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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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gegenüber gesetzt hatte. »Aber du wirst Gerede hören, darum sage ich es dir lieber selbst. Lionel of Clarence war mein Großvater.«
    John bedeutete mit einem Kopfschütteln, dass ihm der Name nichts sagte.
    »Er war König Edwards zweitältester Sohn, verstehst du.«
    John zog erschrocken die Luft ein. »Das heißt, Ihr seid … Ich meine, eigentlich wäret Ihr …« Er brachte es nicht heraus.
    March nickte bedächtig, ohne ihn aus den Augen zu lassen. »Der Großvater des jetzigen Königs war der jüngere Bruder meines Großvaters. Darum hätte ich Richards Erbe sein müssen. Ich stand dem Thron näher. Aber als Richard gestürzt wurde und England plötzlich einen neuen König brauchte, war ich erst acht Jahre alt. Außerdem hatte Henry of Lancaster England gerade erobert. Man könnte auch sagen, es ist ihm wie eine reife Pflaume in den Schoß gefallen.«
    John erhob sich abrupt. »Ich bitte um Vergebung, Mylord, aber ich glaube nicht, dass ich den Rest hören will.«
    »Warum nicht? Die Wahrheit verschwindet nicht, nur weil man sie nicht ausspricht.«
    »Was damals geschehen ist, war eine politische Notwendigkeit. Henry of Lancaster musste die Krone nehmen, obwohl er gar nicht wollte.«
    »Ich merke, du glaubst fest an die Märchen, die in eurer Familienbibel stehen.«
    »Es ist die Wahrheit! Und nun sitzt Henry of Lancasters Sohn auf Englands Thron …«
    »Und ich bin der Letzte, der daran etwas ändern will, John«,fiel March ihm beschwichtigend ins Wort. »Nur um dir das zu sagen, habe ich dieses Thema zur Sprache gebracht. Nichts könnte mir ferner liegen, als König von England werden zu wollen. Aber um ganz sicher zu gehen, dass der unliebsame Thronanwärter nicht plötzlich eine Armee um sich schart und auf sein Recht pocht, haben die Lancaster mich seit meinem achten Lebensjahr auf einer verdammten irischen Festung eingesperrt.«
    »Oh mein Gott …« John sank wieder auf seinen Schemel. »Ist das wahr?«
    March musste über den aufrichtigen Schrecken lächeln. »Oh ja. Ich bedaure, wenn ich dein Heldenbild erschüttere, aber es stimmt. Nun hat Harry mich freigelassen, und allein dafür bin ich ihm so dankbar, dass ich fortan der Treueste seiner Vasallen sein werde. Aber vierzehn Jahre Gefangenschaft machen einen Mann menschenscheu. Wenn ich mir vorstelle, dass ich in diese Halle gehen muss und vor den Augen der versammelten Lords …« Seine Stimme versagte. Er griff nach seinem Becher wie ein Ertrinkender nach der rettenden Holzplanke und nahm einen tiefen Zug. »Ich weiß nicht, ob ich das kann.«
    John hatte den Kopf gesenkt. Ihm war unbehaglich. Er wünschte sich, er hätte das niemals erfahren müssen. Denn sein Gewissen sagte ihm, dass das Haus Lancaster diesem Mann ein furchtbares Unrecht angetan hatte, und das war ein abscheuliches Gefühl. Wieder einmal suchte er nach den richtigen Worten. Dann fielen sie ihm ein. Er sah auf. »Eins ist gewiss, Mylord: Er wird es Euch so leicht machen, wie er kann.«
     
    John hatte sich nicht getäuscht.
    Als er hinter dem jungen March die große Halle betrat, waren die Bänke schon voll besetzt, doch als die Versammelten den Neuankömmling sahen, wurde es still.
    Marchs ohnehin langsame Schritte wurden noch zögerlicher. John war fast versucht, ihm eine Hand auf den Rücken zu legen und ihn ein wenig zu schieben. Er sah einen Wangenmuskel in dem bleichen Gesicht zucken.
    In der ohrenbetäubenden Stille erhob sich der König von der hohen Tafel und trat dem Earl of March entgegen. Sie trafen sich in der Mitte der Halle. Einen Augenblick standen sie sich reglos gegenüber und starrten einander an, dann sank March auf die Knie und legte die Hände zusammen. »Gestattet mir, Euch Lehnstreue und Gefolgschaft zu schwören, Sire.« Die Stimme bebte nur ein wenig.
    Harry umschloss die Hände des Earl mit seinen und nahm ihn dann bei den Schultern. »Das sollt Ihr. Erhebt Euch, Lehnsmann.« Und als March wieder vor ihm stand, schloss er ihn in die Arme. »Seid Uns von Herzen willkommen, Cousin. Kommt.« Er wies mit einer einladenden Geste zur hohen Tafel. »Der Platz, der Euch gebührt, war gar zu lange verwaist.«
    Er führte ihn auf die Estrade, wo gleich neben seinem Thronsessel ein Ehrenplatz für March freigelassen worden war. Die Brüder des Königs hatten sich erhoben und begrüßten den so lange verschwundenen Cousin ein wenig unbeholfen, aber mit aufrichtiger Freundlichkeit.
    Das Gemurmel in der Halle setzte wieder ein. Erleichtert ging John ans untere

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