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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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vergangenen achtzehn Monate höchstens einmal aus der Ferne gesehen. Er wusste, sie hatte dem Schmied eine Tochter geboren. Aber sie sah vollkommen unverändert aus. »Seit über drei Wochen bin ich hier«, bemerkte er. »Doch heute ist das erste Mal, dass ich dich treffe.«
    »Ich bin es müde, mich ewig vor dir zu verstecken«, gab sie zurück.
    »Liz.« Beinah instinktiv streckte er die Hand aus, um ihre zu ergreifen, besann sich dann und ließ sie wieder sinken. »Wir wollen uns setzen, ja?« Er band sein Pferd an den erstbesten Baum und ließ sich neben ihr im langen Gras nieder.
    Nach einem kleinen Zögern folgte sie seinem Beispiel, setzte sich aber eine Armeslänge von ihm entfernt. »Das ist kein Leben, Raymond. Wann immer du in Waringham bist, komme ich mir vor wie eine Diebin auf der Flucht. Und Matthew ergeht es kaum besser. Es gibt weiß Gott nicht viele Dinge, die ihm Angst machen, aber er fürchtet immer, dir im Gestüt zu begegnen, wenn er die Pferde dort beschlägt, sodass Conrad ihn praktisch beim Bart packen und hinschleifen muss.«
    »Was für ein Mordskerl …«, entfuhr es ihm, aber auf ihren wütenden Blick hin hob er zerknirscht beide Hände. »Na schön, na schön. Du hast Recht. Ich war wütend, und ich hätte ihm mit Genugtuung die Kehle durchgeschnitten, wenn ich Gelegenheit gehabt hätte. Ich war enttäuscht, dass du … dich nicht verabschiedet hast. Verbittert, wenn du so willst.«
    Sie nickte und richtete den Blick wieder auf den Jungen im Wasser. »Keins dieser Gefühle ist mir fremd, glaub mir.«
    Raymond seufzte vernehmlich. Er verlor die Lust an diesem Gespräch. »Lizzy … du bist so schön wie eh und je, wenn du wütend auf mich bist. Du könntest …«
    »Spar dir den Rest«, unterbrach sie. »Ich hab es oft genug gehört.«
    Er ließ sich auf die Ellbogen zurücksinken und gönnte sicheinen ausgiebigen Blick auf ihre Rundungen. Seine Fingerspitzen kribbelten, so sehr verlangte es ihn danach, sie zu berühren. »Oh, komm schon, Lizzy. Wir haben so viel Spaß zusammen gehabt. Du kannst nicht so tun, als hättest du das alles vergessen.«
    »Nein. Aber ich verrate dir etwas, das du offenbar immer noch nicht weißt, Raymond: Spaß ist nicht das Wichtigste.« Sie sah ihn wieder an, und für einen Moment wurde der Ausdruck ihrer Augen sanft. »Es tut mir Leid, dass ich es dir nicht selbst sagen konnte. Aber du weißt ganz genau, wozu das geführt hätte. Und das wollte ich nicht.«
    Er lächelte schelmisch. »Ehrlich nicht?«
    Seufzend schüttelte sie den Kopf, wider Willen belustigt. »Geh. Sei ein Gentleman und verschwinde, ehe uns irgendwer zusammen sieht. Du kannst doch in Wahrheit gut auf mich verzichten.«
    »Schlechter, als ich für möglich gehalten hätte«, gestand er aufrichtig. Und machte keinerlei Anstalten, ihrer Aufforderung zu folgen. Stattdessen nahm er ihre Linke in seine Pranke und steckte ihren kleinen Finger in den Mund.
    »Mutter!«, rief eine helle Stimme vom Ufer.
    Hastig befreite Liz ihre Hand
    »Beinah hätt ich einen erwischt. Ich …« Der Junge war aus dem Wasser gekommen und hielt erschrocken inne, als er den Fremden entdeckte. Er klaubte seine Kleider vom Boden auf und hielt sie sich vor die Blöße, ehe er seine Mutter fragend anschaute. Das blonde Haar klebte ihm feucht an den geröteten Wangen, die Augen waren so blau und klar wie der Maihimmel über ihnen. Er war mager und sein Körper schneeweiß. Klosterschüler hatten gewiss nicht oft die Möglichkeit, in einem Flüsschen zu baden und in der Sonne herumzutoben, nahm Raymond an.
    Er setzte sich auf und lächelte dem Jungen zu. »Kein Grund, verlegen zu sein. Ich drehe mich um, bis du dich angekleidet hast, und dann kann deine Mutter uns miteinander bekannt machen.«
    Er kehrte dem Knaben ein paar Atemzüge lang den Rücken, und als er sich wieder umwandte, warf Liz ihm einen ratlosen Blick zu und schüttelte den Kopf wie über einen unverbesserlichen Toren. »Daniel, dies ist Sir Raymond. Mylord, mein Sohn Daniel.«
    Der Junge trug jetzt eine grau verwaschene Novizenkutte, die ihn wenn möglich noch dürrer, gleichzeitig aber auch älter wirken ließ, und schaute Raymond unverwandt an. Daniel hatte selten Gelegenheit, sich in einem Spiegel zu betrachten, aber die Ähnlichkeit war so überwältigend, dass er genau wusste, wen er vor sich hatte. »Ich nehme an, Ihr seid mein Vater, Mylord?«, fragte er höflich.
    »Daniel!«, fuhr Liz erschrocken auf.
    Raymond grinste. »Das nehme ich auch an. Ich

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