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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Sie hänselten ihn mit seiner übermäßigen Zurückhaltung, die sie für übertriebene Vornehmheit hielten, doch wie jeder Waringham vor ihm erwarb John sich den Respekt seiner Altersgenossen mit seiner hervorragenden Reitkunst. Im Sattel konnte sich keiner mit ihm messen. Das galt auch für ihren Lehrer Jerome of Ellesmere, der dem Jungen seine Überlegenheit jedoch nicht verübelte. Jerome war selbst noch ein junger Mann. Er entstammte einem armen Rittergeschlecht aus Shropshire, hatte dem König auf dessen Feldzügen in Wales gedient und sich durch große Tapferkeit hervorgetan. Er war für die Aufgabe des Nutricius ausgewählt worden, weil er sich so hervorragend dafür eignete. Er stellte höchste Ansprüche an seine Zöglinge, und oft fanden sie ihn hart, aber er verstand es, ihre Achtung zu gewinnen, darum hatte er es nicht nötig, sie durch Androhung von Strafe zu beherrschen.
    »Großartig, Somerset«, bekundete er an einem warmen Nachmittag im Juni, den sie auf einer provisorischen Turnierwiese verbrachten. »Du machst Fortschritte. Ich könnte schwören, du hast dich einen Herzschlag länger im Sattel gehalten als beim letzten Durchgang.«
    Mit roten Ohren rappelte der Verspottete sich aus dem Gras auf. »Tut mir Leid, Sir. Aber es hat sich angefühlt wie ein Hammerschlag.«
    Jerome schnalzte in vorgetäuschtem Mitgefühl mit der Zunge. »Ein Hammerschlag? Was wirst du erst sagen, wenn du zum ersten Mal eine echte Lanze zu spüren bekommst?«
    »Keine Ahnung, Sir. Kanonenschlag, wahrscheinlich.«
    Alle lachten.
    Die »Lanzen«, mit denen sie sich in der Kunst des Turnierkampfes übten, waren nur dünne Holzlatten, deren Spitzen mit mehreren Lagen aus weichem Leder gepolstert waren und die sofort entzweibrachen, wenn sie ein Ziel fanden. Echte Lanzen wären zu gefährlich für die ungerüsteten Knappen gewesen und außerdem zu schwer. Jerome wollte lediglich, dass seineSchüler sich an die Länge ihrer zukünftigen Turnierwaffen gewöhnten und die Technik erlernten.
    John, der seinen Freund aus dem Sattel befördert hatte, war davongaloppiert, um dessen Pferd wieder einzufangen. Als er mit dem Ausreißer im Schlepptau zurückkam, nickte der Lehrer ihm zu. »Gar nicht übel, Waringham. Aber du hältst die Lanze immer noch zu niedrig. Du sollst die Brust deines Gegners anvisieren. Nicht seine Eier. Obwohl das vermutlich der wirksamere Treffer wäre, ist es doch ein bisschen unfein, nicht wahr?«
    John nickte. »Ja, Sir.«
    »Da wir uns also einig sind, hoffe ich, du vergisst es nicht wieder. Sonst wird mir nichts anderes übrig bleiben, als mir wieder einmal eine lehrreiche, aber ungeliebte Aufgabe für dich auszudenken. Und das wollen wir doch beide nicht, oder?«
    John unterdrückte ein Grinsen. »Nicht zwingend, Sir, nein.«
    »Gut. Also reite zurück in die Bahn. Fitzalan, du darfst dein Glück gegen ihn versuchen.«
    Obwohl auch Hugh Fitzalan nicht so gut ritt wie John, hatte er doch viel mehr Erfahrung in der Kunst des Lanzenstoßens, hob seine harmlose Waffe im letztmöglichen Moment und traf John an der linken Schulter. Der Stoß war ein Volltreffer, und die dünne Lanze brach wie ein Kienspan. Johns eigener Stoß ging ins Leere, weil Hugh ihm geschickt auswich, und John rutschte aus dem Sattel. Reflexartig ließ er die zerbrochene Lanze los und packte mit einer Hand den Sattelknauf, sodass er sich wieder hochhangeln konnte. Aber er war sicher, dass er keine besonders gute Figur dabei machte.
    Jerome lobte die Geschicklichkeit, mit der John seinen Sturz verhindert hatte, und attestierte Hugh eine schlaue Waffenführung. »Aber das machst du erst wieder, wenn wir mit Helm und Rüstung trainieren, denn sonst ist es zu gefährlich. Ist das klar?«
    »Ja, Sir.«
    »Absitzen. Beauchamp, Talbot, ihr seid an der Reihe …«Durstig, hungrig und mit ein paar kleinen Blessuren kamen sie eine Stunde später zurück. Sie brachten die Pferde in den Stall und die Ausrüstungsgegenstände an ihre Plätze, ehe sie sich draußen auf dem Platz wieder um ihren Lehrer scharten, der ihnen, ehe er sie entließ, immer sagte, was sie am folgenden Tag erwartete. Doch kaum hatte er begonnen, trat der Earl of Cambridge, einer der vielen Cousins des Königs, zu ihnen und bat: »Jerome, borgt mir einen der Jungen, seid so gut.«
    Der Nutricius machte eine einladende Geste. »Natürlich, Mylord. Bedient Euch.«
    Cambridge ließ einen desinteressierten Blick über die Knappen schweifen und traf seine Wahl willkürlich. »Du. Wie

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