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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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ist dein Name?«
    »John of Waringham, Mylord.«
    »Hm.« Es war ein seltsamer Laut. John war nicht sicher, ob er Missfallen oder nur Ungeduld ausdrückte. »Komm mit mir«, befahl Cambridge.
    John verneigte sich hastig vor seinem Lehrer und wandte sich dann ab, um Cambridge zu folgen, stieß aber hart mit Somerset zusammen, der plötzlich ohne jeden erkennbaren Grund hinter ihm stand.
    »Oh, bitte entschuldige, John«, sagte der Jüngere lachend, stützte sich einen Augenblick auf Johns Arm, als ringe er um Gleichgewicht, und zischte ihm ins Ohr: »Sei vorsichtig.«
    Ohne sich nach ihm umzuschauen, führte Cambridge John zu einem der vielen Nebengebäude des Palastes unweit der großen Halle, in welchem, wie John inzwischen gelernt hatte, die luxuriösesten Quartiere lagen. Sie stiegen eine steinerne Treppe hinauf ins erste Obergeschoss, folgten einem von Fackeln erhellten Korridor, und der Earl öffnete die dritte Tür, ohne anzuklopfen, und trat ein.
    John folgte ihm in einen großen, hellen Raum. Zwei Fenster zeigten auf den Fluss und die baumbestandenen Wiesen am südlichen Ufer. Das Gemach verfügte über ein breites, mit Brokatvorhängen versehenes Bett, kunstvoll gearbeitete Teppiche zierten die Wände.
    An einem Tisch, der etwa in der Raummitte stand, saß ein Mann von vielleicht Anfang zwanzig. Er trug das rötlich blonde Haar länger, als der Mode entsprach, es reichte ihm bis auf die Schultern. Der Blick der hellblauen Augen war unruhig und das Gesicht sehr blass. Neben dem breitschultrigen, groß gewachsenen Cambridge mit dem grau melierten Bart und dem festen Schritt wirkte er beinah feenhaft.
    »Hier, Edmund«, sagte der Earl. »Ich habe dir einen Jungen besorgt. Waringham, dies ist der Earl of March. Du wirst ihm zu Diensten sein, bis sein eigenes Gefolge eintrifft.«
    John verneigte sich vor dem jungen March. »Es ist mir eine Ehre, Mylord.«
    Ein mattes Lächeln huschte über das bleiche Gesicht. »Danke, mein Junge.«
    »Du kannst damit anfangen, dass du uns einen Schluck anständigen Wein besorgst«, beschied Cambridge und bedeutete ihm mit einem Wink, sich auf den Weg zu machen.
    John verneigte sich nochmals und ging hinaus. Während er die Tür zuzog, hörte er March sagen: »Erzähl mir von Anne, Richard. Wie geht es meiner Schwester? Ihr habt einen kleinen Sohn, hörte ich …«
    Auf dem Weg zur Treppe rätselte John, was es mit diesem verschreckten jungen Earl wohl auf sich haben mochte, von dem er noch nie im Leben gehört hatte, der aber offenbar Cambridges Schwager war …
    »Nanu, John!«
    Der Junge sah erschrocken auf, als er die tiefe, samtweiche Stimme vernahm. Sein Gehör hatte ihn nicht getrogen. Der Mann, der ihm auf dem Korridor entgegenkam – gewiss auf dem Weg zu seinem eigenen Quartier –, war Bischof Beaufort.
    John verneigte sich schon wieder und dachte: Wenn das so weitergeht, habe ich morgen Muskelkater von all den Artigkeiten.
    Der Bischof legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ich hörte, dass du sicher hier angekommen bist, aber in all den Wochen habe ich dich noch nicht gesehen.«
    Das war kein Zufall, denn John hatte ihn gemieden.
    »Geht es dir gut, mein Junge?«
    »Danke, Mylord.«
    »Hast du hier das gefunden, was du dir erhofft hast?«
    »Ich glaube schon, Mylord.«
    »Und woran liegt es, dass du mir nicht in die Augen schauen kannst?«
    Mühsam hob John den Blick. »Ich … Ihr … Weil …« Er ballte unbewusst die Fäuste. Gott, was für ein unwürdiges Gestammel, dachte er angewidert und verfluchte seine Ungeschicklichkeit im Umgang mit anderen Menschen.
    »Versuch es noch einmal«, schlug der Bischof vor. »Ich weiß, du kannst reden wie ein Gentleman, denn dein Vater hat mir den Brief gezeigt, den du hinterlassen hast. Nimm dir Zeit. Also?«
    Wie bei ihrer ersten Begegnung gelang es Beaufort auch dieses Mal, den Knoten in Johns Zunge zu lösen. Der Junge räusperte sich entschlossen. »Ich war beschämt, Mylord. Ihr wart so freundlich zu mir, und ich bin einfach davongelaufen. Es war ungehörig. Vollkommen unentschuldbar.«
    »Ah. Du fürchtetest, ich sei gekränkt?«
    »Ich glaube nicht, dass es in meiner Macht steht, Euch zu kränken.«
    Beaufort zog amüsiert eine Braue in die Höhe. »Siehst du? Es geht doch. Das war eine hervorragende Antwort. Vielleicht eine Spur zu bescheiden, aber entwaffnend. Weiter.«
    »Seit ich hier bin, graut mir davor, dass Ihr zu mir kommt und mich zur Rede stellt. Denn ich kann es nicht erklären. Es war einfach etwas, das

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