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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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hinabrinnen und nickte Raymond dann zu. »Eine typische Waringham-Idee, will mir scheinen. Ein bisschen verrückt, aber irgendwie auf ihre Art genial. Ich stimme dafür. Richard hat sich Harry gegenüber immer als treu sorgender Onkel aufgespielt, nachdem mein Vater gestorben war und mein Bruder im Exil. Ich weiß noch genau, dass es mir immer eisig den Rücken hinablief, wenn ich es gesehenhabe. Nun, ich sage, drehen wir den Spieß um: Der neue König erweist dem toten Scheusal Richard die Ehre, die ein treuer Neffe seinem liebenden Onkel schuldet, und bettet ihn um in seine königliche Gruft. Das wird der Welt beweisen, dass das Haus Lancaster endlich aufgehört hat, um die Sicherheit seines Throns zu bangen.«
    »Was der Fall ist«, betonte der König.
    Bischof Beaufort breitete kurz die Arme aus. »Bei mir bestimmt. Ich habe schon am Thronanspruch meines Bruders nicht gezweifelt, denn er war der bessere Mann und er hatte die Zustimmung des Parlaments. Ebenso wenig zweifle ich an der Rechtmäßigkeit deiner Stellung als sein Erbe. Aber wenn wir March freilassen und Richard umbetten, werden auch den letzten Skeptikern endlich die Augen geöffnet. Oder zumindest wird dein Schneid sie mundtot machen.« Er hob Raymond seinen Becher entgegen. »Hervorragend, Waringham.«
    Exeter wirkte nach wie vor beunruhigt, und auch Scrope schien noch einmal widersprechen zu wollen. Doch der König kam beiden zuvor. »Also ist es abgemacht. Die Zerrissenheit, die England während der vergangenen vierzehn Jahre gelähmt hat, muss ein Ende nehmen, Sirs. Damit wir uns endlich Frankreich zuwenden können.« Er wies mit dem Becher auf den Bischof. »Um den diplomatischen Firlefanz werdet Ihr Euch kümmern, nicht wahr, Onkel?«
    Beaufort zögerte einen Moment, schien zu erwägen, Harry noch einmal vor einem vorschnellen Wiederanfachen des Krieges zu warnen. Doch er beschränkte sich schließlich auf: »Wie du wünschst, Harry. Es ist im Grunde keine große Kunst. Wir müssen nur ein paar Forderungen stellen, die auf den ersten Blick vernünftig erscheinen, aber für Charles unerfüllbar sind. Aquitanien, das Anjou, die Normandie – alles, was England einmal an französischen Territorien besessen hat. Oder das immer noch fehlende Lösegeld des vor über fünfzig Jahren in englischer Gefangenschaft verstorbenen französischen Königs Jean. Unsinniges Zeug solcher Art. Oh, und natürlich die Hand der französischen Prinzessin mitsamt einer königlichenMitgift für unseren jungen, heiratswütigen König, nicht wahr.«
    Die Männer am Tisch lachten wieder leise, nur der fünfundzwanzigjährige König, vor dem früher kein Londoner Hurenhaus sicher gewesen war, wirkte plötzlich verlegen. Er strich sich mit der Linken über das glattrasierte Kinn. »Eine französische Prinzessin?«, fragte er mit einem unsicheren Lächeln. »Wie heißt sie?«
    Der Bischof legte ihm für einen Moment die Hand auf den Arm. »Katherine. Die Franzosen behaupten, sie sei die größte Schönheit, die ihr wunderbares Land voll wunderbarer Frauen je hervorgebracht habe. Ausnahmsweise ist es keine Lüge, mein König. Ich habe sie gesehen.«
    »Tatsächlich?«
    Beaufort nickte ernst, aber seine dunklen Augen funkelten verräterisch. »Jeder König muss für sein Land Opfer bringen, Harry. Das hast du gar zu früh lernen müssen. Aber glaub mir, Katherine de Valois zu heiraten wird keine hohen Ansprüche an deine Opferbereitschaft stellen.«
     
    Ohne große Mühe hatte John sich am Hof eingelebt. Das Parlament tagte, was mit allerlei Zeremonien und Banketten einherging, doch es berührte das Leben der Knappen kaum, das sich hauptsächlich in Pferdeställen und Waffenkammern abspielte und auf den Wiesen außerhalb des Palastes, wo sie ihre Waffenübungen abhielten. Selbst an das schlichte Quartier hatte er sich schnell gewöhnt. In den ersten Nächten schlief er schlecht, weil sein Strohsack verwanzt war und er außerdem fürchtete, die schauderhafte Ketzerverbrennung könne seine Albträume von Tod und Feuersbrunst wieder wachrufen, er werde schreiend aus dem Schlaf auffahren und sich vor seinen neuen Kameraden lächerlich machen. Doch die Träume verschonten ihn, und am zweiten Tag füllte er den Sack mit frischem Stroh, sodass seine Nachtruhe fortan ungestört blieb.
    Die Knappen seiner Altersgruppe, mit denen er das Quartier teilte und unterrichtet wurde, begegneten ihm mit einerArt raubeiniger Freundlichkeit, und er überwand seine Scheu vor all den großen Namen.

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