höllisch und sah scheußlich aus, aber die Hand war nicht lange genug im Feuer gewesen, um ernstlich Schaden zu nehmen. John war zuversichtlich, dass Liz’ wundersame Salbe ihm wiederum Linderung verschaffen würde, wenn er nur erst zu Hause war.
    »Na schön.« Die alte Frau krempelte die Ärmel auf. »Ihr seid darüber im Bilde, dass es auf Mitternacht geht?«
    Das war John allerdings. Er hatte die letzte Nacht im Sattel verbracht und einen ereignisreichen Tag hinter sich. Er konnte sich nicht entsinnen, seit seiner Rückkehr aus dem Krieg je so müde gewesen zu sein. »Ihr habt Recht, Mistress, vergebt mir. Geht nur heim. Und wenn Ihr morgen früh …«
    »Unsinn, Sir John«, unterbrach sie. »Aber es ist eine gefährliche Stunde. Viele Kranke sterben um Mitternacht. Wir müssen zusehen, dass Euer Freund hier dem Diesseits verbunden bleibt.«
    »Aber wie?«, fragte John ratlos.
    »Macht Feuer. Ein Feuer ist immer ein guter Anfang.«
    John riss die Bretter herunter, die er nachmittags vors Fenster genagelt hatte, die nutzlosen Fensterläden gleich mit. Er konnte die Linke zu nichts gebrauchen, aber es ging auch so. Er zertrat das Holz zu kleinen Stücken, schichtete es im Kamin auf, entzündete einen Kienspan an Mistress Odyhams Lampe und brachte sein Feuer in Gang. Glücklicherweise war das Holz morsch und trocken und brannte gut. Es begann anheimelnd zu prasseln, und sofort sah der staubige, verlassene Raum besser aus.
    »Beschafft mehr Holz«, befahl die alte Frau. »Wir wollen es ihm schön warm machen.«
    Also streifte John mit einem Kerzenstummel durchs Haus, zertrümmerte einen Tisch und ein paar Schemel, die er in der Küche fand, und entdeckte einige weitere höchst willkommene Schätze: ein paar Weinfässer im Keller, brauchbare Kleider für Tudor und sogar eine saubere Decke in einer Truhe, die in einem zweiten Schlafgemach stand. Er fragte sich flüchtig, wem diese Sachen wohl gehört hatten. Seinem Vater? Raymond? Einem der Ritter?
    Mit der Decke und einem Krug Wein kehrte er zurück und stellte fest, dass auch Mistress Odyham nicht untätig gewesen war: Sie hatte Leinen gefunden und es irgendwie bewerkstelligt, ein Laken unter dem Bewusstlosen auszubreiten, ein zweites hatte sie in Streifen gerissen. Mit dem Wasser, das sie über dem Feuer erwärmt hatte, wusch sie die Wunden aus, ehe sie die schlimmsten verband.
    John legte die gute Wolldecke ans Fußende des Bettes, und erst jetzt entdeckte er die fette Katze, die an Tudors Hüfte geschmiegt lag und schläfrig blinzelte.
    »Ähm … eine Katze?«, fragte er skeptisch.
    Die alte Frau hob die Schultern. »Sie ist ein lebendiges Wesen und wird ihm Trost

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