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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Gloucester, wusste er, war eine ruhelose, vielleicht gar gehetzte Seele. Raymond kannte ihn von Geburt an und hatte ihn aufwachsen sehen, doch er konnte nie so recht begreifen, was es war, das den jungen Prinzen quälte.
    »Gentlemen«, begann dieser mit einem breiten, flegelhaften Grinsen, »mir scheint, meinen königlichen Bruder verlangt es nach Zerstreuung. Und jetzt wird er uns gleich damit schockieren, was er sich ausgedacht hat, um seine Langeweile zu vertreiben.«
    Leises Gelächter plätscherte, doch die Miene des Königs wurde gleich wieder ernst. »Du irrst dich, Humphrey. Ich weiß ja selbst, wie wichtig es ist, die Lords und auch die Commons bei diesem Parlament zu gewinnen, viele unserer Pläne für die Zukunft hängen davon ab. Und ihr wisst, was mein eigentliches Ziel ist.«
    »Frankreich«, antworteten drei oder vier wie aus einem Munde.
    Harry nickte. »Frankreich. Es wird Zeit, dass dieser Krieg zu einem Ende gebracht wird. Und zwar zu einem glücklichen Ende für England. Herrgott noch mal, der König von Frankreich ist dem Wahnsinn verfallen, der französische Adel bis aufs Messer verfeindet. Viel günstiger können die Umstände kaum noch werden.«
    »Es ist nicht ganz richtig, zu sagen, Charles von Frankreich sei dem Wahnsinn verfallen«, schränkte Lord Scrope ein. »Er ist oft wochenlang bei klarem Verstand. Während meiner jüngsten Gesandtschaft an seinem Hof war er so normal wie ihr und ich, und in solchen Zeiten ist er immer noch ein verdammt gerissener Fuchs. Womit ich nicht sagen will, du hättest Unrecht, Harry.«
    »Trotzdem können wir nicht einfach das Schwert aus der Scheide reißen und nach Paris marschieren«, warnte der Bischof. »Wir müssen uns an die diplomatischen Spielregeln halten. Das braucht Zeit. Und wir sollten bedenken, dass …«
    »Wenn es nach Euch ginge, würden wir bis zum Tag des Jüngsten Gerichts mit den Franzosen verhandeln, Onkel«, warf Gloucester ungeduldig ein.
    Der Bischof zog eine Braue in die Höhe und sah ihm einen Moment in die Augen. »Ich wäre dir dennoch dankbar, wenn du mich ausreden ließest, Humphrey, mein Junge.«
    Der hob scheinbar zerknirscht die Hände. »Tut mir Leid. Aber ein jeder hier weiß, was Ihr sagen werdet.«
    »Tatsächlich? Ich bedaure, dass ich so vorhersagbar bin …«
    »Wollt Ihr Harry vielleicht nicht raten, die Verhandlungen in die Länge zu ziehen, bis die französischen Adelsparteien sich gegenseitig aufgerieben haben und Frankreich uns in den Schoß fällt?«
    »Nein. Nur so lange, bis wir klar genug sehen, um zu entscheiden, auf welche Seite wir uns in diesem Adelskrieg stellen sollten. Denn wenn wir uns mit den Armagnac oder mit Burgund verbünden, stehen unsere Siegeschancen weitaus besser.«
    »Und ehe wir uns Frankreich zuwenden, müssen wir Harrys Position hier zu Hause sichern«, fügte der Duke of Bedford hinzu.
    Von den drei Brüdern des Königs war Bedford Raymond der liebste. Er war ein ewiger Zweifler wie sein Vater, und genau wie dieser litt er an einem Übermaß Bescheidenheit. Weil er selten den Mund aufmachte und, wenn doch, meist zu seinen Stiefelspitzen sprach, hielten manche ihn für einen Zauderer, aber Raymond wusste es besser. John of Bedford war ein mutiger Mann und womöglich der klügste der Brüder. Nur eben ein stilles Wasser.
    In diesem Punkt widersprach Raymond ihm trotzdem. »Harrys Position ist sicher, John. Die Männer, die gegen euren Vater rebelliert haben, sind tot. Ein paar ins Ausland geflohen, aber die sind bedeutungslos. Ihre Söhne haben Harry mitleuchtenden Augen Gefolgschaft geschworen, du hast es doch gesehen. Der junge Salisbury etwa oder Oxford. Sie wanken nicht. Sie würden dir bis ans Tor zur Hölle folgen«, schloss er an den König gewandt.
    »Ich würde nicht so weit gehen, Paris so zu nennen«, erwiderte der trocken. »Trotzdem gebe ich dir Recht, Raymond, aber nicht alle Söhne der Männer, die gegen meinen Vater rebelliert haben, sind hier, nicht wahr.«
    Raymond überlegte einen Moment und schüttelte dann den Kopf. »An wen denkst du?«
    »An den jungen Earl of March. Er hat beinah sein ganzes Leben in Gefangenschaft verbracht.«
    »Eine bedauerliche Notwendigkeit«, warf der Bischof mit seiner schönen, samtweichen Stimme ein. »March ist gefährlich, weil er einen Anspruch auf die Krone geltend machen kann.«
    »Ein Anspruch auf die Krone ist kein Verbrechen, für das ein Mann eingesperrt sein sollte, Onkel.«
    »Oh Jesus Christus …«, murmelte Bedford. »Er

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